Geflüchtete aus der Ukraine: Erfolgreich selbstständig mit der IHK Düsseldorf

Aus der IHKGeflüchtete aus der Ukraine: Erfolgreich selbstständig mit der IHK Düsseldorf

Text: Natascha Plankermann, Fotos: Andreas Endermann
Auf ihrer Speisekarte finden sich Borschtsch (Rote-Beete-Eintopf) und Wareniki (gefüllte Teigtaschen) wie in ihrem Heimatland Ukraine. Doch das Restaurant mit internationalen Spezialitäten, das Nataliya Leshchenko vor wenigen Monaten eröffnet hat, steht in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Zwei Jahre ist es her, seit sie mit ihren Verwandten aus Poltawa in der Nähe von Charkiw an den Rhein kam – und überlegt hat, sich selbstständig zu machen. „In der Ukraine habe ich gelernt, wie man ein Restaurant führt. Auf diese Erfahrung kann ich zurückgreifen. Auch das Startkapital habe ich mitgebracht und musste daher nicht bei Null anfangen“, erzählt die frisch gebackene Geschäftsführerin des „Schu Schu“.

Chancen und Hürden auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Aus ihrer Sicht eine Hürde auf dem Weg: die vielen Informationen für Gründerinnen und Gründer in deutscher Sprache zu verstehen, die sie bekam. Doch die dunkelhaarige Frau mit dem Pagenschnitt ließ sich nicht entmutigen, sie fand Übersetzer und ihre Deutschkenntnisse verbessern sich ständig. Zudem wollte es das Schicksal, dass ein italienischer Gastwirt ihr seine komplett ausgestatteten Restauranträume überließ. Und so tafeln immer mehr Düsseldorfer seit letztem Herbst im „Schu Schu“. Viele werden durch appetitliche Posts in sozialen Medien wie Instagram angelockt. „Eine wichtige Werbung für uns“, sagt Nataliya Leshchenko – und gibt dies gleich als Tipp an ihre Landsleute weiter, die sie bei der Veranstaltung in der IHK Düsseldorf für ukrainische Geflüchtete um Rat fragen.

Als Geschäftsleute erfolgreich auf eigenen Beinen zu stehen – in einem fremden Land ist das für Geflüchtete nicht einfach. Aber es gibt kompetente Unterstützung.
Nataliya Leshchenko, Gründerin des Düsseldorfer Restaurants „Schu Schu“ berichtete von ihren Erfahrungen bei der Gründung.

Wie mache ich mich erfolgreich selbstständig? Antworten auf diese Frage bekamen mehr als 90 Interessierte bei einer Veranstaltung der IHK Düsseldorf von denjenigen, die es wie Nataliya Leshchenko bereits geschafft haben – aber darüber hinaus auch während des Netzwerkens mit Unterstützern wie Beratern des Finanzamts Düsseldorf-Nord, dem DEHOGA oder der Startercenter NRW bei der Handwerkskammer Düsseldorf und dem Kreis Mettmann. Sie erhielten unter anderem Tipps, wie man ein Geschäftskonto eröffnet und zu den Anforderungen des deutschen Steuerrechts (weitere Informationen siehe im Textanhang).

„Die Geflüchteten lernen Deutsch und suchen nach Möglichkeiten, ihr Potenzial auszuschöpfen und ihrem Land in seiner NOt zu helfen.“

Iryna Shum, ukrainische Generalkonsulin

Der Bedarf an hilfreichen Ratschlägen ist groß. Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum erklärt: „Heute leben in Nordrhein-Westfalen 230.000 ukrainische Bürgerinnen und Bürger, die in dieser Region Schutz vor dem Krieg gefunden haben. Vor zweieinhalb Jahren waren es noch 30.000. Die meisten sind Frauen mit Kindern. Es sind Menschen, die ihre Heimat gegen ihren Willen verlassen haben, aber nicht untätig sind. Sie lernen Deutsch und suchen nach Möglichkeiten, ihr Potenzial auszuschöpfen und ihrem Land in seiner Not zu helfen.“ Der Vorteil aus ihrer Sicht: Die Zuwandererinnen und Zuwanderer kommen nicht mit leeren Händen, denn kleine und mittlere Unternehmen spielen in der ukrainischen Wirtschaft eine Schlüsselrolle: Sie beschäftigen 82 Prozent der Arbeitskräfte in Unternehmen. Die ukrainische Wirtschaft ist laut Shum heute stärker als je zuvor auf den EU-Markt ausgerichtet.

Als Geschäftsleute erfolgreich auf eigenen Beinen zu stehen – in einem fremden Land ist das für Geflüchtete nicht einfach. Aber es gibt kompetente Unterstützung.
Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum gemeinsam mit Dr. Nikolaus Paffenholz (IHK).

Die erfolgreichen ukrainischen Gründende, die neben Nataliya Leshchenko auf der Bühne der IHK Düsseldorf standen, hoben die guten Möglichkeiten hervor, die sie in Deutschland erhalten, um ihre Ziele umzusetzen. Die deutschen Behörden seien offen für die Bedürfnisse der Geflüchteten. Sie geben nach Worten der Podiumsteilnehmenden mehr Chancen, sich etwas aufzubauen und zu erarbeiten, als in anderen Ländern. Nataliya Leshchenko ermutigte ihre Landsleute im Saal, auf ihren Grundkenntnissen aufzubauen und zusätzliches Fachwissen zu erwerben. Im Unterschied zur Ukraine werde man dazu in Deutschland beraten und könne Informationen von vielen Stellen zusammentragen, um davon zu profitieren.

Als Geschäftsleute erfolgreich auf eigenen Beinen zu stehen – in einem fremden Land ist das für Geflüchtete nicht einfach. Aber es gibt kompetente Unterstützung.
Geballte Unterstützung für die Existenzgründerinnen und -gründer aus der Ukraine bei der Infoveranstaltung der IHK Düsseldorf.

Informationen

Der Expat Service Desk ME&DUS ist die interkommunale, Informations- und Beratungsstelle, getragen von der IHK Düsseldorf sowie der Wirtschaftsförderungen der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Kreises Mettmann. Die Servicestelle bietet regelmäßig Beratungen und Unterstützung für Unternehmen zum Einsatz, zur Beschäftigung und zur Integration internationaler Fachkräfte und Expats. Beratung und Unterstützung wird auch für Fachkräfte und ihre Familien angeboten. Svitlana Bayer leitet die Organisation.

Die IHK Düsseldorf berät Gründende aus Düsseldorf und dem Kreis Mettmann durch den gesamten Gründungsprozess – von den ersten Überlegungen bis hin zu einer Finanzierungs- und Fördermittelberatung. Es gibt Antworten auf Fragen wie: Ist die Geschäftsidee tragfähig, der vorgelegte Businessplan vollständig und plausibel? Sind die Planrechnungen nachvollziehbar?

Beim Gründungsnetzwerk Düsseldorf & Kreis Mettmann kommen Experten, Organisationen und Institutionen zusammen, die ein großes Spektrum an Informationen und Veranstaltungen anbieten.

Der International Business Service der Landeshauptstadt Düsseldorf berät ausländische Unternehmen und unterstützt bei der Ansiedlung und Gründung sowie bei den ersten Schritten in Düsseldorf.

In allen Regionen NRWs beraten und informieren über 70 Startercenter NRW Gründenden auf ihrem Weg in die unternehmerische Selbständigkeit. Träger sind die Handwerkskammern, die Industrie- und Handelskammern und kommunale Wirtschaftsförderungen.


Mehr über Kooperationen und Aktivitäten der IHK Düsseldorf

NEUES AUS DER RUBRIK