Das Taxi der Zukunft

Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) möchte Michael Mühlin, Chef der Rheintaxi-Datenfunkzentrale 21 21 21 GmbH, gemeinsam mit dem KI-Unternehmen Merantix Momentum das Taxi-Angebot der tatsächlichen Nachfrage anpassen.

Taxi der Zukunft
Rheintax-Chef Michael Mühlin hat neue Ideen für das Taxi der Zukunft.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Dominic Heidl
Taxis sind rund um die Uhr im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Darin steckt ein großes Potenzial zur Erfassung der aktuellen Verkehrslage und das möchte sich Michael Mühlin, Chef des Unternehmens Rhein-Taxi, für das Taxi der Zukunft zu Nutze machen. Gemeinsam mit dem Berliner Tech-Unternehmen Merantix Momentum, das sich auf KI-Lösungen spezialisiert hat, hat er das Projekt „KITS – KI-basierte Optimierung von Taxi-Services“ gestartet, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit knapp 200.000 Euro gefördert wird und auf zunächst 15 Monate angelegt ist.
„Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz werden wir mögliche zukünftige Taxifahrten vorhersehen. Aus historischen Daten früherer Fahraufträge, den aktuellen Wetter- und Eventinformationen, aus der Telematik der Taxen und dem städtischen Informationsdienst werden Prognosen errechnet, die dazu führen, dass mit der Beendigung des letzten Fahrauftrages der Fahrer innerhalb von zehn Minuten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen neuen Fahrauftrag in der Nähe erwarten kann. Dadurch werden Leerfahrten vermieden, der CO₂-Ausstoß minimiert, das Verkehrsaufkommen reduziert, und der Fahrgast muss nicht so lange auf sein Taxi warten“, erklärt Mühlin.

Taxi der Zukunft bringt bessere Work-Life-Balance

Im harten Wettkampf der Taxi-Anbieter – allein in Düsseldorf sind rund 1.250 Fahrzeuge unterwegs, 150 davon für Rhein-Taxi – bedeutet das einen enormen Gewinn an Effizienz. Häufig sehen die Taxifahrenden schon in den letzten Sekunden einer Fahrt, wo die nächste ansteht, und können so in einer Schicht sehr viel mehr einnehmen als bisher. „Es handelt sich immer noch um einen Niedriglohnsektor und dem möchten wir mit dem Projekt entgegenwirken“, sagt Mühlin, der die Funkzentrale betreibt und dessen Fahrende als selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer arbeiten.
Dank der Daten entwickeln er und seine Partner für das Taxi der Zukunft zudem eine Schichtplanungs-App, die den Fahrerinnen und Fahrern mehr Flexibilität ermöglichen soll. „Wer zum Beispiel sein Kind zur Schule bringen möchte, kann sich für diesen Zeitraum aus dem System abmelden und mögliche Aufträge in diesem Slot anderen Kollegen anbieten. Das verbessert die Work-Life-Balance und erhöht die Zufriedenheit in einem kräftezehrenden Geschäft, dessen Fahrer im Durchschnitt über 50 Jahre alt sind und teilweise in Zehn-Stunden-Schichten an sechs Tagen die Woche arbeiten“, so Mühlin.

„Wir möchten das System auch anderen Taxizentralen anbieten“

Niklas Mayer, Merantix Momentum

Sein Geschäftspartner Niklas Mayer, KI-Projektmanager von Merantix Momentum, betont außerdem die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. „Wir möchten das System auch anderen Taxizentralen anbieten sowie die anonymisierten und aggregierten Daten, die keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen zulassen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und anderen Interessenten zur Verfügung stellen, indem wir sie in die mCloud des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr hochladen.“
Wer ebenfalls mit den Daten arbeitet und eng mit Mühlin und Mayer kooperiert, ist die Düsseldorfer Firma ParkEfficient GmbH. Deren Parkmanagement-App soll künftig noch präziser anzeigen, wann und wo es im Stadtgebiet freie Stellplätze gibt. „Es gibt zum Beispiel viele große Unternehmen in Düsseldorf, deren Parkplätze abends und am Wochenende verwaist sind. Dort kann die App Privatfahrzeuge hinlotsen sowie die vielen Pendler, die täglich in die Stadt kommen, schnell zu freien Parkplätzen führen“, betont Mühlin.

„Die IHK Düsseldorf möchte vermitteln und Türen öffnen“

Thomas Vieten, IHK Düsseldorf

Für Kommunen wie die Stadt Düsseldorf, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, sind die KI-Daten von unschätzbarem Wert. „Sie liefern präzise Informationen über Verkehrsaufkommen, Unfallschwerpunkte sowie Beinaheunfälle, ungünstige Ampelschaltungen, den Zustand der Straßen, nicht mehr aktuelle oder zugewachsene Verkehrsschilder und ermöglichen so eine viel effizientere Verkehrsplanung“, sagt Thomas Vieten, Verkehrsexperte der IHK Düsseldorf.
All diese Informationen lassen sich bislang nur stichprobenartig erheben oder durch manuelle Zählung der Autos, Fahrräder oder Fußgänger. „Deshalb unterstützen wir als IHK Düsseldorf das Projekt ausdrücklich, indem wir Kontakte in Politik und Verwaltung vermitteln, helfen, Türen zu öffnen und potenzielle Partner an einen Tisch zu bringen“, so der Experte.


Die IHK Düsseldorf engagiert sich beim Thema Verkehrswende – etwa mit eine E-Ladepark, der im Dezember eröffnet wurde.

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