Was macht eigentlich der Kunstpalast?

Eine neue Visitenkarte der Stadt entsteht.

Der Kunstpalast soll zu einem der schönsten Orte Düsseldorfs werden.

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Illustration: Kunstpalast

Es ist nicht zu übersehen: Rund um und im Kunstpalast wird gebaut. Container füllen sich mit Schutt. In das Gebäude ein- und ausgehende Handwerker bestimmen das Bild im Ehrenhof. Der Sammlungsflügel des in den 1920er-Jahren erbauten Gebäudeensembles wird kernsaniert und zukunftsfähig gemacht. Die Wiedereröffnung mit der Neupräsentation der Schausammlung ist für das vierte Quartal 2022 geplant.
Über eine Länge von fast 200 Metern erstreckt sich der Bauzaun, der mit mehr als 50 Werbebannern verkleidet ist. Die Motive wie „Rubens meets Rigips“ oder „Maria meets Maurer“ signalisieren einen humorvollen Dialog zwischen Handwerkern und Kunstwerken der Sammlung.

Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast (rechts), und Architekt Joachim Sieber erzählen im Video, welche Herausforderungen mit dem Umbau des Kunstpalastes verbunden sind.

Düsseldorfs größtes städtische Museum mit dem integrierten Robert-Schumann-Saal und dem angeschlossenen NRW-Forum hat mit der Instandsetzung seines Ausstellungsflügels begonnen und wagt hinter historischer Fassade eine Neugestaltung. Der zum Rhein liegende Flügel des U-förmigen Gebäudes – in dem sich auch das Glasmuseum Hentrich befindet – wird erneuert, dazu der Mittelteil, auf dessen Dach die Aurora von Arno Breker liegt. Auch der Rubens-Saal wird neu gestaltet.
„Aktuell wird ein Teil des Gebäudes umgebaut. Betroffen ist der Sammlungsbereich. Die Gemälde und Skulpturen, die Spezialsammlungen zu Kunstgewerbe und Design, Grafik, Fotografie sowie Glas sind im Depot ausgelagert“, erklärt Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast. Während Neues entsteht, läuft der Ausstellungs- und Konzertbetrieb weiter. „Wie geplant schreitet das 40-Millionen-Euro teure Projekt zügig voran“, erklärt Krämer und ergänzt: „Erfreulicherweise liegen die Gewerke bisher im Zeitplan, so dass die Wiedereröffnung 2022 realistisch ist.“

„Wie geplant schreitet das Projekt zügig voran“

Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast

Zwei Jahre hat es gedauert von den Entwurfsplanungen bis zum Ratsbeschluss 2020 und der Baugenehmigung 2021. Einer, der sich mit dem Kunstpalast seit Jahren intensiv beschäftigt, ist Joachim Sieber. Zusammen mit seiner Frau Anja Sieber-Albers führt er das Architekturbüro Sieber. In einem EU-weiten öffentlichen Vergabeverfahren haben die Um- und Neubau-Entwürfe des Düsseldorfer Architekten mit großer Expertise für Museumsbauten überzeugt. Sieber und sein achtköpfiges Team erhielten den Zuschlag.
Seit seinem Studium an der Hochschule und an der Kunstakademie Düsseldorf ist der 59-Jährige mit dem Kunstpalast vertraut. Neben Paul Schneider-Esleben (er hat mit dem Mannesmann-Hochhaus den ersten Stahlskelettbau mit Vorhangfassade in Deutschland errichtet), zählt der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers zu Siebers Lehrmeistern. Und Ungers war es auch, der den 2001 eröffneten Neubau (Ostflügel) des Kunstpalastes entworfen hat.

„Die größte Herausforderung ist hier zugleich die schönste“

Joachim Sieber, Architekturbüro Sieber

Alle zur Verfügung stehenden Quellen hat Joachim Sieber für seine Arbeit gesichtet und systematisiert, auch die Dokumente früherer Planungen. „Der Kunstpalast entstand in den 1920er Jahren innerhalb von nur einem Jahr, das wäre heute nicht mehr denkbar“, sagt er. Was werden denn die augenfälligsten Veränderungen sein, die die Düsseldorfer in „ihrem“ neuen alten Museum und das internationale Kunst-Publikum erwartet? „Es geht vor allem darum, den Sammlungsflügel und den Ausstellungsflügel baulich wieder so zusammenzuführen, dass der Kunstpalast als Ganzes wahrgenommen und besucht werden kann“, erklärt der Architekt im Interview mit dem IHK-Magazin.
„Die größte Herausforderung ist hier zugleich die schönste“, sagt Joachim Sieber, „nämlich aus der sehr heterogenen Situation mit den vielen Spuren und Schichten der Vergangenheit ein Ganzes entstehen zu lassen, ohne das große, fast 100 Jahre gewachsene Potenzial zu zerstören.“ Neben der neu entstehenden und für alle sicht- und erlebbaren Gastronomie wird das bisher zweigeteilte Gebäude einen gemeinsamen neuen Eingang bekommen. Es entsteht ein Rundgang, der Sammlung (chronologisch) und Wechselausstellungen integriert.

„Das Publikum wird dann die Sammlung in einem offenen und lichten Raumgefüge erleben können. Neue Treppen und Aufzüge, die Freilegung von Fenstern zum Ehrenhof – all dies wird den Rundgang durch das Museum verbessern“, verrät Felix Krämer. Wie der neue Kunstpalast aussehen soll, zeigt ein Musterraum, der mitten in der Baustelle angelegt worden ist: Das Museum erhält einen hellen Holzboden, die Wände werden weiß. Viele bislang verhängte Fenster sollen geöffnet werden, um Tageslicht hereinzulassen.
Das nach außen hin sichtbarste Zeichen des Neubeginns ist ein Café: Der Durchgang unter dem Mittelteil – dem Belvedere – wird verglast, Gastronomie zieht ein. Im Erdgeschoss und außen werden jeweils 60 Sitzplätze eingerichtet. Das mit Blick auf die Tonhalle ausgerichtete Restaurant soll den Ehrenhof beleben, auch außerhalb des Museumsbetriebs Anziehungskraft entfalten. „Es wird ganz sicher einer der schönsten Orte Düsseldorfs“, davon ist der seit 2017 amtierende Generaldirektor überzeugt.
Hausherr und Architekt freuen sich „auf das Gesamterlebnis Kunstpalast. Wir werden die Qualität des Ortes sichtbar und das Museum zur Visitenkarte der Stadt machen“. 

Ungeachtet der Baumaßnahmen läuft derweil der Ausstellungsbetrieb weiter: Am 20. Juni wird „Die Große Kunstausstellung NRW“ eröffnet. Ab 15. September folgt die von Claudia Schiffer kuratierte Ausstellung „Captivate! Modefotografie der 90er Jahre“. Ab Dezember wird die Schau „Electro. Von Kraftwerk bis Techno“ präsentiert.

In der aktuellen Folge des Podcasts Wirtschaft Düsseldorf Unplugged spricht Moderatorin Andrea Greuner mit  Christian Hupertz, der die Aufgabe übernommen hat, den Kunstpalast und damit die Kunst und Kunstszene in Düsseldorf zu digitalisieren und ins Hier und Jetzt zu übersetzen. 

Über dieses Thema haben wir auch im IHK Quarterly 02/2021 berichtet.

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