bNear: Arbeiten mal anders

Emojis spielen bei der Geschäftsidee des Start-up eine wichtige Rolle.

bNear
Gegen die Einsamkeit im Homeoffice: bNear hat eine virtuelle Lösung entwickelt, um soziale Interaktionen zu erleichtern.

Text: Daniel Boss, Foto: Andreas Endermann
Martin Lang ist ein Morgenmuffel, wie er selbst über sich sagt. Wenn er morgens ins Büro „geht“, verwendet er zunächst das Emoji mit den Schnarch-Zs. Solange dieses gelbe Gesicht erscheint, wissen seine Kolleginnen und Kollegen, dass Martin noch nicht ansprechbar ist. „Wenn ich meine erste Tasse Kaffee getrunken habe, wird es besser“, sagt der 46-Jährige und lacht. Zusammen mit seinem gleichalterigen Studienfreund Sascha Theismann sowie Fritz Fried und Malte Hendricks (beide 27) hat der Kölner im März dieses Jahres das Start-up bNear gegründet. Der Kern der durch die Coronafolgen angeregten Geschäftsidee ist der „Kampf gegen die Einsamkeit im Homeoffice“. Die Pandemie, so Lang, habe dafür gesorgt, dass vielerorts der Kitt zwischen den Kolleginnen und Kollegen gebröckelt sei. Von jetzt auf gleich saß man nicht mehr im selben Raum, sondern kilometerweit voneinander entfernt. Der kurze Plausch in der Kaffeeküche fiel ebenso weg wie spontane Verabredungen für den Feierabend.

Emojis bei bNear als Stimmungsbarometer

Martin Lang, der viele Jahre als Arbeitscoach gearbeitet und Teams in unterschiedlichen Unternehmen beraten hat, ist ein erklärter Freund des „physikalischen Büros“. Doch ihm und seinen Kompagnons ist klar, dass sich das Rad nicht mehr zurückdrehen lässt. Das will das Quartett auch gar nicht. „Wir alle schätzen die Flexibilität des Remote-Arbeitens und das Zuhause des neuen Arbeitsplatzes.“ Die andere Seite der „New-Work-Medaille“ sei jedoch das fehlende soziale Miteinander.
Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen eine hybride Alternative geschaffen. „Unser Ansatz ist eine Analogie zum ,echten’ Büro: In einer räumlichen Umgebung entstehen neue Orte für eine effizientere Zusammenarbeit, spontane Interaktionen und den so wichtigen informellen Austausch.“ Die Grundidee ist nicht gänzlich neu, es gibt Mitbewerber. „Wir aber sind das erste virtuelle Office in Microsoft Teams“, betont Gründer Lang. Ihre Lösung sei „komplett integriert“. Damit sei sie einfach zu skalieren und auch in großen Organisationen ohne Datenschutzbedenken innerhalb weniger Minuten einsatzbereit, sagt Martin Lang.

Blick in das virtuelle Büro des Start-ups.

Die Oberfläche der Applikation erinnert an ein Comic-Büro. Unterschiedliche Räume stehen zur Verfügung. Martin Lang zeigt exemplarisch den Team- Raum von bNear. Alle „sitzen“ an einem virtuellen Tisch. In diesem Fall ist jede und jeder für die anderen ansprechbar. Die Kommunikation erfolgt entweder via Chat oder über die Tonspur. Emojis zeigen an, welche Situation oder Emotion gerade herrscht. Auch eine kleine Küche – für den informellen Austausch – gibt es. Jedes Teammitglied sieht, so gewünscht, was die anderen gerade machen. „Das wird allerdings nicht firmenweit angezeigt“, betont Martin Lang. „Den Vorstand geht das schließlich nix an.“
Seit einigen Wochen hat das Start-up ein virtuelles und reales Büro im TechHub.K67 an der Düsseldorfer Kasernenstraße. Es ist das Headquarter der Kreditplattform auxmoney. Der Hintergrund: Start-ups, die bereits einen Prototyp oder Ähnliches haben, können sich um einen Platz im Hub bewerben.

Auf Wachstumskurs

Die erfolgreichen Teams können diesen dann für einige Monate nutzen. „Dabei geht der K67 weit über Co-Working hinaus. Individuelles Coaching und Mentoring stehen im Kern des Programms“, heißt es auf der Webseite des K67. Hinzu komme eine starke Ausrichtung auf Community-Building:  „Die Vernetzung von Start-ups untereinander, mit Unternehmen sowie des gesamten Ökosystems der Region.“ Das bNear-Team freut sich über die Möglichkeit. „Es ist eine gute Gelegenheit, in der Landeshauptstadt auf uns und vor allem unser Produkt aufmerksam zu machen“, sagt Martin Lang. Meist allerdings sitzen die neun Leute inzwischen über ganz NRW verteilt. Derzeit besteht die Hauptaufgabe darin, durch verstärkte Akquise immer mehr Unternehmen für das Tool zu interessieren. Nach einer Pre-Seed-Finanzierung von 700.000 Euro in diesem Jahr – für den Ausbau des Entwickler-Teams und den Markteintritt in Deutschland – soll 2023 weiteres Geld zum Wachsen eingesammelt werden. Dabei ist Martin Lang und seinen Mitstreitern klar, dass dies durch die Krise nicht einfacher wird. Angesichts des hohen Interesses an der digitalen Büro-Lösung sei man aber zuversichtlich. Die Vision ist klar: „Wir wollen den weltweiten Übergang zu einer integrativen und menschenzentrierten, digitalen Zusammenarbeit durch unsere Lösung beschleunigen.“


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