Unternehmen unter Strom

Die Preissprünge am Energiemarkt stellen die Firmen vor Herausforderungen.

Unter Strom

Text: Jürgen Grosche
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind mit Blick auf die Energiekosten und die Versorgungssicherheit für Unternehmen in Düsseldorf und im Kreis Mettmann deutlich spürbar. Die Preise für wichtige Energieträger wie Gas und Öl steigen um ein Vielfaches, auch der Strom verteuert sich. Viele Akteure blicken angespannt auf den Herbst und den Winter, zumal das dritte Entlastungspaket bislang weitgehend unkonkret wird, was die Maßnahmen für die Wirtschaft betrifft. Erste Auswirkungen der Entwicklung sind in Düsseldorf bereits zu sehen. So hat der Hygienepapierhersteller Hakle kürzlich ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet.
Die Wirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen – den Auswirkungen der Pandemie, dem Fachkräftemangel, der Transformation hin zur Klimaneutralität und der Digitalisierung. Die höheren Kosten, die durch die aktuelle Energiesituation entstehen, sind ein Faktor, der bei vielen Akteuren weitreichende Folgen haben kann. Schon jetzt halten sich Unternehmen daher bei Investitionen zurück. Und sie erhöhen die Preise, wie eine aktuelle Umfrage des ifo Instituts belegt.

Forderung an die Politik: Wirtschaft gezielt entlasten

Was ist jetzt zu tun? Fest steht: Unternehmen brauchen Entlastungen, um Standorte, Produktion und Arbeitsplätze zu sichern. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHK) fordert wegen der komplexen Zusammenhänge eine politische Lösungsfindung auf EU-Ebene.
Ganz konkret könnte eine dauerhafte Senkung der Energiesteuer auf den Gasverbrauch umgesetzt werden. Zudem sei die schnellstmögliche Substitution der russischen Energieimporte durch andere Staaten und der Aufbau von LNG-Kapazitäten nötig. Um Unternehmen vor weiterem Schaden zu bewahren, sollten besonders betroffene, energieintensive Industrien gezielter entlastet, Überbrückungshilfen schon jetzt vorbereitet sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.
Im Moment können alle solidarisch dazu beitragen, Energie zu sparen. Die IHK Düsseldorf hat daher als einer der ersten Akteure gemeinsam mit dem Düsseldorfer Stadtwerken und zahlreichen weiteren Partnern aus der Stadtgesellschaft in einer Anzeige zum Energiesparen aufgerufen. Neben der Energiesituation steht dabei auch der Wandel in Richtung Klimaneutralität auf der Agenda. „Helfen Sie mit, damit die Klimawende in Düsseldorf Fahrt aufnimmt und eine Einschränkung der Energieversorgung in der Region dauerhaft vermieden werden kann.“

IHK unterstützt die Unternehmen

Die IHK Düsseldorf unterstützt die Unternehmen über viele Kanäle, zum Beispiel mit einer kostenfreien Webinarreihe zum Notfallplan Gas. Sie informiert Gewerbe- und Industrieunternehmen über die aktuelle politische Lage, die Fördermöglichkeiten und die Möglichkeiten zur Energiereduzierung. Jetzt heißt es weiterhin, Vorsorge für den Winter zu treffen und – wenn möglich – von Gas auf Heizöl umzustellen.
Darüber hinaus leistet die IHK Düsseldorf selbst einen Beitrag und geht mit gutem Beispiel voran: Das Logo wird nachts ab 22 Uhr nicht mehr beleuchtet, die Innenbeleuchtung ist weitestgehend auf LED umgestellt und der Vorlauf der Heizung wurde reduziert. Zahlreiche Unternehmen und Organisationen reagieren ähnlich. Düsseldorf und die Städte der Region entwickeln Energiesparkonzepte, die zum Beispiel Absenkungen der Raumtemperatur in öffentlichen und in Verwaltungsgebäuden vorsehen. An vielen öffentlichen Gebäuden wird die Beleuchtung zumindest zeitweise ausgeschaltet, in Düsseldorf auch 8.000 Gaslaternen.

Weniger Licht ist mehr

Am Stadion im Norden Düsseldorfs, der Merkur Spiel-Arena, bleiben nachts die Logos an der Außenfassade dunkel. „Die eindrucksvolle Werbung an der Merkur Spiel-Arena ist uns lieb und teuer, aber in der aktuellen Krisensituation nicht so wichtig wie die nationale Energiesicherheit“, erklärt Manfred Stoffers, Vorstand Kommunikation Marketing Politik der Gauselmann Gruppe. „Dafür muss jeder Opfer bringen.“
Nicht nur wegen der aktuellen Energiekrise hält auch die Düsseldorfer Industrie an ihren Klimazielen fest. „Der Industriekreis Düsseldorf (IKD), ein Interessenverband der wichtigsten Industrieunternehmen in der Landeshauptstadt Düsseldorf, wird im Hinblick auf die von der Stadt Düsseldorf angestrebte Klimaneutralität 2035 weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. „Kurzfristig gelten alle Anstrengungen der Versorgungssicherheit der Industrieunternehmen in Düsseldorf als Konsequenz des Ukraine-Russland-Konfliktes. Da wir intensiv vorgeleistet haben, sind unsere mittel- und langfristigen Klimaziele aber nicht in Gefahr“, sagt Frank Schübel, im IKD-Vorstand für die CO2-Initiative zuständig.

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