Doppelpremiere für Grimme-Preisträgerin

Sie ist bekannt aus der „Sendung mit der Maus“, aus „WestArt“ und „ttt – Titel, Thesen, Temperamente“: Siham El-Maimouni hat die 60. Grimme-Preis-Verleihung moderiert – und durfte sich selbst auszeichnen.
Zum 60. Mal wurde in diesem Jahr der Grimme-Preis verliehen.

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Neuhaus / Grimme-Institut
Sie feierte eine bislang einmalige Doppelpremiere: Siham El-Maimouni führte nicht nur erstmals im Theater Marl durch die Gala des Grimme-Preises, einen der wichtigsten Fernsehpreise Deutschlands, sondern die Moderatorin und Filmemacherin wurde für ihre Spezial-Sendung „Marokko-Maus“ selbst ausgezeichnet. Doch der Reihe nach: Die 39-Jährige, deren Eltern aus Marokko stammen, hat das nordafrikanische Heimatland ihrer Familie bereist, aus dem ihre Mutter und ihr Vater vor 60 Jahren ausgewandert sind. „Mein Vater ist damals nach Deutschland eingeladen worden, das Land hat Menschen wie ihn gebraucht. Gearbeitet hat er im Bergbau und bei Thyssen. Die Nachkommen dieser sogenannten Gastarbeiter leben seit Jahrzehnten hier, sie fühlen sich so wie ich als Deutsche“, sagt die gebürtige Duisburgerin, die seit 15 Jahren in Düsseldorf lebt.

Erfolgsgeschichte in der Einwanderungsgesellschaft

Die Idee, die ursprüngliche Heimat ihrer Eltern und die Kultur der Berber vorzustellen, hatten die „Maus“-Autorin Birgit Quastenberg und sie schon vor vielen Jahren. „Denn ständig werde ich gefragt, wo ich eigentlich herkomme“ erzählt die Frau mit dem wilden Locken-Kopf. Genau diese Frage hat dann auch die zweiteilige „Sendung mit der Maus in Marokko“ gestellt. Und sie so beantwortet, dass die Jury des Grimme-Preises die kindgerechte Aufbereitung von Themen wie Bildung, Technologie und Geschichte lobte, weil hier nicht einfach jemand durch ein interessantes Land fahre, sondern persönliche Geschichten erzähle, „die für Deutschland als Einwanderungsgesellschaft bedeutsam sind“. 

Sie ist bekannt aus der „Sendung mit der Maus“, aus „WestArt“ und „ttt – Titel, Thesen, Temperamente“: Siham El-Maimouni hat die 60. Grimme-Preis-Verleihung moderiert – und durfte sich selbst auszeichnen.
Moderatorin und Preisträgerin Siham El-Maimouni auf der Bühne des Theaters Marl

„Meine beiden Geschwister und ich machen uns immer wieder bewusst, wie mutig es von unserem Vater war, Ende der Sechzigerjahre in ein Land zu kommen, das ihm völlig fremd war, dessen Sprache er nicht sprach“, betont Siham El-Mamouni und ergänzt: „Wir Kinder sind das beste Beispiel dafür, wie viel sich innerhalb einer Generation ändern kann. Der Grimme-Preis zeigt, was in Deutschland alles möglich ist.“ 

„der Grimme-Preis zeigt, was in deutschland alles möglich ist.“

Siham El-Maimouni

Sie selbst wollte von klein auf immer was mit Medien machen und blickt mit sichtlichem Stolz auf ihren Werdegang von der Journalistin beim Düsseldorfer Lokalradio zum renommierten Grimme-Preis. „Unsere Eltern haben uns mitgegeben, jede Chance zu nutzen und das Beste draus zu machen“, erzählt sie und verrät, dass sie „quasi vor dem Fernseher groß geworden ist – von der Mini-Playback Show mit Marijke Amado bis zum Weltspiegel wurde bei uns zu Hause alles geguckt. In meiner Kindheit war immer der Fernseher an“, erinnert sie sich. Nicht im Hintergrund, sondern als Informationsquelle. „Bei RTL aktuell und bei der Tagesschau durfte man nichts sagen.“ 

TV – das ist ihr Lieblings-Medium. „Ich finde immer eine Sendung und konsumiere viel“, sagt sie. Wen wundert’s, dass die versierte Kunst- und Kultur-Moderatorin vor ihrem Auftritt in Marl sich intensiv alle ausgezeichneten 17 Produktionen angeschaut hat und so bestens vorbereitet im Rampenlicht stand. Es waren keine klassischen Laudationen, die sie präsentierte. Vielmehr hatte die gut gelaunte Moderatorin in einem schwarzen Einteiler mit weißem Kragen großen Anteil an der gelungenen Gala. Sie schaffte es – ebenso eloquent wie wissensreich – durch ihre lockere Art, dass die zweistündige Verleihung kurzweilig war.

Sie ist bekannt aus der „Sendung mit der Maus“, aus „WestArt“ und „ttt – Titel, Thesen, Temperamente“: Siham El-Maimouni hat die 60. Grimme-Preis-Verleihung moderiert – und durfte sich selbst auszeichnen.
Strahlende Siegerin im Kreise der Kollegen auf dem roten Teppich: Siham El-Maimouni

Zur Verblüffung des Publikums zog sie sogar mitten in der Moderation ihre hohen, spitzen Schuhe aus und verließ die Bühne. Kurz danach kam sie als Preisträgerin auf Strümpfen wieder herein. Die für ihre Late-Night-Show ausgezeichnete Moderatorin Sarah Bosetti übernahm für El-Maimounis Laudatio das Mikrofon. „Die ziehe ich nicht wieder an“, sagte El-Maimouni mit Blick auf die unbequemen Schuhe, als sie wieder auf der Bühne stand und anschließend ohne Schuhe weiter moderierte. Der elegante und augenzwinkernde Sprecherwechsel war typisch für eine Grimme-Verleihung, bei der erstmals in der 60-jährigen Geschichte des Preises mehr Frauen als Männer zu den Preisträgern zählten. 

Ausbildung als Herzensthema

Siham El-Mamouni kann ernsthaft und albern sein, aber was sie gar nicht will, ist „stumpf unterhalten“. Vielleicht lehnt sie deshalb auch die meisten Anfragen nach Bühnen-Moderationen ab – mit bisher zwei Ausnahmen: Die Gala des Deutschen Tanzpreises und die Ehrung für Spitzenleistungen, veranstaltet von der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf. So hat sie im vergangenen Jahr vor rund 800 geladenen Gästen in der Düsseldorfer Tonhalle die „Besten-Ehrung“ moderiert: 187 Absolvierende der IHK-Abschluss- und Weiterbildungsprüfungen wurden feierlich ausgezeichnet. Unter ihnen waren auch 17 landesbeste Auszubildende. 

Das Thema Ausbildung liegt der 39-Jährigen am Herzen. Studiert hat sie selbst Politik- und Verwaltungswissenschaft sowie Soziologie und ein Volontariat zur Redakteurin absolviert. Seit Jahren gilt Siham El-Maimouni als eines der großen Talente in dieser Branche. Sie ist klug und vielseitig, hat Charme und Wortwitz – und sie freut sich ungeniert über „die beste Zeit ihres beruflichen Lebens“. 


Berichte zu Veranstaltungen der IHK Düsseldorf