Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Andreas Endermann
Vor knapp einem Jahr startete die IHK Düsseldorf mit dem auf Digitalbildung spezialisierten Unternehmen BG3000 das gemeinsam entwickelte Projekt „Kein Azubi ohne Digi“, um junge Menschen im Umgang mit digitalen Medien zu schulen. Die Erfahrungen sind positiv, darum wird das Projekt nicht nur fortgesetzt, sondern um zusätzliche Module ergänzt. Denn wer heute eine Ausbildung beginnt, ist mit dem Internet groß geworden. Das bedeutet aber nicht, dass die jungen Menschen alle Gefahren und Fallstricke kennen, die es in der digitalen Welt gibt. „Es ist ein Irrglaube, dass Digital Natives automatisch auch digital kompetent sind“, sagt Simone Stein-Lücke, Geschäftsführerin des Unternehmens BG3000. Darum hat sie vor rund einem Jahr gemeinsam mit der IHK Düsseldorf das Bildungsangebot entwickelt, das Azubis während ihrer Ausbildung in sechs mal 75 Minuten langen, interaktiven Online-Workshops über den richtigen Umgang mit Desinformationen, Hassnachrichten und sozialen Medien aufklärt.
Bislang wurde das Angebot, das mehr als 1.000 Auszubildende und 296 Ausbilderinnen und Ausbilder genutzt haben, durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert und war kostenfrei. Nun bietet die IHK Düsseldorf in Kooperation mit BG3000 ihren Mitgliedsunternehmen „Kein Azubi ohne Digi“ als dreijährige Fortbildungsreihe über den gesamten Ausbildungszeitraum zu günstigen Konditionen und flexiblen Terminen an. „Digitaler Konsum braucht Sensibilität, sowohl beim Erkennen von Fake News als auch im Umgang mit Hate Speech und Künstlicher Intelligenz“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. „Jedes Unternehmen profitiert von digital kompetenten Auszubildenden. Darum führen wir das Projekt weiter und wollen möglichst viele Unternehmen davon überzeugen, ‚Kein Azubi ohne Digi‘ zum festen Bestandteil ihrer Ausbildung zu machen.“
Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes NRW und Chef der Staatskanzlei, ist für dieses Engagement sehr dankbar. „Unsere Demokratie wird angegriffen – auch im digitalen Raum. Desinformation und Cyberangriffe beschränken sich dabei nicht auf die Politik. Auch Unternehmen sind häufiger denn je davon betroffen. Um unsere Wirtschaft, aber allgemein auch unsere Art zu leben zu schützen, muss jede und jeder souverän mit digitalen Medien umgehen können. ,Kein Azubi ohne Digi` zeigt auf praxisnahe und zielgruppengerechte Weise, welche wichtige Rolle die Wirtschaft dabei spielen kann.“
Eines der ersten Unternehmen, die „Kein Azubi ohne Digi“ in ihre Ausbildung aufgenommen haben, ist die Rheinbahn. Antje Gutberlet, Bereichsleiterin Personal, Organisation und Soziales bei der Rheinbahn AG, ist „extrem dankbar“ für das Pilotprojekt, das weiterhin fest zum Ausbildungsprogramm des Verkehrsunternehmens gehören wird. „Das Angebot umfasst eine riesige thematische Bandbreite in kompakten Themenblöcken und ist für uns nicht bloß ,nice to have`, sondern ein ,must have‘“, sagt sie. Zu oft schon habe sie Abmahnungen oder gar Kündigungen aussprechen müssen, weil Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter gedankenlos sensible Firmeninformationen gepostet hätten. „Digitale Kompetenz ist daher ein strategischer Erfolgsfaktor für uns“, betont die Personalchefin.
„Kein Azubi ohne Digi“ setzt auf Dialoge
Denn bei „Azubi ohne Digi“ geht es nicht nur darum, die Auszubildenden auf Gefahren für sie selbst hinzuweisen, sondern auch, sie zu guten Online-Botschafterinnen und Botschafter ihrer Unternehmen zu machen. „Unser Programm hilft dabei, Social-Media-Pannen, Datenschutzverstößen und IT-Sicherheitsfällen vorzubeugen. Darum haben wir es nochmal um drei zusätzliche Module erweitert: Bei ,Training Platforms‘ zeigen wir, wie sich Produkte gut online platzieren lassen, bei „Social Media Policy“ lernen die User unter anderem, wie man Shitstorms vermeidet und bei „Broadcast your company“ geht es darum, die positive Darstellung und die Online-Reichweite des Unternehmens zu stärken“, sagt BG3000-Chefin Simone Stein-Lücke.
Dennis Cibo (25) befindet sich im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Industrie-Kaufmann bei der Rheinbahn und ist dankbar für das Angebot „Kein Azubi ohne Digi“. „Es hat uns nochmal bewusst gemacht, dass wir auch im Netz Repräsentanten unserer Unternehmen sind und was falsche Posts anrichten können. Zudem fand ich es super, mehr darüber zu erfahren, woran man gefälschte Videos erkennt.“ Tim Hahnau (23), angehender KFZ-Mechatroniker bei Mercedes-Benz im dritten Lehrjahr, schätzt an den Online-Workshops den Austausch mit anderen Azubis. „Es sind keine Vorträge, sondern Dialoge, bei denen man Fragen stellen und sich direkt austauschen kann. Das macht das Lernen viel entspannter.“
Weitere Beiträge zum Projekt „Kein Azubi ohne Digi“ im Online-Magazin der IHK Düsseldorf