EAA: Eine wichtige Anlaufstelle für Unternehmen

Die „Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber“ (EAA) unterstützen Unternehmen bei Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung.

EAA
Taxiunternehmer Marco Jost beschäftigt mehrere Mitarbeitende mit Beeinträchtigung und hat damit beste Erfahrungen gemacht.

Text: Beate Werthschulte, Foto: Andreas Endermann
Insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlt es oftmals an Erfahrung, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderung als Auszubildende oder Fachkräfte einzustellen. Vielfach verfügen diese Unternehmen nicht über eine eigene Personalabteilung, die sich darum kümmern könnte – dabei besteht durchaus sehr großes Interesse an Beschäftigten mit Benachteiligung, gerade in Zeiten weiter- hin steigenden Fachkräftemangels. Zudem kommen die meisten Unternehmen wahrscheinlich irgendwann einmal mit dem Thema in Berührung, etwa dann, wenn es um die Weiterbeschäftigung Mitarbeitender nach langer Krankheit oder einem Unfall geht. Deshalb gibt es seit rund zwei Jahren die „Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber“ (EAA). Mit dem Teilhabestärkungsgesetz wurde den Integrationsämtern deren flächendeckende Einrichtung übertragen. „Wir sind Unterstützer und Ansprechpartner der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber im gesamten Prozess und sorgen dafür, dass alle erforderlichen Aufgaben im Kontext der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gelöst werden.

EAA bietet bestmögliche Unterstützung

Die Einrichtung von Arbeitsplätzen, das Stellen von Förderanträgen oder die Unterstützung bei der Suche nach Personal sind hier nur einige Beispiele der vielfältigen Aufgaben“, erklärt André Lutz Overrath, Fachberater für Inklusion bei der IHK Düsseldorf. Diese Beratung ist selbstverständlich vertraulich und für die Betriebe kostenlos, denn die EAA werden aus Mitteln der Ausgleichsabgabe finanziert. Diese müssen Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen zahlen, wenn sie nicht die vorgeschriebene Mindestzahl ihrer Arbeitsplätze mit Mitarbeitenden mit Behinderung besetzen. Die wichtigste Aufgabe der EAA besteht darin, Unternehmen für das Thema Inklusion und die Beschäftigung (schwer) behinderter Menschen zu gewinnen. „Ich gehe ganz gezielt auf die Unternehmen in unserem Kammerbezirk zu, schreibe sie an und berate sie auf Wunsch auch gerne jederzeit vor Ort oder organisiere Informationsveranstaltungen“, so André Lutz Overrath.

Über 10.000 Mal waren die Fachberaterinnen und -berater der EAA im Jahr 2022 bundesweit in den Betrieben unterwegs.

Die EAA sind Lotsen und Wegweiser im „Dschungel“ der vielen verschiedenen Fördermöglichkeiten und Leistungen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung am regulären Arbeitsmarkt. Ziel der Ansprechstellen ist es, die Teilhabe weiter zu verbessern. Dazu gehört auch, immer noch bestehende Irrtümer und Ängste gegenüber der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung abzubauen. „Menschen mit Beeinträchtigungen sind keineswegs eine Belastung für die Unternehmen – ganz im Gegenteil“, sagt André Lutz Overrath. Denn oftmals, so der Experte weiter, seien Menschen mit Behinderung überdurchschnittlich qualifiziert, überaus motiviert und somit eine Bereicherung für jedes Unternehmen.

Chancen für Taxifahrer mit Handicap

Das kann auch der Düsseldorfer Taxiunternehmer Marco Jost bestätigen. Er beschäftigt bereits seit geraumer Zeit sehr erfolgreich drei Taxifahrer mit Behinderung. „Ich suchte dringend Mitarbeitende, als mich ein Schreiben von Herrn Overrath mit dem Angebot einer Inklusionsberatung erreichte“, erinnert er sich. Für Marco Jost zählt nur, dass seine rund 35 Mitarbeitenden einen guten Job machen, also die Fahrgäste sicher und pünktlich an ihre Ziele bringen und dabei aufmerksam und freundlich sind. „Herkunft, Hautfarbe oder eben eine mögliche Behinderung sind für mich überhaupt nicht wichtig“, erklärt er. Über sein Netzwerk konnte er drei Fahrer mit Behinderung für sein Unternehmen gewinnen, André Lutz Overrath hat ihn über die entsprechenden Fördermöglichkeiten informiert und bei der Beantragung unterstützt. Inklusionsmaßnahmen mussten allerdings in seinem Betrieb zunächst nicht ergriffen werden, alle drei Fahrer – deren Behinderungen übrigens nicht offensichtlich und somit auch bei den Kolleginnen und Kollegen nicht unbedingt bekannt sind – arbeiten im ganz normalen Schichtbetrieb. Künftig soll sich das jedoch ändern, denn Marco Jost plant die Einrichtung neuer Arbeitsplätze für diese drei Fahrer. „Ich möchte künftig zusätzlich zum normalen Taxigeschäft Fahrdienste für behinderte Menschen anbieten und lasse gerade drei Fahrzeuge entsprechend umrüsten“, erklärt er. Er ist davon überzeugt, dass ein Fahrer mit Behinderung sich besser auf einen ebenfalls behinderten Fahrgast einstellen kann und so besonders gute und dauerhafte Kundenbeziehungen entstehen können.


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