„Düsseldorfer Altstadt war nie Bullerbü!“

Das Image der Düsseldorfer Altstadt hat in den vergangenen Jahren gelitten. Die ergriffenen Maßnahmen zeigen Wirkung.

Düsseldorfer Altstadt
Einer der wichtigsten Bausteine des Projekts „SiDI – Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt“ – ist die „Waffenverbotszone“.

Text: Nina Mützelburg, Foto: Andreas Endermann
„Ist Luisa hier?“ Wenn eine Frau in der Kneipe „Der Hof“ auf der Ratinger Straße in der Düsseldorfer Altstadt diesen Satz zu einem der Mitarbeitenden sagt, wissen alle Bescheid: Die Frau befindet sich in einer für sie unangenehmen Situation und möchte aus dieser befreit werden. Das Codewort – oder vielmehr die Codefrage – bedarf keiner weiteren Erklärung. „Bei uns sind alle, vom Personal an der Theke bis zur Tür, für diesen Fall geschult. Wir legen großen Wert auf ein friedliches Miteinander, alle Gruppen sollen sich sicher und wohl fühlen“, sagt Gastronomin Stanislava Balueva. Im Sommer hat Balueva die Kultkneipe übernommen. Das Luisa-Konzept ist nur eine Maßnahme, die sie gemeinsam mit vielen anderen Altstadtwirten befürwortet, um die „längste Theke der Welt“ für Besucher attraktiv zu halten.

„Wir merken, dass unsere Gäste stärker belastet sind als früher“

Stanislava Balueva, Gastronomin

Das Image der Partymeile hat in den vergangenen Jahren gelitten. Konflikte hat es in der Düsseldorfer Altstadt immer gegeben. Insbesondere nach Corona, wo viele Leute unter der Einsamkeit gelitten haben, und jetzt während der Inflation. „Wir merken, dass unsere Gäste stärker belastet sind als früher“, sagt Balueva. Doch das waren nicht die Gründe, warum die Düsseldorfer Altstadt in Verruf geraten ist. Plötzlich hat es nach Corona mehr Massenschlägereien – auch mit Waffeneinsatz – gegeben. Ausgelöst wurden sie von Gruppen, die scheinbar nur mit dem Ziel nach Düsseldorf gereist waren, Konflikte zu suchen. Besonders bitter für die Altstadtwirte: „Die Kneipenszene hatte damit eigentlich nichts zu tun. Die Straftaten wurden im öffentlichen Raum, verstärkt im Bereich Burgplatz und Rheinpromenade, verübt.

Stadt, Polizei und weitere Partner ziehen an einem Strang

Trotzdem leiden die Gastronomen, wenn die Stadt dadurch für Besucher nicht mehr interessant ist“, so Balueva, die auch stellvertretende Sprecherin der Altstadtwirte ist. Dass das für viele Gastronomen und Hoteliers ein Problem ist, weiß auch die Industrie- und Handelskammer, die als Bindeglied mit vielen Akteuren und nicht zuletzt mit ihren Mitgliedsunternehmen im ständigen Austausch ist. „Der Stadtteil leidet an dieser Situation insgesamt, nicht nur die Gastronomie. Auch die Hotellerie und der Einzelhandel beklagen sich“, sagt Niklas Schulte, Referent Dienstleistungen bei der IHK.
Im Mai 2022 wurde darum das Projekt „SiDI – Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt“ ins Leben gerufen. Mit im Boot waren neben vielen Akteuren rund um die Altstadt in erster Linie die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Polizei. Innerhalb des Projektes wurde ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, um der Lage Herr zu werden. Zu den Kernpunkten gehören gemeinsame Streifen von Polizei und Einsatzkräften vom Ordnungs- und Servicedienst (OSD), der Einsatz von Streetworkern am Rheinufer sowie eine gemeinsame Anlaufstelle an der Promenade.

Aus rund 260 Kneipen, Restaurants und Bars besteht die Düsseldorfer Altstadt, die auf einem halben Quadratkilometer angesiedelt sind.

Quelle: Düsseldorf Tourismus GmbH

Ein spezielles Beleuchtungskonzept, im Bedarfsfall durch die Polizei gesteuert, sorgt seitdem für eine optimierte Grundausleuchtung, wodurch das Sicherheitsgefühl in der Düsseldorfer Altstadt gestärkt wird. „Das Besondere an dem Projekt ist die enge Zusammenarbeit aller Akteure von Stadt, Polizei und weiteren Partnern“, sagt Ordnungsdezernentin Britta Zur. Kern der Maßnahmen ist sicherlich die „Waffenverbotszone“. Durch ihre Einrichtung ist es der Polizei möglich, Kontrollen durchzuführen und gegebenenfalls Waffen zu beschlagnahmen. Mehr als 11.000 Personenkontrollen gab es an manchen „Schwerpunkt“-Wochenenden in nur einer Nacht. In den vergangenen eineinhalb Jahren konnten so mehrere hundert Waffen von der Polizei beschlagnahmt werden. Die Zahl der schweren Straftaten wie Raub, gefährliche Körperverletzung oder Sexualdelikte konnte seit Einführung von „SiDI“ um rund 30 Prozent reduziert werden. Für Zur ein großer Erfolg: „Wir müssen uns klarmachen, dass in der Altstadt, wo viele, teilweise auch alkoholisierte Menschen aufeinandertreffen, immer ein Konfliktpotenzial besteht. Das war schon immer so. Die Altstadt war nie Bullerbü. Dass sich bei uns aber Gruppen gezielt treffen, um Ärger zu machen, das akzeptieren wir nicht.“

Ein Gesamtkonzept für die Düsseldorfer Altstadt

Nach eineinhalb Jahren ist „SiDI“ im Oktober ausgelaufen. „Das Ende des Projekts bedeutet nicht, dass auch die Maßnahmen enden. Vielmehr wurden viele Dinge, die als Projekt angefangen haben, nun in die Alltagsstrukturen überführt, darunter die Waffenverbotszone und die gemeinsamen Streifen“, sagt Ordnungsdezernentin Zur. Ein neues Gesamtkonzept für die Altstadt soll nun erstellt werden. Das liegt auch Citymanager Frank Hermsen am Herzen, der bereits mit unterschiedlichen Anliegergruppen im Gespräch ist. Insbesondere was das Thema Sauberkeit angeht. „Die Themen Sicherheit und Sauberkeit gehen Hand in Hand. Wenn es in den Gassen der Altstadt schmuddelig ist, beeinflusst das auch das Sicherheitsgefühl“, sagt er. Im ersten Quartal kommenden Jahren ruft er darum zum Sauberkeitsgipfel.


Weitere Beiträge aus der Rubrik „Für unserer Region“ im Online-Magazin der IHK Düsseldorf