Helfende Hand für Second-Hand

In der Klammotte in Düsseldorf-Derendorf verkauft Nicolas Kulessa Kindermode aus zweiter Hand. Ein Mentor vom Verein „Alt hilft Jung“ hat ihm geholfen, seine Verkaufszahlen zu steigern.

Text: Nina Mützelburg, Fotos: Paul Esser
Second-Hand-Kleidung ist nachhaltig und umweltschonend. Längst hat das Tragen und Teilen von gebrauchter Kleidung zur angesagten Lebenseinstellung avanciert. Insbesondere Mütter, die gute Kleidung für ihre Kinder suchen, sind auf den Zug aufgesprungen.

„Die Nachfrage ist groß, second-hand ist trend“

Nicolas Kulessa, Inhaber der Klammotte

Wer in der Klammotte von Nicolas Kulessa in Düsseldorf-Derendorf einkauft, bekommt das Shoppingerlebnis einer Kinderboutique. Denn die Stücke werden genauso wie in anderen Kindermodegeschäften mit Neuware präsentiert. Dass es sich hier um gebrauchte Kleidung handelt, erkennt man erst auf den zweiten Blick. Rund 150 neue Teile nimmt Kulessa jeden Tag an und hängt sie in seinen Laden. Über ein Provisionskonzept verkauft er sie dann für die Eltern. Seine Erfolgsquote liegt bei 85 Prozent. „Die Nachfrage ist groß. Second-Hand ist Trend“, sagt der Unternehmer.

Das war nicht immer so. Ursprünglich hat die Klammotte nicht den gewünschten Gewinn abgeworfen. „Ich musste davon aber leben können. Also habe ich mir Hilfe bei dem Verein „Alt hilft Jung“ geholt“, sagt Kulessa. Die Wirtschaftssenioren des Vereins sind allesamt ehemalige Fach- und Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen und stehen für eine kleine Aufwandsentschädigung jüngeren Unternehmerinnen und Unternehmern mit ihrem Rat zur Seite. Die Vereinsmitglieder haben in ihrem Berufsleben gegründet, gekauft, verkauft und die eine oder andere Krise mitgemacht. Momentan hat der Verein 50 aktive Mitglieder, die Beratungen für Gründer anbieten, aber auch unter anderem Seminare für die Jobcenter geben.

Wirtschaftssenioren fungieren als Mentoren

Nicht nur der fachkompetente Blick auf Umsätze und Verkaufszahlen macht sie als Mentoren gut. Vielmehr ist es die Mischung aus Berufs- und Lebenserfahrung. Nicolas Kulessa ist über die IHK auf den Verein aufmerksam geworden. „Wir bieten eine gemeinsame Gründersprechstunde mit dem Verein an. Dort können angehende Unternehmer und solche, die Hilfe brauchen, ihre Ideen und Businesspläne vorstellen und erste Kontakte zum Verein knüpfen“, sagt Christiane Kubny von der IHK.

So haben sich Dr. Martin Brock und Nicolas Kulessa kennengelernt. Und das erste Urteil des Ex-Managers zur Klammotte war ein herber Schlag, wie sich Kulessa erinnert: „Er hat mir gesagt, wenn ich den Umsatz innerhalb eines Jahres nicht um 50.000 Euro steigere, sollte ich den Laden schließen.“

„Wir bieten eine gemeinsame Gründersprechstunde mit dem Verein an“

Christiane Kubny, IHK Düsseldorf

Die elementarste Idee kam allerdings auch vom Wirtschaftssenior: „Wir mussten – obwohl es sich um gebrauchte Kleidung handelt – einen positiven Markeneffekt kreieren und den Aspekt der Nachhaltigkeit in den Vordergrund holen“, sagt Brock. So gibt es nun einen stringenten Einkaufsprozess, der sich auf qualitative und durch die Klammotte geprüfte Second-Hand-Kleidung fokussiert. Weiter wird die Provision nun teilweise in Einkaufsgutscheinen ausgezahlt, um den Kreislauf und den Aspekt des Teilens zu stärken. Ein neuer Online-Shop hat Kulessa durch die Pandemie gerettet. Die offizielle Beratung hat 2018 stattgefunden, vier Treffen gab es. Was die Zahlen angeht, geht es mit der Klammotte stetig bergauf. Bis heute halten Kulessa und Brock Kontakt. Immer, wenn der Unternehmer eine Idee hat oder einen Rat braucht, ruft er den Wirtschaftssenior an, der dann mit kühlem Kopf, wirtschaftlicher Weitsicht und Lebenserfahrung seine Meinung äußert.

Die nächsten Sprechstunden der Senior-Coaches werden am 8. November und 13. Dezember bei der IHK Düsseldorf angeboten. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Marina Friedman, Telefon 0211 3557-246, E-Mail marina.friedman@duesseldorf.ihk.de.

Im Online-Magazin der IHK Düsseldorf wird auch in einem weitere Beitrag über den Verein „Alt hilft Jung“ berichtet.

Fragen, Anregungen oder konstruktive Kritik zum Online-Magazin der IHK Düsseldorf? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.
Die Redaktion