Was macht die IHK-Vollversammlung?

In diesem Jahr wird das Parlament der Wirtschaft neu gewählt

Meist trifft sich die Vollversammlung wie hier im Jahr 2019 in der IHK.

Text: Christopher Trinks, Foto: Andreas Wiese

Das Ehrenamt ist ein nobles Investment. Es braucht zwar Zeit, persönliches Engagement und Leidenschaft als Kapital, doch die Rendite fährt die Gesellschaft ein – was bezogen auf die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer allerdings auch dem eigenen Unternehmen zugutekommen kann. Denn die höchste Instanz der IHK ist ein Gremium von gewählten Freiwilligen, welches sich branchenübergreifend für ein gemeinsames Ziel einsetzt: die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Neben der Bundestagswahl steht für die Unternehmer und Unternehmerinnen Düsseldorfs und des Kreises Mettmann im Herbst also ein weiterer, wichtiger Gang zur Wahlurne an. Denn auch die Zusammensetzung der Vollversammlung wird neu gewählt. Wie wertvoll die Arbeit dieses ehrenamtlichen Plenums wirklich ist, wird bei einem genaueren Blick auf Funktion und Bedeutung des „Parlaments der Wirtschaft” sichtbar.

Sprachrohr der Unternehmen und Berater der Politik

„Die IHK ist Interessenvertretung und Körperschaft des öffentlichen Rechts zugleich“, erklärt Dr. Nikolaus Paffenholz, Leiter der Abteilung Unternehmensservice bei der IHK. „Sie soll als Mittler zwischen Staat und Wirtschaft fungieren.“ Schon vor über 150 Jahren mündete das Streben lokaler Unternehmer, sich eigenverantwortlich zu organisieren und ihre Vertreter selbst wählen zu wollen, in der Gründung der ersten Handelskammern. Bei wirtschaftspolitischen Fragen sollten Verwaltung und Politik fortan auch die Stimmen der Wirtschaft hören und von ihr beraten werden – heutzutage gebündelt aus der regionalen Vollversammlung, dem „Sprachrohr“ der Unternehmen.

Dr. Nikolaus Paffenholz, Leiter der Abteilung Unternehmensservice bei der IHK, erzählt im Video, wie die Kandidatur für die IHK Vollversammlung funktioniert.

„Die Empfehlungen blicken aus einem 360-Grad-Winkel der Wirtschaft heraus. Man kann sich darauf verlassen, dass die Positionierungen nicht einseitig, sondern abgewogen sind“, sagt Paffenholz. Denn anders als bei einzelnen Interessensverbänden sind in der Vollversammlung alle Branchen der Region vertreten. „Dadurch kann die IHK politisch mit einem ganz anderen Gewicht agieren.“ Zwar tagt das Parlament lediglich zweimal jährlich in Gänze. Doch die wahren Kernkompetenzen bilden ohnehin die Ausschüsse, in denen Vorschläge und Positionspapiere zu drängenden Fragen erarbeitet werden. Segnet die Vollversammlung diese Empfehlungen ab, tragen die Hauptamtlichen der IHK diese schließlich an die politischen Entscheidungsträger weiter.

Wer Lust hat, für die Vollversammlung zu kandidieren, findet alle Informationen unter www.starke-stimme-ihk.de.

Jüngstes Beispiel für einen wunden Punkt der kommunalen Politikgestaltung, auf den die Vollversammlung schon seit Jahren ihre Finger legt, ist die Infrastruktur der Region. Düsseldorf und der Kreis Mettmann sind als Wirtschaftsstandort attraktiv, die Verkehrsinfrastruktur dagegen deutlich überlastet. Gerade beim Schutz und Ausbau der Rheinbrücken wird deutlich, wie folgenschwer die politischen Versäumnisse in diesem Bereich trotz jahrelangen Mahnens nunmehr wiegen. Kontrovers diskutierte Entscheidungen wie die Einführung der Umweltspuren 2019 in Düsseldorf verschlimmerten die Situation zusätzlich. Den betroffenen Unternehmen verlieh die Vollversammlung bei dieser Debatte dabei frühzeitig Gewicht und eine Stimme. Das wurde besonders bei der vergangenen Kommunalwahl sichtbar, als die Vertreter der Wirtschaft ihre Erwartungen mit den Positionen der Parteien bei den von der IHK veranstalteten Wahlarenen messen konnten – speziell das Thema „Umweltspur“ wurde schließlich ein entscheidender Wahlprüfstein in Düsseldorf. Für die Zukunft bleiben nun unter anderem die Stärkung der Außenwirtschaft mit Blick auf China, die Stadtentwicklung und der Ausbau des Medienhafens sowie die wirtschaftsfreundliche Klimaanpassung wichtige Anliegen, mit denen sich die Ehrenamtlichen beschäftigen.

Netzwerk der lokalen Wirtschaft

Mindestens genauso wichtig wie ihre Funktion nach außen hin ist die Vollversammlung für die interne Organisation der IHK. Neben formalen Angelegenheiten wie Satzung und Wahlordnung werden von den Delegierten auch die Höhe der Mitgliedsbeiträge und damit das Budget festgesetzt. Da zudem alle Wirtschaftszweige der Region über die Wahlgruppen auf die 94 Sitze verteilt sind, fördert ihre Diversität nicht nur einen Interessensausgleich, sondern auch ein branchenübergreifendes Netzwerk. Ein Fakt, den besonders langjährig Engagierte wie Ralf Burmester zu schätzen lernten.
„Man lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen. In der Vollversammlung bildet sich die ganze Vielfalt der Wirtschaft ab: vom Ein-Personen-Unternehmen bis zum Weltkonzern, von der Gastronomie bis zum produzierenden Gewerbe“, sagt der Vizepräsident, der nach drei Amtszeiten – den Ruhestand im Blick – nun nicht mehr für die Vollversammlung kandidiert. Wer das geschäftlich wie private Netzwerken schätze, könne in der Vollversammlung gute Anknüpfungspunkte finden, sagt er. „Ein schöner Nebeneffekt des IHK-Ehrenamtes.“

Über dieses Thema haben wir auch im IHK Quarterly 01/2021 berichtet.

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