Flottes Gewerbe

Acht Unternehmen nutzen die Chance, einen Monat lang kostenlos den Transporter gegen ein Lastenrad zu tauschen.

Flottes Gewerbe
Isabel Rupprath-Babik ist Gründerin der Kaffeerösterei Lamäng und freut sich, ihre Kunden mit dem Lastenrad beliefern zu können.

Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Melanie Zanin
Es ist ein vertrautes Bild in der Innenstadt: Transporter stehen in zweiter Reihe, weil es keine Parkplätze gibt. Die Straßen sind voll, das Tempo langsam, die Emissionen hoch. „Wenn die Stadt bis 2035 klimaneutral werden soll, müssen wir daran etwas ändern und jeder kann einen Beitrag leisten“, sagte Marion Hörsken, IHK-Geschäftsführerin für Branchenbetreuung bei der Veranstaltung zum Start der Testphase des Projekts Flottes Gewerbe in der IHK Düsseldorf. Zusammen mit der Stadt, der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf möchte die IHK-Betriebe dazu ermuntern, E-Lastenräder in ihren Fuhrpark aufzunehmen.
„Selbst der ADAC Nordrhein bestätigt in einer Broschüre, dass Lastenräder auf kurzen Strecken in der Stadt schneller unterwegs sein können als Autos“, sagte Stefan Wenzel vom Umweltamt der Stadt, der zusammen mit Marion Hörsken die Teilnehmenden des Projekts begrüßte. Seit Anfang Februar haben sich knapp 60 Unternehmen dafür beworben, an der Aktion teilzunehmen, die von der Verkehrswende-Agentur cargobike.jetzt koordiniert wird. Nun sind acht ausgewählte Testpioniere übriggeblieben, die auf dem Platz vor dem IHK-Gebäude ihre neuen Lastenräder in Empfang nahmen. Je nach Bedarf und beraten von den Experten der Hersteller erhielten sie die Modelle, die am besten ihrem Anforderungsprofil entsprechen. In gut vier Wochen, am 26. Mai, werten alle Beteiligten gemeinsam ihre Erfahrungen aus.

Flottes Gewerbe spart Unternehmen Zeit und Geld

Die Vorteile liegen für Jessica Gnant von cargobike.jetzt auf der Hand: „Wer ein Lastenrad anstelle eines Autos nimmt, hat keine Parkplatzsuche, keine Parkplatzkosten, keine Staus, und keine Emissionen. Das Unternehmen spart also Zeit und Geld.“ Allerdings müsse die Infrastruktur rund um E-Lastenräder im Gewerbe besser werden. „Wir möchten mit dieser Aktion dazu beitragen, lokale Händler, Hersteller und Wartungspartner zu vernetzen, so dass Unternehmen kompetent beraten werden und ihre Lastenräder bei Problemen schnell reparieren lassen können. Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Lastenräder eine langfristige Alternative zum Auto im Arbeitsalltag sein können.“

Flottes Gewerbe
Übergabe der Lastenräder vor der IHK Düsseldorf.

Isabel Rupprath-Babik ist Gründerin der Kaffeerösterei Lamäng und darf mit dem Projekt Flottes Gewerbe einen Monat lang ihre Kunden mit dem Lastenrad beliefern. „Für mich ist das eine tolle Chance, da ich meistens kurze Wege habe und die Fahrt mit dem Auto sich oft nicht lohnt. Zudem haben wir in unserem Stadtteil Unterrath einen Wochenmarkt, und ich könnte das Rad einfach an meinem Stand abstellen und müsste nicht immer mit dem Auto hin und her“, sagt die 43-Jährige. Da ihr Unternehmen noch am Anfang steht, ist sie dankbar für die Möglichkeit, das Rad kostenlos auszuprobieren. „Die Anschaffung eines Lastenrads ist ja auch nicht ganz billig. So kann ich in Ruhe herausfinden, wie groß der Mehrwert ist.“
So geht es auch den anderen sieben Testunternehmen. Die HPP Architekten GmbH benutzt derzeit einen E-Smart, um etwa Bauanträge in mehrfacher Ausführung ans Ziel zu bringen. „Das ginge genauso gut mit einem Lastenrad. Ebenso wie der Transport von Kaffee und Milch, denn davon verbrauchen unsere 170 Mitarbeiter sehr viel“, sagte Mitarbeiterin Uta Esselmann unter dem Gelächter der Zuhörer. Das zdi-Netzwerk MINT Düsseldorf macht Workshops an Schulen, bei denen das Thema Klimaschutz eine große Rolle spielt. „Wenn wir mit unserem Material im Lastenrad vorfahren, macht uns das glaubwürdiger. Zum Glück gibt es Räder mit großer Box, da wir häufig mit einem Klassensatz Notebooks unterwegs sind“, sagte Eva Deckers.

Mitarbeitende ohne Führerschein profitieren

Michael von der Linden, Inhaber des Gebäudereinigungs-Unternehmens Durchblikk, brachte den Aspekt ins Spiel, dass es für Lastenräder keinen Führerschein braucht. „Viele unserer Kolleginnen und Kollegen kommen aus dem Ausland und haben in Deutschland keine gültige Fahrerlaubnis. Darum ist das Lastenrad für uns sehr attraktiv.“ Markus Hamacher, Chef des Malermeisterbetriebs M.C.Hamacher, sagte, es sei „Quatsch, für kleinere Reparaturen, für die wir wenig Material brauchen, jedes Mal den Transporter anzuschmeißen“, Simon Höhner von der Verkehrswacht Düsseldorf pflichtet bei. „Wenn wir bei der Rheinkirmes im Einsatz sind, fahren wir zwischen Knie- und Oberkasseler Brücke manchmal Wasser für unsere Kolleginnen und Kollegen im Neunsitzer hin und her. Dafür wäre das Lastenrad die viel bessere Lösung.“
Sogar der Transport von fragilem Material wie Glas und Keramik ist unter bestimmten technischen Voraussetzungen in einem Lastenrad möglich. „Wir freuen uns darauf, das zu testen, da wir auch oft kurze Wege haben, für die sich der Wagen nicht lohnt“, sagte Hera Krajewski vom Unternehmen Krajewski Glaserei & Glasschleiferei. Franz Alberty, Inhaber der gleichnamigen Haustechnik GmbH, freut sich auf die nun beginnende Testphase mit dem E-Lastenrad. „Wir haben zwar bereits ein E-Auto und damit keine Emissionen, doch für viele Strecken wäre das Rad praktischer.“


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