Text: Gesa von der Meyden, Foto: Grezgorz Bieniek
Um wieder mehr junge Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern, hat die IHK Düsseldorf die Initiative „Wirtschaft trifft Schule“ gestartet. Eine erste Bilanz ist äußerst positiv.
So funktioniert das Projekt „Wirtschaft trifft Schule“
Wenn sich Unternehmerinnen und Unternehmer in der IHK-Vollversammlung treffen, beschäftigt sie seit Jahren ein Thema: der zunehmende Fachkräftemangel und die stetig sinkende Zahl junger Leute, die sich für eine Ausbildung interessieren. Im Frühjahr entstand auf Initiative von IHK-Präsident Andreas Schmitz darum das Projekt „Wirtschaft trifft Schule“. Die Idee: Mitglieder der IHK-Vollversammlung besuchen allgemeinbildende Schulen in Düsseldorf und im Kreis Mettmann und werben im Gespräch mit den Schulleitungen für die duale Ausbildung. „Insgesamt beteiligen sich 34 Mitglieder aus Vollversammlung und Präsidium an dem Projekt. Dass die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst in die Schulen kommen, wird von den Schulen als Wertschätzung empfunden“, sagt Lisa Bäcker, IHK-Ausbildungsberaterin und Koordinatorin der Initiative.
Wichtige Erkenntnis: Die Schülerinnen und Schüler brauchen Praxiserfahrungen und reale Begegnungen, um Feuer zu fangen
Lisa Bäcker, IHK-Ausbildungsberaterin und Koordinatorin der Initiative
„Wichtige Erkenntnis: Die Schülerinnen und Schüler brauchen Praxiserfahrungen und reale Begegnungen, um Feuer zu fangen.“ Zu den Unternehmen, die sich bei dem Projekt engagieren, zählen die BLF-Gruppe aus Velbert, die Düsseldorfer Stadtwerke und der Automobilzulieferer Helbako aus Heiligenhaus. „Sieben Unternehmen haben langfristige Projekte mit Schulen vereinbart, zwölf bieten Praktikumsplätze an, sechs laden zu Betriebsbesichtigungen ein. Zudem sind zehn zusätzliche Einsätze der IHK-Ausbildungsbotschafter, also Azubis, die ihren Beruf erklären, geplant sowie Unterstützung bei der Elternarbeit und Bewerbungstrainings an den Schulen.“, sagt Lisa Bäcker.
Das sind die konkreten Ergebnisse
Als eines der ersten Vollversammlungsmitglieder besuchte Julien Mounier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Düsseldorf und IHK-Vizepräsident, im März die Anne-Frank-Realschule in Düsseldorf. „Wir sind überzeugt von dem, was wir tun – und diese Begeisterung möchten wir an die Schülerinnen und Schüler weitergeben“, sagt er. Sein Angebot umfasst Praktikumsplätze, Unternehmensbesichtigungen und Unterrichtsprojekte zu den Themen Photovoltaik und Solaranlagen. Für Schulleiterin Uta Bonmann ist der direkte Kontakt entscheidend. „Wir brauchen Kooperationen von Schule und Wirtschaft, um den Jugendlichen einen Einblick in die Berufswelt zu geben. Nur so lernen sie die Ausbildungsberufe kennen.“ Ebenfalls viel vor mit den potenziellen Azubis hat die BLF-Gruppe aus Velbert. Im Juni unterzeichneten Désirée Bleckmann, Prokuristin und IHK-Vizepräsidentin, und Jens Brandenburg, Leiter der Gesamtschule Velbert-Neviges, am Sitz der Firma einen Kooperationsvertrag. Den seit Jahren anhaltenden Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bezeichnet Bleckmann als „erschreckend“. Sie freue sich daher, dass „wir uns als BLF-Gruppe einbringen können, um Schülerinnen und Schüler über unseren Arbeitsalltag zu informieren. Wir werden Projekttage der Schule unterstützen sowie Betriebsbesichtigungen und Praktikumsplätze anbieten“. Die Schule sicherte ihrerseits zu, ausbildungsorientierte Arbeitsaufgaben und Praxiserfahrungen in den Unterricht einzubinden und Jugendliche zu unterstützen, die sich für eine Ausbildung interessieren.
Das steht an
Dass Unternehmen gezielt auf junge Menschen zugehen müssen, ist für Ulf Zimmermann, Geschäftsführer des Automobilzulieferers Helbako aus Heiligenhaus, heute klarer denn je. „Die Zeiten, in denen die Firmen zu Bewerberinnen und Bewerbern gesagt haben ,Wir melden uns‘, sind vorbei. Heute ist es umgekehrt. Die jungen Leute achten genau darauf, was die potenziellen Arbeitgeber zu bieten haben. Ist ihnen das zu wenig, entscheiden sich viele lieber für ein Studium.“ Nach seinem Gespräch mit dem Immanuel-Kant-Gymnasium wurde Zimmermann daher direkt aktiv und holte seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Heiligenhauser Wirtschaftsklub (HWK) ins Boot. Auch das örtliche Klinikum und die Stadt stiegen mit ein, und gemeinsam entwickeln die möglichen Arbeitgeber und das Immanuel- Kant-Gymnasium aktuell Ideen, um Schüler und Unternehmen zusammenzubringen. „Viele Firmen bieten einen Schnuppertag für Achtklässler an. Zudem laden sie die Schülerinnen und Schüler des IKG ein, ihr Pflichtpraktikum in der zehnten Klasse bei einem lokalen Unternehmen zu machen“, sagt Zimmermann.
Die Zeiten, in denen die Firmen zu Bewerberinnen und Bewerbern gesagt haben ,Wir melden uns‘, sind vorbei
Ulf Zimmermann, Geschäftsführer von Helbako
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