Text: Lothar Schmitz, Fotos: Felix Gemein
Es ist vielleicht der schwierigste Weg, den Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren beschreiten müssen: den Weg zur Klimaneutralität. In Düsseldorf lautet das Zieldatum 2035. Vor knapp drei Jahren startete der Düsseldorfer Klimapakt mit der IHK Düsseldorf als Initialpartnerin. Ziel ist es, die Förderung von Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben und teilnehmende Unternehmen als „Klimapartner“ zu gewinnen. Wie die Konferenz „Klimaneutrales Düsseldorf bis 2035“ in der IHK Düsseldorf Anfang Juli zeigte, kann man an das erste Teilziel des 2021 verabredeten „Düsseldorfer Klimapakts mit der Wirtschaft“ durchaus ein Häkchen setzen: Initiierung eines Netzwerks von Unternehmen, die sich zu den Klimaschutzzielen der Stadt bekennen und mithelfen, diese zu erreichen.
Inzwischen zählt der Klimapakt nämlich schon über 80 „Klimapartner“, also Unternehmen aus Gewerbe, Dienstleistung, Industrie, Handel und Handwerk. Und zum erfolgreichen Netzwerken gehört auch, dass fast 100 Menschen aus der Wirtschaft, darunter einige Klimapartner, sowie einige Vertreter der Stadt am 2. Juli der Einladung zur Konferenz in die IHK gefolgt waren. Ihr Interesse: zu erfahren und diskutieren, was seit Initiierung des Klimapakts geschehen ist und welche Schritte als nächste folgen. Eine gemeinsame Zwischenbilanz also.
In den Fokus hatten die Veranstalter dabei den Industriesektor gerückt – eine Branche, die trotz enormer Herausforderungen schon jetzt einen erheblichen Beitrag zur CO2-Reduktion leistet.
Dialog, Transparenz, Zusammenarbeit
„Das Ziel der Klimaneutralität ist ein Gemeinschaftsprojekt“, hob Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller noch einmal hervor, „an dem wir fortwährend und erfolgreich gemeinsam mit der Stadtgesellschaft, der Wirtschaft und allen anderen Akteuren arbeiten.“ Julien Mounier, Vizepräsident der IHK Düsseldorf und Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Düsseldorf, bestätigte das: „Dialog, Transparenz und Zusammenarbeit sind ein Katalysator für die Erreichung der Klimaschutzziele.“ Deshalb sei es den Veranstaltern der Konferenz – IHK, Industriekreis Düsseldorf und Zukunft durch Industrie – wichtig gewesen, Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammenzubringen. „In diesem Kreis eine Zwischenbilanz zu ziehen und über erfolgreiche Strategien und innovative Technologien zu sprechen, stärkt die Basis unseres gemeinsamen Handels“, ist Mounier überzeugt.
Dr. Daniel Kleine, Vorsitzender des Industriekreises Düsseldorf und des Industrieausschusses der IHK Düsseldorf, unterstrich: „Wir alle stehen hinter dem Ziel, dass die Landeshauptstadt Düsseldorf bis 2035 klimaneutral ist.“
Industrie als Treiberin der Transformation
Der Standortleiter von Henkel in Düsseldorf rückte zugleich den Beitrag der Industrie in den Fokus: „Gerade die Industrieunternehmen haben schon sehr viel geleistet mit Blick auf die Einsparung von CO2 sowie anderen Maßnahmen, zum Beispiel bei den Themen Energieeffizienz oder Transformation von Produktionsprozessen.“ Die Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren allerdings verschärft. Dies mache die Anstrengungen, das Ziel bis 2035 zu erreichen, deutlich schwerer für die Unternehmen. „Daher ist es wichtig“, sagte Kleine, „dass wir diese Allianz zwischen Stadt und Wirtschaft haben, die auch im Düsseldorfer Klimapakt für die Wirtschaft konstruktiv gelebt wird.“
Der Oberbürgermeister und die beiden Dezernenten der Landeshauptstadt Düsseldorf für Wirtschaft, Christian Zaum, und Mobilität, Jochen Kral, lobten die Anstrengungen des Industriesektors zur CO2-Reduktion. Sie bekannten sich zum Industriestandort Düsseldorf. Zaum etwa lobte ausdrücklich die Innovationskraft der Branche. Keller verwies darauf, dass die Industrie zwar ein starker CO2-Emittent sei, andererseits jedoch in den vergangenen Jahren den höchsten Reduktionsbeitrag geleistet habe. Es wurde deutlich: Die Industrie ist Treiberin der Transformation und allein schon deshalb unverzichtbar.
Verkehr und Immobilien: mehr Anstrengungen nötig
Deutlich wurde bei der Konferenz: Der Verkehrs- und der Immobiliensektor sind noch nicht so weit wie die Industrie. In der Diskussionsrunde zum Thema Verkehr wurde beispielsweise deutlich, dass es zahlreiche interessante Ansätze und Projekte gibt, aber bisher vor allem „low hanging fruits“ geerntet worden seien, sprich: es vor allem Einsparungen gab, die leicht zu realisieren gewesen seien. Vieles im Verkehrssektor hänge von konkreten Verhaltensänderungen der Bürgerinnen und Bürger ab, sagte Oberbürgermeister Keller. Die Stadt schaffe Angebote, aber die Menschen müssten sich aktiv entscheiden, diese zu nutzen.
Dies trifft laut Keller auch auf den Immobiliensektor zu. 56 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Düsseldorf würden vom privaten Gebäudesektor ausgehen. Die Menschen brauchten so bald wie möglich konkrete Antworten auf die Frage, wie ihr Beitrag zur Umstellung auf klimaneutrale Wärmeversorgung aussehen soll.
Er konnte an dieser Stelle immerhin zusagen, dass die derzeit laufende kommunale Wärmeplanung bis 2025 abgeschlossen sei und man dann konkreter werden könne.
Neueste Reduktionszahlen im zweiten Halbjahr
Außerdem gab der Oberbürgermeister den Teilnehmenden mit auf den Weg, dass die Emissionen 2018 und 2020, bezogen auf das Referenzjahr 2016, gesunken seien, sogar etwas stärker als geplant. Gerne hätten die Unternehmerinnen und Unternehmen bei der Konferenz aktuelle Zahlen vernommen. Die konnte Keller zwar noch nicht präsentieren, aber zumindest zusagen: für das zweite Halbjahr 2024. So viel immerhin konnte er schon sagen: Die erwarteten Werte für 2022 würden auf dem Reduktionspfad liegen, nicht darüber.
Weitere Berichte zu Veranstaltungen der IHK Düsseldorf im IHK-Online-Magazin.