Cetto AG feiert Jubiläum

Die Cetto AG gibt es seit 100 Jahren. Seit zehn Jahren steht Barbara Rübbelke-Dehnhardt an ihrer Spitze.

Barbara Rübbelke-Dehnhardt und ihr Sohn, Lukas Rübbelke, freuen sich über 100 Jahre Cetto AG
Barbara Rübbelke-Dehnhardt und ihr Sohn, Lukas Rübbelke

Text: Nina Mützelburg, Fotos: Andreas Endermann
Bei der Cetto AG ist Ehrlichkeit das Unternehmenscredo. Aber der Reihe nach: Die Geschichte beginnt 1922 mit Gründung der Fa. Brockhaus & Co. GmbH – mit Fred Cetto als Oberingenieur. Schwerpunkt liegt damals auf der Herstellung von getauchten Elektroden zum Schweißen, dem Verkauf von Schweißmaschinen und der Reparaturschweißung. Das Portfolio wurde mit den Jahren erweitert. Heute dreht sich in den Hallen an der Dechenstraße alles um Neufertigung und Instandsetzung von Maschinenteilen, Messtechnik zum Aufspüren von versteckten radioaktiven Elementen und die Rekonditionierung von Wälzlagern. Kunden sind überwiegend die Stahl- und Recyclingindustrie auf nationaler und internationaler Ebene. 1936 kauft Heinrich Dehnhardt das Unternehmen und führt es unter dem Namen Cetto weiter. Seitdem ist der Betrieb in der Hand der Familie Dehnhardt. Bis heute.

Eine männerdominierte Branche

An der Spitze steht seit 2012 Barbara Rübbelke-Dehnhardt als Vorstandsvorsitzende – und das zunächst unfreiwillig. Als ihr Mann, Dr. Stefan Dehnhardt, verstarb, musste sie das Unternehmen weiterführen. Sie hat sich durchgekämpft, als Mutter einer kinderreichen Patchworkfamilie und als Frau an der Spitze eines Unternehmens in einer männerdominierten Branche. Heute spricht sie gelassen und mit Humor über die Herausforderung, plötzlich ein Traditionsunternehmen leiten zu müssen: „Ich habe Theologie studiert. Der Glaube an die Ewigkeit hat mir auch als Vorstandschefin geholfen“, sagt Rübbelke-Dehnhardt mit einem Schmunzeln. Als promovierter Maschinenbau- und Schweißfachingenieur hatte ihr Mann das nötige Know-how, um das Unternehmen zu führen. Dieses Fachwissen fehlte ihr. Obwohl sie zehn Jahre zuvor noch eine Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen hat, was ihr sicher einiges erleichtert hat.

„Ich habe Theologie studiert. Der Glaube an die Ewigkeit hat mir auch als Vorstandschefin geholfen“

Barbara Rübbelke-Dehnhardt, Vorstandsvorsitzende Cetto AG

„In einer solchen Situation ist es wichtig, ehrlich zu sein. Ich habe nie jemandem etwas vorgemacht. Während meiner ersten Verhandlungen habe ich nur mit Männern am Tisch gesessen, die sich tief mit der Materie auskannten. Ihnen hätte ich ohnehin nichts vormachen können. Also habe ich offen zugegeben, was ich weiß, und was ich erst abklären muss“, erinnert sie sich. Bei der Cetto AG in Ratingen ist Ehrlichkeit das Unternehmenscredo. Dazu hat sie sich mit hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeben, denen sie vertrauen konnte. Ein Vertrauen, das sie zurückbekommen hat. Bei Cetto arbeiten rund 50 Mitarbeitende, die meisten halten dem Unternehmen seit vielen Jahren die Treue. Die Fluktuation ist gering.

Investitionen in Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien

Was braucht es, um 100 Jahre lang als Unternehmen erfolgreich zu sein? Auf diese Frage angesprochen, muss Barbara Rübbelke-Dehnhardt nicht lange überlegen: „Qualität, Flexibilität gepaart mit Wachsamkeit und Kundennähe und der Bereitschaft, stetig an richtiger Stelle zu investieren“, sagt sie. Zum Thema Investitionen verortet sie die besagte richtige Stelle momentan im Bereich Nachhaltigkeit und erneuerbarer Energien. Mehr als 500.000 Euro hat das Unternehmen in den letzten Jahren in Energieeffizienz und Energieerzeugung, zum Beispiel Photovoltaikanlagen und LED-Beleuchtung, investiert. Die steigenden Energiepreise zeigen, wie wichtig dieser Weg ist.

„Es braucht Qualität, Flexibilität und die bereitschaft, stetig an richtiger stelle zu investieren“

Barbara Rübbelke-Dehnhardt, Vorstandsvorsitzende Cetto

Mittlerweile stellt Frau Rübbelke-Dehnhardt solche Überlegungen gemeinsam mit ihrem Sohn Lukas Rübbelke an. Er ist die nächste Generation im Familienunternehmen. Als studierter Maschinenbau- und Schweißfachingenieur bringt er wieder das fachliche Know-how in den Vorstand ein. Er kennt das Unternehmen wie seine Westentasche. Seitdem er 16 Jahre alt ist, hat er neben der Schule mitgearbeitet. „Meine Geschwister hatten nicht das Interesse beziehungsweise die Ausbildung, um das Unternehmen weiterzuführen. Also war mein Weg vorgezeichnet“, sagt der 34-Jährige. Den Druck, den andere nachwachsende Generationen in Familienunternehmen auf sich spüren, hat er nicht: „Mein Stiefvater hat da nie Druck aufgebaut. Er hat gesagt, dass er mir das Unternehmen irgendwann übergeben möchte und dass ich das Beste daraus machen soll. Er würde mir vertrauen“, sagt Lukas Rübbelke. Nach dem Studium hat er zunächst in anderen Unternehmen gearbeitet, sein Ziel immer im Blick: die Übernahme von Cetto als Vorstandsvorsitzender. Drei Jahre wollen Mutter und Sohn noch gemeinsam arbeiten. Und dann? Dann wird es den Generationenwechsel geben. So ist das eben in Familienunternehmen.

Das Unternehmenscredo der Cetto AG

Über 100 Jahre Cetto – und das Thema Unternehmensnachfolge – haben wir mit Barbara Rübbelke-Dehnhardt und ihrem Sohn, Lukas Rübbelke, auch persönlich gesprochen.

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