Ausbildungsprobleme gemeinsam lösen

Warum Azubis das Gespräch suchen sollten und wie Unternehmen am besten reagieren, wenn es in der Ausbildung hakt.

Ausbildungsprobleme
Birgit Kugler ist Geschäftsführerin der Kugler-Alarm GmbH. Links neben ihr der Auszubildende Halil Samli.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Knusperfarben, Tanja Deuss
Irgendwann war Halil Samli klar, dass er so nicht mehr weiter machen möchte. Der junge Mann aus Düsseldorf befand sich im ersten Jahr seiner Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Firma Kugler-Alarm GmbH aus Hilden, die Alarm- und Sicherheitsanlagen herstellt, als er sich eingestehen musste: Ich brauche eine Veränderung. „Ich habe einfach gemerkt, dass mich die Arbeit im Büro nicht so erfüllt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin jemand, der gern konkret sieht, was er an einem Tag geschafft hat, und das geht in technischen Berufen besser als in kaufmännischen“, beschreibt der 21-Jährige die Ausbildungsprobleme. Also hat er zunächst das Gespräch mit Kollegen aus der Technik gesucht, nutzte die Gelegenheit, mit zu einem Kunden zu fahren und dort zu assistieren. „Der Kollege, mit dem ich dort war, hat mich ermuntert und gesagt, dass ich mich gut anstelle. Also bin ich dann zur Chefin gegangen“, sagt Halil Samli.

„Ich bin jetzt dort angekommen, wo ich hingehöre“

Halil Samli, Auszbildender bei der Kugler-Alarm GmbH

Als Birgit Kugler erfuhr, dass ihr Auszubildender in einen anderen Beruf wechseln möchte, war sie zunächst überrascht. „Ich habe damit nicht gerechnet. Aber da Halil direkt eine Lösung präsentiert hat, nämlich bei uns eine Ausbildung zum Informationstechniker anzufangen, und ich gespürt habe, wie sehr er sich das wünscht, haben wir gemeinsam überlegt, wie wir am besten vorgehen“, sagt Birgit Kugler, Geschäftsführerin und Ausbildungsleiterin für die kaufmännischen Berufe. Um mögliche Fragen im Vertrags- und Arbeitsrecht zu klären, wandte sie sich an die IHK Düsseldorf, die „uns sehr geholfen und unterstützt hat“, betont Kugler. Sie selbst war beeindruckt vom Mut ihres jungen Mitarbeiters, seine Unzufriedenheit anzusprechen und selbst proaktiv eine Veränderung herbeizuführen.

Gibt es Ausbildungsprobleme, sind die Ausbildungsberaterinnen und Ausbildungsberater der IHK Düsseldorf die ersten Ansprechpartner. Sie vermitteln – selbstverständlich vertraulich – zwischen Unternehmen und Azubi. Ansprechpartner ist Sven Uthmann, Telefon 0211 3557-290, E-Mail sven.uthmann@duesseldorf.ihk.de

„Wir haben uns dann darauf verständigt, dass er das erste Lehrjahr in seinem alten Fach noch abschließt und dann wechselt. Es war für beide Seiten die richtige Entscheidung“, betont die 56-Jährige. Auch Halil Samli ist glücklich. „Ich bin jetzt dort angekommen, wo ich hingehöre“, sagt er.
Den umgekehrten Weg – von der Technik ins Büro – ist Jil Hofmann bei der Firma RODIAC EDV-Systemhaus GmbH in Velbert gegangen. Sie spürte nach einiger Zeit, dass die Ausbildung zur Kauffrau im IT-Systemmanagement nicht das Richtige für sie ist. „Es hat mich einfach nicht glücklich gemacht. Es fehlte etwas“, sagt die 22-Jährige. Ihre Ausbildungsleiterin Monika Milewski merkte, dass die junge Auszubildende nicht zufrieden war und sprach sie auf eventuelle Ausbildungsprobleme an. „Im Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass sie lieber im Büromanagement arbeiten würde, dass die Aufgaben, die dort anfallen, viel besser zu ihr passen. Nach ein paar Telefonaten mit der IHK konnte es dann weiter gehen“, sagt die 36-jährige Prokuristin.

Ausbildungsprobleme gelöst – und mit einem Lächeln zur Arbeit

Nun ist Jil Hofmann angehende Kauffrau für Büromanagement und geht jeden Tag mit einem Lächeln zur Arbeit. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir diese Möglichkeit gegeben wurde. Meine Vorgesetzten standen mir immer mit Rat und Tat zur Seite. In meiner neuen Ausbildung komme ich viel besser zurecht und gehe richtig darin auf“, erzählt die junge Frau. Das bestätigt auch ihre Ausbildungsleiterin. „Sie ist wie ausgewechselt, und das ist schön zu sehen. Sogar in der Berufsschule läuft es besser. Wir als Unternehmen profitieren auch, da motivierte und zufriedene Auszubildende natürlich bessere Ergebnisse liefern als unzufriedene.“ Grundsätzlich raten Monika Milewski und Birgit Kugler allen Vorgesetzten in einer ähnlichen Situation bei einem Ausbildgungsproblem, ruhig zu reagieren und gemeinsam mit den wechselwilligen Auszubildenden zu überlegen, wie es am besten weitergeht. Viele haben kein Problem mit dem Unternehmen selbst – wie auch Halil Samli und Jil Hofmann – sondern „nur“ mit ihrem Ausbildungsberuf. Da das Unternehmen sie ja bereits eingestellt und damit für gut befunden hat, wäre es schade, die potenziellen zukünftigen Mitarbeitenden ziehen zu lassen. Auch in Bezug auf den Fachkräftemangel sieht Monika Milewski in jungen Leuten, die eine Ausbildung zugunsten einer anderen abbrechen, eine Chance. „Am besten ist es, die Unternehmen schaffen sich ihre Fachkräfte selbst. Und wer für seine jetzige Ausbildung die Kraft aufbringen musste, zu wechseln, der will den Beruf wirklich machen.“


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