Grüner Stahl dank Wasserstoff: IHK unterstützt bei Transformation

Was haben Stahl, Nachhaltigkeit und Wertschöpfungsketten miteinander zu tun? Darüber informierte sich der Außenwirtschaftsausschuss der IHK Düsseldorf kürzlich bei einer Exkursion.
Spannende Exkursion nach Duisburg für die Mitglieder des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Düsseldorf.

Autorin: Natascha Plankermann, Fotos: IHK
Die Branche „Eisen und Stahl“ hat mit fast 30 Prozent den größten Anteil an den über 120 Millionen Tonnen CO2-äquivalenten Treibhausgasemissionen, die die deutsche Industrie laut dem Statistischen Bundesamt allein 2021 (letzte Zahlen) ausstieß. Das Öko-Institut und die Umweltorganisation WWF schlüsselten 2023 in einem Papier die Top 30 der Industrieanlagen in Deutschland nach Treibhausgas-Ausstoß auf: Anlagen aus der Eisen- und Stahlerzeugung belegen dabei die Plätze 1 bis 13. Daher liegt es nahe, in diesem Bereich den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben. Ein wichtiger Faktor kommt hinzu: Stahl ist für nahezu alle Schlüsselindustrien der Wirtschaft ein Basiswerkstoff. Aus diesem Grund stabilisiert die Stahlindustrie wichtige Wertschöpfungsketten in NRW.

Unternehmen als Treiber der Dekarbonisierung

Wie diese Wertschöpfungsketten zukünftig im Sinne der Umwelt gestaltet werden können, darüber informierte sich der Außenwirtschaftsausschuss der IHK Düsseldorf auf Einladung seines Mitglieds Alexander Soboll, Vorstand der Salzgitter Mannesmann Handel GmbH, im Rahmen einer Exkursion. Diese führte unter anderem zu den Hüttenwerken Krupp Mannesmann GmbH (HKM). Dort erfuhren die Teilnehmenden: Die Unternehmen der Stahlindustrie investieren in Nachhaltigkeit und wollen sich als Treiber der Dekarbonisierung etablieren. So will HKM nach eigenen Angaben bis 2030 beispielsweise 30 Prozent CO2 einsparen (ausgehend von 2014) und bis 2045 weitgehend klimaneutral produzieren.

Stahl künftig effektiv „vergrünen“

Die IHK Düsseldorf unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität. Wie diese Transformation in der Praxis funktioniert, zeigt der Einsatz von Wasserstoff bei der Herstellung von grünem Stahl. Gefördert wird der Einsatz durch das Land NRW, das sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften.

Was haben Stahl, Nachhaltigkeit und Wertschöpfungsketten miteinander zu tun? Darüber informierte sich der Außenwirtschaftsausschuss der IHK Düsseldorf kürzlich bei einer Exkursion.
Vor Ort bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann GmbH (HKM) erfuhren die Mitglieder des Außenwirtschaftsausschusses, wie das Unternehmen in Nachhaltigkeit investiert.

Der grüne Wasserstoff gilt folglich nicht nur als Energieträger der Zukunft –  auch der Stahl lässt sich mit seiner Hilfe „vergrünen“. Erste Schritte in diese Richtung unternimmt unter anderem Thyssenkrupp: Für den Bau einer Anlage zur grünen Stahlproduktion soll das Unternehmen bis zu zwei Milliarden Euro erhalten. 2023 genehmigte die EU-Kommission die Hilfen. Das Projekt könnte fast 60 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Allerdings stecken der Herstellungsprozess für grünen Wasserstoff und vor allem dessen Anwendung in der Stahlproduktion noch in den Kinderschuhen. Absehbar ist jedoch ein großer Bedarf an grünem Wasserstoff, für den Deutschland derzeit Partner in aller Welt sucht. Das Wuppertal-Institut, ein internationaler Thinktank für Nachhaltigkeitsforschung, rechnet damit, dass sich 2030 nur ein Sechstel des erwarteten Bedarfs durch heimische Produktion wird decken lassen. Der weitaus größere Teil muss also importiert werden.

„Dem Klima auf der Welt ist nicht geholfen, wenn die Rahmenbedingungen so schlecht sind, dass Unternehmen und ganze Industrien gar nicht mehr in energieeffiziente Maßnahmen investieren, weil es sich für sie schlicht nicht lohnt, hierzulande zu produzieren.“

Gerhard Witte, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses

Doch damit nicht genug: Bei der Exkursion des IHK-Außenwirtschaftsausschusses wurde auch diskutiert, dass es eines gesellschaftlichen Willens und besserer politischer Rahmenbedingungen bedarf, um den Wandel hin zu einer CO2-freien Produktion zu unterstützen. Denn der globale Wettbewerb ist intensiv, aber nicht überall sind die Nachhaltigkeitsstandards so hoch wie in der EU.

Rahmenbedingungen für die Produktion verbessern

„Dem Klima auf der Welt ist nicht geholfen, wenn die Rahmenbedingungen so schlecht sind, dass Unternehmen und ganze Industrien gar nicht mehr in energieeffiziente Maßnahmen investieren, weil es sich für sie schlicht nicht lohnt, hierzulande zu produzieren. Währenddessen werden in anderen Teilen der Welt Hüttenwerke mit geringeren Nachhaltigkeitsstandards ausgebaut“, so Gerhard Witte, Vorsitzender des IHK-Ausschusses. Das schade dem Wirtschaftsstandort, betonte er, und appellierte an die politischen Entscheider: „Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die anerkennt, was die Unternehmen bereits leisten und weiter leisten wollen, um nachhaltiger zu wirtschaften und sie durch bessere Rahmenbedingungen dabei unterstützt, international wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Was haben Stahl, Nachhaltigkeit und Wertschöpfungsketten miteinander zu tun? Darüber informierte sich der Außenwirtschaftsausschuss der IHK Düsseldorf kürzlich bei einer Exkursion.
Blick nach vorn: Bis 2045 will HKM weitgehend klimaneutral produzieren.

Weiterführende Informationen zum Thema Wasserstoff

Die IHK bietet Unternehmen, die sich für das Thema Wasserstoff interessieren, viele Unterstützungsmöglichkeiten an und plant dazu in Düsseldorf eine Reihe von Veranstaltungen, etwa eine Webinarreihe zur grünen Transformation der Wirtschaft im Juni 2024. Auch im Rahmen des Future Tech Festivals setzt die IHK auf den Themenschwerpunkt Wasserstoff.

Ein Faktenpapier und ein Impulspapier der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) informieren über Einsatzmöglichkeiten des Wasserstoffs, ebenso über Herstellungsarten, Chancen und Kosten.

Zudem gibt es einen Überblick der IHK über Märkte, Pläne und Potenziale im Hinblick auf Wasserstoff.

Weitere Auskünfte gibt die Nationale Wasserstoffstrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Die EU-Kommission hat einen Online-Leitfaden für öffentliche Förderprogramme zum Thema „Wasserstoff“ veröffentlicht, der sich an Großunternehmen ebenso wie an kleine und mittlere Unternehmen richtet.

Simone Busch ist Ansprechpartnerin bei der IHK in Düsseldorf für Fragen rund um den Einsatz von Wasserstoff.


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