Désirée Bleckmann: eine Nahaufnahme

Als Kind wollte sie Medizin studieren. Doch als Désirée Bleckmann mit 14 Jahren anfing, in der Firma zu arbeiten, wuchs ihr Interesse am Familienunternehmen.

Désirée Bleckmann
Der richtige Partner für den optimalen Ausgleich: Désirée Bleckmann mit ihrem Pferd Barissa.

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Anna Schwartz
„Alle Mitarbeitenden kannten mich, es ging zu wie in einer großen Familie. Es war einfach ein gutes Gefühl, mittendrin zu sein“, erinnert sie sich und ergänzt: „Irgendwann war mir klar, dass ich den von meinem Ur-Großvater 1929 in Velbert gegründeten Familienbetrieb weiterführen möchte.“ Als auch ihr Vater von der Idee seiner Tochter angetan war, lief alles reibungslos und wie am Schnürchen. Nach Abitur und BWL-Studium startete Désirée Bleckmann ihre Karriere in der BLF Gruppe, einer der führenden Spezialisten für Nahrungsmittel. Als Großhandel für Lebensmittel beliefert das mittelständische Velberter Unternehmen täglich die Kernbereiche der Hotellerie, Gastronomie sowie Gemeinschaftsverpflegung von Kliniken und Betriebsgastronomie. Zum Start ist die Juniorchefin jede Abteilung – vom Lager bis zur Buchhaltung – durchlaufen. Inzwischen ist die 29-Jährige als Prokuristin verantwortlich für Personal und Unternehmensentwicklung – bis jetzt. Denn noch in diesem Jahr wird der bereits intern den 250 Mitarbeitenden angekündigte Generationenwechsel vollzogen. Gemeinsam mit ihrem Vater Volker wird die junge Managerin dann in der vierten Generation die Verantwortung übernehmen.

Respekt Ja. Angst Nein.

Ist ihr nicht bange vor so viel Herausforderung? „Respekt ja. Angst habe ich keine. Im Gegenteil, es macht mir Spaß, mitzugestalten, flexibel und schnell Entscheidungen zu treffen – und das in unserer schnelllebigen Branche, in der kein Tag wie der andere ist“, sagt sie. Aber sind die mehrheitlich männlichen Mitarbeitenden oder auch so mancher Kunde nicht besonders kritisch bei einer so jungen Chefin? Die Reaktionen seien durchaus unterschiedlich, meint sie diplomatisch. Aber selbst Skeptikern begegnet Désirée Bleckmann mit entwaffnender Offenheit. „Unsere Betriebsstrukturen sind familiär geprägt und meine Bürotür ist immer offen. Zu mir kann jeder mit seinem Anliegen kommen. Ich höre genau zu, denn ich brauche den Input der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und ich nehme mir Zeit für die oft sehr persönlichen Gespräche. Gemeinsam und auf Augenhöhe versuchen wir dann, Lösungen zu finden.“

Bleckmann
Désirée Bleckmann ist Managerin bei der BLF Gruppe und IHK-Vizepräsidentin.

Désirée Bleckmann ist zwar erst 29 Jahre jung, doch das, was ihr vielleicht an Erfahrung fehlt, macht sie wett durch ihre direkte Art und den Mut, über den eigenen Schatten zu springen, auch Fehler einzugestehen, und dabei zielstrebig und ehrgeizig voranzugehen. Sie traut sich was – und das nicht nur im Job. Die regional in Niederberg stark verwurzelte Unternehmensnachfolgerin engagiert sich ehrenamtlich als IHK-Wirtschaftsjuniorin im Kreis Mettmann und wurde vor wenigen Monaten von der Vollversammlung der IHK Düsseldorf als Vizepräsidentin des Vorstands gewählt.
Was treibt sie an, neue Projekte zu initiieren und beispielsweise im Rahmen der IHK-Initiative „Wirtschaft trifft Schule“ eine Brücke zwischen Schulen und Wirtschaft zu bauen? „Wir brauchen dringend Mitarbeitende und vor allem den Nachwuchs. Je früher wir in den Schulen anfangen, über unseren Arbeitsalltag zu informieren, desto mehr kann das Interesse der Jugendlichen wachsen“, erklärt Bleckmann.

Désirée Bleckmann und ihre vierbeinigen Freunde

Sie ist nicht nur ein Fan von Netzwerken, sondern will auch mehr junge Frauen dafür begeistern, sich zu engagieren, Einfluss zu nehmen und Zeichen zu setzen („Nicht nur Männer können Netzwerken!“). Auch wenn die Tage voller Termine und daher oft lang sind, vergeht kaum einer – auch am Wochenende nicht –, an dem die 29-Jährige nicht im Stall bei ihren Pferden Nora (die 22 Jahre alte Rentnerin) und Barissa vorbeischaut – und das bei jedem Wetter. Von klein auf gehören Pferde und das Dressurreiten zu ihrem Leben. „Selbst wenn ich noch so geschafft bin, beim Stallausmisten, Pferdeputzen, beim Reitunterricht oder beim Ausritt durch den Wald, ist der Alltag vergessen. Mein Kopf ist dann frei, ich konzentriere mich voll aufs Pferd, genieße die Bewegung und die frische Luft“, verrät Désirée Bleckmann. Reiten ist für sie der optimale Ausgleich, doch ohne Ehrgeiz und Disziplin geht auch im Stall nichts. Schließlich will die Dressurreiterin Erfolg haben, das eine oder andere Turnier bestreiten. Zeit fürs Privatleben bleibt auch noch: Dazu zählen Reisen und Skilaufen mit ihrem Lebensgefährten und das allabendliche – oft zu sehr später Stunde – gemeinsame Essen, bei dem Mischlingshündin Zoe natürlich dabei ist.


Ein weiterer Beitrag aus der Rubrik „Nahaufnahme“ mit Christine Jülicher

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