IHK erleichtert Unternehmen die Inklusion

Seit etwa einem Jahr ist die Fachberatung für Inklusion der IHKs Teil der „Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber“. Nun hat sich der Sonderbeauftragte aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ein Bild von der Arbeit in Düsseldorf gemacht.

IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen
IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen (Mitte) im Gespräch mit Martin Weiland, Sonderbeauftragter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (links).

Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Hans-Jürgen Bauer
Ohne André Lutz Overrath, Fachberater für Inklusion bei der IHK Düsseldorf, wäre die Firma von Johannes Mimm heute eine andere. Der Geschäftsstellenleiter des Düsseldorfer Immobilien-Unternehmens Oelschläger GmbH suchte vor einigen Jahren händeringend nach neuen Nachwuchskräften. Als er an einer Berufsschule nach möglichen Kandidaten suchte, hörte er durch Zufall von einem jungen Mann mit Handicap, der seine Ausbildung abbrechen wollte. Nach einem Kennenlerngespräch war schnell klar, dass beide Interesse an einer Zusammenarbeit hatten. Zur selben Zeit erfuhr André Lutz Overrath davon und nahm Kontakt zu Johannes Mimm auf.
Von da an gab es einen engen Austausch mit dem Inklusionsberater. Denn die IHK erleichtert Unternehmen die Inklusion. Overrath half beim Stellen der Anträge auf Fördergelder und stellte Mimm die Organisation „autArK“ vor, die ihn und seine acht Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit autistischen Mitarbeitern schulte. „Wann immer ich Fragen hatte, konnte ich Herrn Overrath anrufen. Dass es finanzielle Unterstützung vom Staat gibt, wenn wir einen Menschen mit Behinderung einstellen, war mir gar nicht bewusst, aber tatsächlich haben wir das eine oder andere verändert.“ So wurden zum Beispiel einige Pflanzen als Sichtschutz vor das Fenster gestellt und inzwischen sorgen zwei Bürohunde für eine angenehme Atmosphäre.

„Ich würde auf jeden Fall wieder einen Menschen mit Behinderung einstellen“

Johannes Mimm, Oelschläger GmbH

Nichts davon wolle er heute missen, der Azubi ist inzwischen fest angestellter Mitarbeiter. „Die Ausbildung bei uns hat er nach zweieinhalb Jahren wegen guter Leistungen vorzeitig beendet. Auch wenn wir einige Umstellungen machen mussten und das Gebell der Hunde beim Telefonieren gewöhnungsbedürftig war, bin ich froh, dass wir ihn haben“, sagt Johannes Mimm lachend. „Ich würde auf jeden Fall wieder einen Menschen mit Behinderung einstellen.“

Es sind Erfolgsgeschichten wie diese, die den Wert der Inklusionsberatungen hervorheben, die seit dem 1. Juli 2022 in der übergeordneten Struktur „Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber“ (EAA) eingegliedert sind. Die EAA beraten und unterstützen kostenlos Unternehmen, die einen Menschen mit Handicap einstellen wollen, und begleiten sie durch den gesamten Prozess. Dabei gehen sie proaktiv auf potenzielle Arbeitgebende zu und zeigen ihnen so einen Weg auf, verlässliche und motivierte Fachkräfte zu finden oder selbst auszubilden. „Nach einer Erstberatung hatte ich noch kein Unternehmen, das nicht interessiert war. Meine Arbeit empfinde ich als großes Privileg“, sagt André Lutz Overrath. „Im ersten Jahr der EAA waren wir als eine der wirtschaftsstärksten IHKs bundesweit schon am Zustandekommen von sehr viele Arbeitsverhältnissen beteiligt.“

„Im Rheinland sind die EAA deutlich weiter als der Durchschnitt“

Martin Weiland, Sonderbeauftragter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Davon konnte sich auch Martin Weiland, Sonderbeauftragter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, ein Bild machen. In der IHK Düsseldorf sprach er mit VertreterInnen und Vertretern der Netzwerkpartner der EAA über die bisherige Bilanz und zeigte sich hochzufrieden. „Im Rheinland sind die EAA deutlich weiter als der Durchschnitt. Genauso muss es weitergehen, um die Vielfalt Deutschlands auch in den Betrieben abzubilden“, sagte er. Christoph Beyer, Leiter des Inklusionsamtes LVR und Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, hofft, „dass sich das Düsseldorfer Beispiel auch bei anderen IHKs durchsetzt, die Inklusionsberatung funktioniert hier besonders gut. Die Wege sind kurz, das ist unbezahlbar insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, die Unterstützung brauchen.“

Guido Richter, Geschäftsführer der ALTAVIA RS:MEDIA GmbH in Düsseldorf, hat bereits drei Menschen mit Behinderung eingestellt und ist mit deren Arbeit hochzufrieden. Er sagt aber auch klar, dass er alle bürokratischen Vorgänge, die damit einhergehen, nicht ohne die Hilfe von André Lutz Overrath bewältigt bekäme. „Die Unterstützung der EAA ist unerlässlich, weil sie sich in allen Bereichen auskennen und uns so im stressigen Agenturalltag viel Arbeit abnehmen. Ohne sie würde es schlicht nicht funktionieren.“ Auch Johannes Mimm spricht von einem „Formularwald“, durch den er ohne Overrath nicht durchgestiegen wäre.

IHK erleichtert Unternehmen die Inklusion – und das mit Erfolg

Was die EAA ausmache, sei, dass alle Beteiligten, von den Inklusionsberaterinnen und -beratern bis hin zu Netzwerkpartnern wie den Arbeitsagenturen, Jobcentern, Integrationsfachdiensten, Wirtschaftsverbänden oder regionalen Bildungsträgern, „dieselbe Einstellung“ hätten, sagt Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice/Standortpolitik bei der IHK Düsseldorf. „Sie vereint das Ziel, zu helfen und für alle Beteiligten eine Win-win-Situation zu schaffen. Für die Menschen mit Behinderung, die ihre Talente und ihre Energie in einen Beruf einbringen können und für die Unternehmen, die dringend Fachkräfte brauchen.“

Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, zeigte sich glücklich, Martin Weiland aus dem Bundesministerium in Berlin eine derart positive Bilanz vorlegen zu können. Er betonte, dass es keine besseren Botschafter für den Erfolg von Inklusion gebe als zufriedene Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. „Genau darum werden wir kontinuierlich weiterarbeiten, um sie bei allen Fragen rund um die Einstellung von Menschen mit Behinderung niedrigschwellig, schnell und unkompliziert zu unterstützen.“


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