Was macht eigentlich der A44 Lückenschluss?

Marcus Stimler
Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert, auf der inzwischen fertiggestellten Angertalbach-Brücke, die noch immer nicht befahren werden kann.

Text: Thomas Reuter, Fotos: Anna Schwartz
Jahresangaben, die die Bürgermeister, Unternehmer und Menschen in Ratingen, Heiligenhaus und Velbert schon immer gehört haben. Vier Jahre, fünf Jahre. So lang sei die Bauzeit beim A44 Lückenschluss, den letzten vier Kilometer der A44 zwischen Velbert und Ratingen-Ost. „Das hat man uns 2016 gesagt, 2018 auch. Und jetzt?“. Olaf Tünkers, Vorstandsvorsitzender des Unternehmensverbandes Ratingen e. V., will’s genauer wissen, will endlich klare Perspektiven haben, „sonst besteht die Gefahr, dass die Region wirtschaftlich abgehängt wird“. In diesem November haben sein Unternehmerverband, IHK Düsseldorf, die Schlüsselregion e. V. sowie Städte Heiligenhaus, Ratingen und Velbert die „Heiligenhauser Erklärung“ unterzeichnet. In dieser mahnen sie die beschleunigte Fertigstellung der A 44 an.

Foto: IHK Düsseldorf, Olaf-Wull Nickel
Kommentar von Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert


Der A44 Lückenschluss – eine endlose Geschichte: Seit Jahrzehnten wartet die niederbergische Wirtschaft auf diese durchgehende Autobahn, die vom südlichen Ruhrgebiet zur Rheinschiene führt. Die Planungen für die A44 wurden bereits in den 1970er Jahren begonnen. Nach Baubeginn 2010 sollte der Lückenschluss zwischen Heiligenhaus und dem Autobahnkreuz Ratingen-Ost eigentlich bereits 2016 fertiggestellt sein. Sollte.

Der A44 Lückenschluss bringt der Wirtschaft Vorteile

Mehr als 30 Millionen Euro hat die mehr als 200 Meter lange Angerbachtal-Brücke gekostet. Diese steht inzwischen. Befahren werden kann sie aber noch nicht. Für die Weiterführung in Richtung Ratingen fehlt weiterhin das Baurecht. Aktuell sind es noch vier Verfahren, die den Fortgang des Vorhabens ausbremsen – neue seien nicht ausgeschlossen. Wann diese insgesamt zu den Akten gelegt werden können, das kann Dr. Udo Pasderski, Bereichsleiter NRW bei der DEGES, die seit 2016 für den Bau der A44 zuständig ist. Auf Nachfragen sagt er klipp und klar: „Das Thema ist nicht das Bauen, sondern das Baurecht.“ So fehle immer noch der Planfeststellungsbeschluss, der Ende des Jahres vielleicht vorliegen könnte.
Und dann hat er wieder die Jahreszahlen parat, die so mancher Unternehmer nicht mehr hören kann: Der Bau selbst wird nach Einschätzungen der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Fünf Brücken müssten auf dem Stück zwischen Heiligenhaus und Ratingen-Ost noch gebaut werden, darunter zwei Talbrücken. Auch das Wasserrecht sorge dafür, dass zahlreiche Auflagen beim Bau erfüllt werden müssten. Aber wann Baubeginn ist, das könne heute nicht gesagt werden.


Die Region, so Ulrich Hülsbeck, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender des Schlüsselregion e.V., nehme so weiter Schaden. Die lückenlose A44 sei unter anderem auch wichtig für die Sicherung von Fachkräften. „Die müssen auch gut aus anderen Städten in den Nordkreis kommen können und dafür nicht jeden Tag eine Stunde Umweg in Kauf nehmen müssen.“ Allein aus dem Klimaschutzaspekt müsse der Lückenschluss zudem jetzt erfolgen. „Ich möchte nicht wissen, wieviel Tonnen CO2 da durch Umwege und Stau in die Luft geblasen wird.“  
Dass NRW ein Transferland ist, streicht Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, heraus. „Ein A44 Lückenschluss dient daher nicht nur der Region, sondern dem ganzen Land, weil die A44 verkehrsentlastend wirkt.“ Daher erwarte er, dass auch Bezirksregierung und NRW-Verkehrsministerium sich stärker einsetzen. „So ist das ein Drama.“
Aus Sicht von Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert, gibt es viele Gründe, die für den schnellstmöglichen Weiterbau der A44 sprechen. „Heute steht diese Angertalbach-Brücke im Nirwana. Und niemand kann sagen, wann tatsächlich weitergebaut wird.“ Im Nordkreis würden viele Unternehmen, aber auch Menschen so sehr hoffen, dass der Lückenschluss endlich erfolge. „Auch wenn deren Sichtweisen unterschiedliche sind.“ So entstehe aktuell auf Heiligenhauser Stadtgebiet ein Innovationspark. Der setzt natürlich auch auf einen kurzen Weg zur Autobahn“, nennt Stimler ein Beispiel. „Oder was ist mit den Menschen, die entlang der Wege leben, die heute als Umwege befahren werden müssen?“, fragt er rhetorisch. „Zu bestimmten Uhrzeiten am Tag steht der Verkehr beispielsweise in der Hofermühle. Das ist eine einzige Katastrophe.“

„Vom A44 Lückenschluss profitiert die Region“

Sandra Jachmann, Spedition Jachmann

Sandra Jachmann, Geschäftsführerin der gleichnamigen Spedition in Mettmann, unterstreicht, dass der A44 Lückenschluss nicht nur für den Norden des Kreises ein Segen wäre. „Davon profitiert die Region“, sagt sie. Heute staue sich der Verkehr zum Beispiel durch Homberg „manchmal bis Wülfrath zurück“. Eine durchfahrbare A44 sei eine verkehrliche Entlastung für die ganze Region. Sie verweist darauf, dass gerade in Wülfrath Logistiker wie Picnic große Lagerkapazitäten schaffen. „Der Verkehr muss ja irgendwo kommen.“
Über die langen Verfahren könne sie sich nur noch wundern. Entweder sei hier Bürokratie zu sehr aufgebauscht oder aber das Gemeinwohl aller fließe zu gering in die Bewertung ein. „Bei der Schaffung von LNG-Terminals ist doch gerade zu sehen, wie schnell Infrastrukturmaßnahmen umgesetzt werden können“, sagt Jachmann und fügt hinzu: „Das kann doch nicht wie im Fall der A44 von wenigen Personen verhindert werden.“

Heiligenhauser Erklärung
Sie unterschrieben gemeinsam die Heiligenhauser Erklärung (von links): Dirk Lufkrafka (Bürgermeister der Stadt Velbert), Gregor Berghausen (Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf), Olaf Tünkers (Vorsitzender des Unternehmensverbandes Ratingen e.V.), Klaus Pesch (Bürgermeister der Stadt Ratingen), Björn Kerkmann (1. Beigeordneter der Stadt Heiligenhaus), Ulrich Hülsbeck (Vorsitzender der Schlüsselregion e.V.).

Im Online-Magazin der IHK Düsseldorf wurde bereits über den das fehlende Autobahnstück berichtet.

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