Text: Jürgen Grosche, Foto: Senz Gruppe
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und Zurückhaltung bei Investitionen geht ein Unternehmen im Düsseldorfer Hafen genau den umgekehrten Weg. Das Transport- und Speditionsunternehmen DSTS Jürgen Senz GmbH investiert 25 Millionen Euro in die Erweiterung seiner Kapazitäten. Die Firmenzentrale Auf der Lausward wird für 3,5 Millionen Euro neu gebaut und soll im Frühjahr fertig sein. Weitere fünf Millionen Euro gehen in die Erneuerung des Fuhrparks. Mit dem weitaus größten Teil der Investitionssumme erschließt sich das Unternehmen aber auf einem anderen Feld neue Möglichkeiten. Senz baut Gewerbehallen und Lagerräume.
Mit Diversifizierung zum Erfolg
Geschäftsführer Christian Senz betrachtet die Diversifizierung als wichtigen Schlüssel zum Erfolg. „Wir investieren nicht nur im Kerngeschäft des Fahrzeugtransports, sondern schauen auch rechts und links nach Investitionsmöglichkeiten.“ Das bisherige Haupttätigkeitsfeld des mittlerweile in vierter Generation tätigen Familienunternehmens ist der Automobiltransport. Mit einer Flotte von mehr als 50 Spezialtransportern werden Personenkraftwagen, Nutzfahrzeuge und hochwertige Spezialfahrzeuge transportiert. Zu den Kunden zählen namhafte Hersteller wie Mercedes, VW, Ford und weitere. Das Unternehmen mit 55 Mitarbeitern hat Standorte in Mülheim an der Ruhr, Duisburg, Moers und Neuss.
Das zweite Standbein der Immobilien- und Lagerlogistik hat bereits einen hohen Stellenwert. Schon jetzt stehen über 20.000 Quadratmeter Hallenflächen für Industriekunden sowie KFZ- und Freilagerflächen von mehr als 150.000 Quadratmetern zur Verfügung. Den Bereich baut Senz nun massiv aus. Den Auftakt macht die „Lagerarena Krefeld“ mit einzeln abgetrennten Hallenflächen und Großraumgaragen für kleine und große Autos. Auch Boote oder sonstiges Hab und Gut der Kunden kann eingelagert werden – alles buchbar über ein volldigitales Buchungsportal unter www.lagerarena.de.
Innovationen und Kundenorientierung im Fokus
Diversifizierung macht unabhängig vom Auf und Ab einzelner Marktsegmente, ist Senz überzeugt. Wenn an einem Seehafen der Transport nachlässt, wächst dafür die Nachfrage an einem Binnenstandort. „Dass alles schlecht läuft, haben wir so noch nicht erlebt.“ Weiterer Erfolgsfaktor: „Wir haben immer das Ohr am Kunden.“ So wuchs auch die Kombination von Transport- und Lagergeschäft. Die Kunden fragten danach. Diversifiziert hat Senz auch die Partnerstrukturen. „Wir setzen auf ein großes Netzwerk mit verschiedenen Logistikpartnern.“ Ebenso kommen die Kunden aus unterschiedlichen Segmenten, deren Geschäftsentwicklungen nicht synchron verlaufen. „Wir sind breit aufgestellt und können so Stärken und Schwächen ausgleichen“, sagt Senz.
Auch an der Spedition Senz gehen die allgemeinen Belastungen nicht vorbei. In diesem Jahr sei die Preisentwicklung im Massenmarkt, also im Geschäft mit den großen Autoherstellern, eher „gedämpft“ verlaufen. Bei den Endkunden stehe indes der Preis nicht an erster Stelle. „Sie achten auf Qualität“, wollen zum Beispiel, dass die Ware zu einer fest vereinbarten Uhrzeit am richtigen Ort ankommt.
Daran knüpft sich indes eine weitere Herausforderung, die Unternehmen in ganz Deutschland betrifft und im Rheinland gerade besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht: der schlechte Zustand der Infrastruktur. Gerade wurde die Südbrücke für Lkw über 7,5 Tonnen gesperrt. Jetzt müssen die Fahrzeuge der Spedition vom Düsseldorfer in den Neusser Hafenteil einen großen Umweg fahren, auf dem es auch nicht gut aussieht. Auf den anderen Brücken staut sich der Verkehr. Eine Stunde im Stau stehen mindert die Arbeitsleistung eines Fahrers um 15 bis 20 Prozent.
Chancen erkennen und nutzen
Von solchen Einschränkungen lässt sich Senz aber ebenso wenig von seinem zupackenden Unternehmertum abbringen wie von den konjunkturellen Dellen. „Wir sind deutschlandweit unterwegs und gleichen über den Fernverkehr viele Zeitverluste wieder aus.“ Überhaupt wehrt sich der Unternehmer gegen negative Stimmungsmache, die er im Lande wahrnimmt. „Unternehmen und Bürger sollten nicht dauernd von einer Schreckensmeldung zur nächsten schauen. Ich will der Panikmache entgegenwirken.“ Denn die führe nur zu sich selbst erfüllenden Befürchtungen. Aus Unsicherheit halten sich Konsumenten und Investoren zurück und beflügeln so nur die triste Stimmung.
Vielleicht liegt hier das eigentliche Erfolgsgeheimnis des Unternehmers Senz: sich nicht von solchen Ängsten beeinflussen zu lassen, sondern Chancen zu erkennen, die andere ungenutzt lassen.