Mehr Chancen durch Vielfalt

Unternehmen mit einer offenen Personalstrategie sichern sich Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte.

André Lutz Overrath im Gespräch beim IHK Diversity Brunch

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Meike Schrömbgens/IHK
Die IHK Düsseldorf nahm den Deutschen Diversity-Tag zum Anlass, ihre zahlreichen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung vorzustellen und mit Unternehmern und Unternehmerinnen darüber zu sprechen. „Wir haben zu dem Thema einiges zu bieten“, sagte Stephan Jäger, Berater für Fachkräftesicherung der IHK, beim „Diversity Brunch“ im IHK-Forum. Den bundesweiten Diversity-Tag richtet die Initiative Charta der Vielfalt jährlich aus. Die IHK Düsseldorf unterstützt dies. Mehr als 5000 Unternehmen und Organisationen in Deutschland mit insgesamt rund 15 Millionen Beschäftigten haben die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Sie bekennen sich damit zu Vielfalt, Toleranz, Fairness und Wertschätzung in der Arbeitswelt und Gesellschaft.

Fachkräftesicherung durch Vielfalt schafft Wettbewerbsvorteile.

Dabei geht es um mehr als eine theoretische Selbstverpflichtung, machte Jäger anschaulich deutlich. Laut dem IHK-Fachkräftemonitor NRW fehlen allein im IHK-Bezirk Düsseldorf derzeit rund 53.000 Fachkräfte. Bis 2033 werde sich die Zahl auf 108.000 mehr als verdoppeln. „Unternehmen müssen also alle Potenziale ausschöpfen, um Fachkräfte zu gewinnen und zu binden“, betonte der Berater. Ob Ältere, mehr Frauen in Führung, Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger, Menschen mit Behinderung oder aus dem Ausland – diese Gruppen hatten Unternehmen etwa früher weniger im Blick. Dabei würden sie davon profitieren, allen ihre Aufmerksamkeit zu geben, ist Jäger überzeugt. Unternehmen könnten zum Beispiel Sprach- und/oder Länderkenntnisse von Mitarbeitenden ausländischer Herkunft geschäftlich nutzen. „Fachkräftesicherung durch Vielfalt verschafft Wettbewerbs- und Standortvorteile.“

Stephan Jäger referierte beim letzetwn Diversity Tag.
IHK Diversity Brunch

Das sei allerdings eine strategische Aufgabe für die Unternehmensleitung, fügte Jäger hinzu. Die Unternehmenskultur müsse dem entsprechen und personalorientierter werden. So müssten Unternehmen zum Beispiel die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern, um Frauen und Väter in Elternzeit zu unterstützen. „Sie müssen alle wertschätzen“, appellierte Jäger an die Firmenlenker. „Betriebe, die Vielfalt in ihrer Personalarbeit strategisch nutzen, finden nicht nur mehr Fachkräfte, sondern sind auch nach innen und außen attraktiver, können ihre Beschäftigten besser motivieren und sind insgesamt zukunftssicherer aufgestellt.“

Die IHK unterstützt Unternehmen und ihre Personalverantwortlichen mit umfassenden Angeboten und Netzwerkkontakten. Beim „Diversity Brunch“ stellten Experten und Expertinnen der IHK ihre Aufgabenbereiche und Angebote vor, zum Beispiel Cathleen Göpfert, die bei Fragen rund um die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse berät. Bei kaufmännischen, industrietechnischen und anderen Berufen, für die die IHK zuständig ist, prüft sie Unterlagen auf Vollständigkeit, begleitet bei der Ausfüllung von Anträgen auf Anerkennung und gibt auch weitere Tipps zum Beispiel zu eventuell möglichen Kostenübernahmen durch die Arbeitsagentur. „Eine Anerkennung stärkt das Selbstwertgefühl der Mitarbeitenden und gibt Arbeitgebern eine Information darüber, welche Kenntnisse eine Fachkraft hat“, beschreibt sie Vorteile einer Bestätigung.

Seit 2016 begleitet Rachid El Mellah Unternehmen und Geflüchtete bei der Integration in Ausbildung und Arbeit. „Das funktioniert erfolgreich“, sagt er im Rückblick. Innerhalb von fünf Jahren hätten sich deutschlandweit 70 Prozent der Menschen, die seit 2015 nach Deutschland kamen, beruflich integriert. „Das gilt analog auch für Düsseldorf“, sagte El Mellah. Ein Hindernis sei die Bürokratie. Dennoch ist El Mellah zuversichtlich, dass Unternehmen hier nach wie vor ein großes Potenzial für die Fachkräftegewinnung vorfinden.

Seit 2019 informiert, berät und unterstützt der IHK-Experte André Lutz Overrath „Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber EAA“ als Fachberater für Inklusion niedrigschwellig und kostenfrei bei der Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von schwerbehinderten und diesen gleichgestellten Beschäftigten. Dabei ist die EAA als Partner der Betriebe dauerhafte Ansprechstelle im ganzen Prozess der Beschäftigung.

Umfangreiches Informationsmaterial gab es zu vielen Themen beim IHK Diversity Brunch

Unterstützt wird u. a. bei der Beantragung von Fördermitteln und Arbeitsplatzgestaltung. Die EAA informieren auch im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit zu aktuellen Themen und gehen proaktiv auf Arbeitgebende zu. Als Beispiel nannte Overrath die Veranstaltung „Stammtisch Inklusion“, bei der es am 20. Juni um Möglichkeiten zur Lösung bei psychischen Behinderungen im Arbeitsleben geht. „Unternehmen sind meistens daran interessiert Mitarbeitende zu halten“, wissen aber oft nicht, dass er hier Unterstützungsangebote gibt, sagte Overrath. Hier lotsen und informieren die EAA.

Die IHK arbeitet mit anderen Akteuren zusammen und bietet so den Unternehmen eine umfassende Unterstützung. Beim „Diversity Brunch“ stellte IHK-Business Scout Oliver Wagener zum Beispiel Kooperationen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vor. „Wir können auf diese Weise Fachkräfte vermitteln“, erklärte Wagener und nannte als Beispiel gefragte Berufe wie Pflegekräfte oder Zerspanungstechniker. Ebenso sei ein Austausch von Führungskräften möglich.

Ein weiterer Kooperationspartner ist das „Kompetenzzentrum Frau & Beruf Düsseldorf/Kreis Mettmann“, das zum Beispiel das Mentorenprogramm Mentregra durchführt. Hierbei begleiten Mentorinnen aus Unternehmen geflüchtete Frauen, die über Qualifikationen verfügen, bei der Arbeitssuche oder auch bei Behördengängen.Unternehmen nutzten den „Diversity Brunch“ zur Information und Vernetzung. Das Treffen habe neue Impulse für die eigene Arbeit gegeben, sagte zum Beispiel Christian Fischer, bei QVC Schwerbehindertenvertreter für den Standort Düsseldorf. Er schätze die Informationen über Unterstützungsangebote oder Fördermöglichkeiten sowie die Möglichkeit, sich zu vernetzen. Gern arbeite er auch mit André Lutz Overrath zusammen. „Wir bekommen bei der IHK eine gute Unterstützung für unsere Arbeit“, sagte Fischer. Wobei er selbst beim Netzwerken einen Input geben kann. Bei QVC werde Inklusion gelebt. Diversity sei ein wichtiges Thema.

Angebote der IHK zum Thema Fachkräftesicherung: https://www.ihk.de/duesseldorf/standort/fachkraeftesicherung