„Dieses Zeugnis bietet alle Chancen“

Einstiegsqualifizierung bei Siemens war ein voller Erfolg

Zufriedene Gesichter nach der Übergabe der Zeugnisse.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Siemens AG

Seit sechs Jahren können jungen Menschen mit Förderbedarf bei Siemens die sogenannte Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvieren, die sie auf eine reguläre Ausbildung vorbereitet. Nun haben die Teilnehmer ihre Zeugnisse mit IHK-Zertifikat erhalten und damit gute Chancen, auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen.

Die jungen Männer lächeln, sie wirken zufrieden und ein wenig aufgeregt: In wenigen Momenten werden sie ein Dokument erhalten, für das sie in den vergangenen sechs Monaten viel investiert haben. Alle haben in der Düsseldorfer Niederlassung des Konzerns Siemens eine Einstiegs-Qualifizierung durchlaufen, ein Lern- und Förderprogramm, das ihre Chancen auf dem deutschen Ausbildungsmarkt erheblich erhöht. Darin wurden sie an die Aufgaben einer gewerblich-technischen Ausbildung herangeführt, hatten einen Vollzeit-Arbeitstag und erhielten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 370 Euro.
„Ihr alle habt eure Aufgabe sehr gut gemacht, und nun habt ihr ein Zeugnis, das euch alle Chancen bietet“, sagt Guido Mandorf, Schulleiter des Siemens-Berufskollegs, beim Abschied zu den Absolventen. Bislang lag die Quote der Teilnehmer der EQ, die danach einen regulären Ausbildungsvertrag unterschrieben, bei 50 bis 60 Prozent. Dieses Jahr sind es sogar 80 Prozent. Die sechs Monate EQ können sie sich auf ihre Ausbildungszeit anrechnen lassen.

„Behaltet eure Neugier!“

Rachid El Mellah, Willkommenslotse bei der IHK Düsseldorf

„Dieses Dokument kann euch überall auf der Welt nutzen, da das deutsche Ausbildungssystem einen sehr guten Ruf hat. Anders als etwa in den USA, wo viele junge Menschen nur angelernt werden, habt ihr einen qualifizierten Abschluss mit vielen Perspektiven“, sagt Mandorf. Bis zum vergangenen Jahr richtete sich das 2015 gestartete Programm ausschließlich an Geflüchtete. Nun steht es allen offen, die Förderbedarf durch schulische Lücken oder einen schwierigen familiären Hintergrund haben.
Die IHK und die Agentur für Arbeit wählen die Kandidaten gemeinsam mit Siemens aus. Rachid El Mellah, Ausbildungsberater und Willkommenslotse im Bereich Berufsmarketing und -projekte bei der IHK Düsseldorf, kennt die Absolventen ebenfalls aus vielen Gesprächen und bestärkt sie vor ihrem Abschied ins „echte“ Berufsleben. „Ihr bringt alles mit, was in der Arbeitswelt wichtig ist. Ihr habt das Zeug dazu, erfolgreich zu sein. Behaltet eure Neugier!“

„Was am Ende wirklich zählt, ist Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Eigenverantwortung“

Guido Mandorf, Schulleiter des Siemens-Berufskollegs

In dem halben Jahr EQ erhalten die Teilnehmer nicht nur wichtiges technisches Basiswissen. Sie lernen auch, welche anderen Eigenschaften sie im Berufsleben weiterbringen, die so genannten Soft Skills. „Die fachlichen Inhalte lernen alle, aber was am Ende wirklich zählt, ist Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Eigenverantwortung“, erklärt Ausbildungsleiter Mandorf. „Ihr vertretet euren Meister, ihr repräsentiert das Unternehmen, das euch ausbildet. Denkt immer daran und bleibt gelassen. Wenn ein Kunde sich mal danebenbenimmt, dann ballt die Faust in der Tasche.“ Mandorf arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Berufsanfängern und betreute von Beginn an das EQ-Programm. Es ist ihm anzumerken, dass er diese Aufgabe mit Herzblut erfüllt. Er wirkt wie ein Lehrer, der seine Schüler stolz, aber auch ein wenig wehmütig verabschiedet. „Es ist einfach toll, mit jungen Menschen zu arbeiten und zu sehen, wie sie sich weiterentwickeln. Und es bringt auch uns als Unternehmen etwas, weil diese Kultur der Förderung das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Belegschaft insgesamt erhöht.“

„Ich würde die EQ jedem empfehlen“

Mahdi Tanorian, Absolvent der Einstiegsqualifizierung

Gute Chancen, bald zu dieser Belegschaft zu gehören, hat Absolvent Mahdi Tanorian. Der 26-jährige gebürtige Iraner befindet sich in Gesprächen mit Siemens über einen Ausbildungsvertrag. Er kennt die Abläufe in dem Unternehmen, weiß, was gefordert wird. „Die EQ hat Spaß gemacht, weil wir gerade durch unseren Ausbilder viel Unterstützung bekommen haben. Ich hoffe, dass ich bald eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik anfangen kann. So oder so würde ich die EQ jedem empfehlen“, sagt der Meerbuscher. Das sieht sein Kollege Sena Shadab genauso. Der ebenfalls aus dem Iran stammende 27-Jährige ist schon einen Schritt weiter. Vor kurzem hat er seinen Ausbildungsvertrag zum Elektroniker für Betriebstechnik bei der Firma Xerox unterschrieben. „Dass ich bei Siemens eine EQ gemacht habe, hat meine Chancen definitiv verbessert“, sagt der Wahl-Düsseldorfer, der vor zwei Jahren nach Deutschland kam und in der Wasserball-Bundesliga spielt.

Über den Start in die Einstiegsqualifizierung wurde bereits in diesem Online-Magazin berichtet.

Weitere Informationen zum Thema Einstiegsqualifizierung gibt es im Internetauftritt der IHK Düsseldorf. Ansprechpartnerin bei der IHK Düsseldorf ist Sabine Agreiter, Telefon 0211 3557-435.

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