Mit Erfahrung durch die Krise

Der Verein „Alt hilft Jung“ berät Michael Töller, seit die Pandemie seine Investitionspläne durchkreuzte.

Text: Nina Mützelburg, Fotos: Paul Esser

Als es bei Michael Töllers Arbeitgeber 2018 Umstrukturierung gab, nutzte er die Chance, sich seinen Traum von der eigenen Firma zu erfüllen. Die Agentur Töller Service bietet Web-Design, Social-Media- und Contenterstellung sowie Fotos und Videos fürs Web. Anfang 2020 kam dann der große Auftrag, der ihm für das gesamte Jahr ein finanzielles Polster bieten würde. Aus dem Ein-Mann-Betrieb im Homeoffice sollte ein Unternehmen mit Räumlichkeiten in Langenfeld und Personal werden. Die Auftragslage sah rosig aus. Der alleinerziehende Vater wähnte sich angekommen. Dann kam die Pandemie, die plötzlich so viele Existenzen bedrohte.

„Unternehmerisches Denken hat nichts mit der Branche zu tun.“

Norbert Heidelberg, Wirtschaftssenior

Auch die von Töller. Der Großauftrag war futsch. Die Mietkosten für die Büroräume und das Personal noch da. Er beantragte ein Mikrodarlehen und bekam Hilfe vom Verein „Alt hilft Jung“ in Person von Norbert Heidelberg. Die Wirtschaftssenioren stehen für eine kleine Aufwandsentschädigung jüngeren Unternehmern mit ihrem Rat und ihrer Erfahrung zur Seite. Bei Töller war der Coach Voraussetzung der Bank für den Kredit. Zwei Jahre soll der Wirtschaftssenior dem Unternehmer zur Seite stehen. Andere Jungunternehmer können sich aber auch an den Verein wenden. Zum Beispiel über die IHK. „Wir bieten eine gemeinsame Gründersprechstunde mit dem Verein an. Dort können angehende Unternehmer und welche, die Hilfe brauchen, ihre Ideen und Businesspläne vorstellen und erste Kontakte zum Verein knüpfen“, sagt Christiane Kubny von der IHK.

Norbert Heidelberg hat anfangs in erster Linie die Zahlen des Unternehmens geprüft und Michael Töller bei den Anträgen unterstützt. Aber: „Noch viel mehr hat er mir geholfen, indem er sich meine Ideen angehört und seine Meinung dazu geäußert hat. In vielen Sachen hat er mich bisher bestärkt. Manchmal sogar, wenn ich selber unsicher war“, sagt Töller. Das sehe er auch als seine Hauptaufgabe an, bestätigt Heidelberg. Er konnte sich gut in Töllers Ideen hineindenken, obwohl er selbest aus einer völlig anderen Branche kommt. „Unternehmerisches Denken hat nichts mit der Branche zu tun“, so der Wirtschaftssenior. So stand er auch hinter seinem Schützling, als dieser die Pandemie als Chance nutzte: In dieser Zeit baute Töller das digitale Branchenbuch „L‘felder“ für Langenfeld auf. Dort konnten sich alle Unternehmer kostenfrei eintragen und sich und ihr Angebot während Corona präsentieren. Insbesondere die Gastronomie hat das Angebot dankend angenommen und von Töller noch Fotos und kleine Video machen lassen.

Wirtschaftssenioren sind ehemalige Fach- und Führungskräfte

Die Berater von „Alt hilft Jung“ sind allesamt ehemalige Fach- und Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen. Momentan hat der Verein 50 aktive Mitglieder, die Beratungen für Gründer anbieten aber auch Seminare unter anderem für die Jobcenter geben. Die Vereinsmitglieder haben in ihrem Berufsleben gegründet, gekauft, verkauft und die ein oder andere Krise mitgemacht. Nicht nur der fachkompetente Blick auf Umsätze und Verkaufszahlen macht sie als Mentoren gut: „Unsere Berufs- und auch Lebenserfahrung ist Kernpunkt unserer Beratungen“, sagt Vorstandsmitglied Norbert Heidelberg.
Vorgegeben von der Bank sind quartalsweise Treffen. Doch Töller ruft seinen Coach Heidelberg auch zwischendurch an, wenn Rat gebraucht wird. Das Geschäft mit dem Web-Design läuft wieder und auch den „L´felder“ will Töller weiter betreiben. An erster Stelle steht aber nun sein Herzensprojekt. Eine Plattform, auf der sich alles um das Thema Freizeitparks, Erlebnisse, Spaßbäder, Zoos und Museen dreht. Das Portal hat er vor Jahren mit seinem Sohn ins Leben gerufen. Nun wollen er und seine mittlerweile sieben Mitarbeiter das einstige Hobby zu einer weiteren rentablen Einnahmequelle ausbauen.

Die nächsten Sprechstunden der Senior-Coaches werden am 8. November und 13. Dezember bei der IHK Düsseldorf angeboten. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Marina Friedman, Telefon 0211 3557-246, E-Mail marina.friedman@duesseldorf.ihk.de.

Im Online-Magazin der IHK Düsseldorf wird auch in einem weitere Beitrag über den Verein „Alt hilft Jung“ berichtet.

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