Erster Ausbilderlunch der IHK Düsseldorf

Am 28. Mai veranstaltete die IHK Düsseldorf zum ersten Mal einen Lunch für Ausbilderinnen und Ausbilder und konnte sich über reges Interesse sowohl am neuen Format als auch am überaus wichtigen Thema, nämlich der Prävention von Radikalisierung freuen. Rund 50 Teilnehmende folgten den spannenden Vorträgen und tauschten sich miteinander aus.

Dr. Jürgen Holtkamp die Betriebe im Kammerbezirk Düsseldorf zu unterstützen.

Thema „Radikalisierungsprävention in der Ausbildung“

Text: Beate Werthschulte, Fotos: Meike Schrömbgens
Die Prävention von Radikalisierung ist ein wichtiges Thema, das auch in der beruflichen Ausbildung Beachtung finden sollte. Sowohl die sozialen Medien als auch aktuelle Krisen wie beispielsweise die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen führen in einer Reihe von Betrieben zu der Beobachtung, dass junge Menschen sich radikalisieren. Umso bedeutender ist ein gutes und professionelles Konfliktmanagement in den Unternehmen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Rassismus längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Betriebe in unserem Kammerbezirk für das Thema zu sensibilisieren und die Ausbilderinnen und Ausbilder im Umgang mit Rassismus und Radikalisierung zu unterstützen“, erklärt Dr. Jürgen Holtkamp. Ganz besonders wichtig sei dabei eine gute und verständnisvolle Kommunikation auf Augenhöhe mit den Auszubildenden, so der Bereichsleiter Ausbildungsberatung, -stellenvermittlung und -projekte der IHK Düsseldorf weiter. Und so ging es beim ersten Ausbilderlunch der IHK Düsseldorf nicht nur um Anzeichen und Risikofaktoren für eine mögliche Radikalisierung und wie Ausbilderinnen und Ausbilder diese frühzeitig erkennen können, sondern auch darum, wie durch präventive Maßnahmen Radikalisierung verhindert werden kann.

Prof. Dr. Michael Kiefer erklärte den Anwesenden die Faktoren innerhalb von Radikalisierungsprozessen.

Die Themenfelder Antisemitismus, Islamismus und Radikalisierungsprävention sind nicht neu. Der Islam- und Politikwissenschaftler Prof. Michael Kiefer beschäftigt sich seit inzwischen mehr als 20 Jahren damit, verstärkt etwa seit 2014. „Mit dem Auftauchen des „Islamischen Staats“ vor rund zehn Jahren, als zahlreiche junge Männer Deutschland verließen, um in islamischen Gebieten für die Terrorgruppe zu kämpfen, wurden Forschungsvorhaben zum Thema Radikalisierung mit Bundesmitteln gefördert“, erläutert Prof. Kiefer. Zur Radikalisierung junger Menschen trügen stets verschiedene Faktoren, etwa jugendtypische Aspekte, kritische Lebensereignisse oder Diskriminierung, bei, und nicht immer ende Radikalisierung in Gewalt, erklärte der Wissenschaftler im Rahmen seines Vortrags anlässlich des Ausbilderlunchs. So ist Radikalisierung in den meisten Fällen ein länger andauernder Prozess und geschieht nicht plötzlich. Um vorzubeugen empfiehlt er einen breiten Fächer unterschiedlicher Maßnahmen und legte in seinem Vortrag den Fokus auf das „Konzept der neuen Autorität“, das vom israelischen Pädagogen Haim Omer entwickelt wurde. In dem für Erziehungsberechtigte, Lehrende sowie Ausbilderinnen und Ausbilder gleichermaßen geeigneten Konzept geht es darum, Distanz, Kontrolle und Strafe durch Präsenz, Beharrlichkeit und wachsame Sorge zu ersetzen. Für besonders wichtig zur Radikalisierungsprävention hält es Prof. Kiefer, in Krisensituationen Präsenz zu zeigen, positives Vorbild zu sein und jungen Menschen Orientierung zu geben.

„Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Betriebe in unserem Kammerbezirk für das Thema zu sensibilisieren und die Ausbilderinnen und Ausbilder im Umgang mit Rassismus und Radikalisierung zu unterstützen“

Dr. Jürgen Holtkamp

Ganz ähnlich sieht es Ludger Knurr. Er ist beim Henkel-Konzern unter anderem für die Berufsorientierung zuständig und zudem als Deutschlandkoordinator für alle sechs Standorte, an denen ausgebildet wird. In Düsseldorf kümmert er sich um die angehenden Werksfeuerwehrleute, Köchinnen und Köche sowie Fachleute für Systemgastronomie. Er hält es für ganz wichtig, die Auszubildenden ernst zu nehmen, sie zu respektieren und ihnen zuzuhören. Radikalisierungsprävention fängt bei Henkel – jedes Jahr beginnen dort am 1. September rund 120 junge Menschen eine Ausbildung – bereits beim Onboarding an. „Nach einem ersten Einführungstag lernen die neuen Auszubildenden am zweiten Tag unseren „Code of Conduct“ kennen. Dieser umfangreiche Verhaltenskodex dient als Kompass für das Verhalten aller Mitarbeitenden. Bestimmte Verhaltensweisen wie etwa Belästigung, Einschüchterung oder Diskriminierung werden nicht toleriert“, erklärte er im Rahmen seines Vortrags. Verstöße gegen dieses Verhalten, so Ludger Knurr weiter, würden nicht akzeptiert. Darüber hinaus verfügt der Henkel-Konzern über eine unternehmensweite Compliance-Organisation, diese wird von einem Chief Compliance Officer (CCO) geführt. In Arbeit sei derzeit, so Ludger Knurr, ein Workshop mit den Azubis auf Basis des „Code of Conduct“, dessen Ergebnis dann von allen unterschrieben werden müsse – als Ersatz für die aktuell geltenden „Prinzipien der Ausbildung“.

Der rege Austausch zwischen den Teilnehmenden zeigte, welch großen Stellenwert das Thema in den Ausbildungsbetrieben einnimmt. Weitere Veranstaltungen zum Thema Radikalisierungsprävention sind bereits in Planung.

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