Großmarkt: Büros statt Gemüse?

Die Stadt Düsseldorf hat den Händlern der Großmarkthalle gekündigt. Die Kaufleute wehren sich – und arbeiten zugleich an einem Plan B.

Großmarkt
Jährlich rund 300.000 Tonnen Obst und Gemüse im Wert einer halben Milliarde Euro werden an der Ulmenstraße an- und ausgeliefert.

Text: Anke Henrich, Fotos: Andreas Endermann
Der Gemüsebauer Peter-Josef Eßer ist mehr als verärgert: „Wir haben immer wieder erfolglos versucht, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen, um den Großmarkt selbst zu erhalten und zu bewirtschaften“. Die Händler hätten nicht nur ein eigenes Modell zum Umbau der Großmarkthallen, von Betrieb und Verwaltung vorgelegt, so der Vorsitzende der Genossenschaft der Großmarkthändler. Sie wären auch zur Finanzierung bereit. Doch bei der Stadtverwaltung seien sie auf taube Ohren gestoßen.

Ein wichtiger Standortfaktor

Jährlich rund 300.000 Tonnen Obst und Gemüse im Wert einer halben Milliarde Euro werden an der Ulmenstraße an- und ausgeliefert. Damit ist der Großmarkt auch aus Sicht der IHK Düsseldorf ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt. „Für Marktbeschickerinnen und Marktbeschicker sowie Gastronominnen und Gastronomen bräche eine Bezugsquelle weg; für die Markthändlerinnen und Markthändler die Existenzgrundlage. Zudem zahlt ein Großmarkt auf eine nachhaltige Stadtentwicklung ein, indem Angebote an einem Standort gebündelt werden. Die IHK plädiert daher dafür, eine geeignete Fläche für einen modern ausgerichteten Großmarkthallen im Stadtgebiet zu suchen“, sagt IHK-Handelsreferent Sven Schulte.

Verhärtete Fronten beim Thema Großmarkt

Seit 1957 ordern Marktbeschickerinnen und Marktbeschicker, Großeinkäuferinnen und Großeinkäufer sowie Hofläden nicht nur aus Düsseldorf ihr Obst und Gemüse in den Großmarkthallen. Doch schon 2018 machte die Stadt Düsseldorf öffentlich: Die Hallen müssen aufwändig saniert werden. Geschätzte Kosten: 35 Millionen Euro, Stand 2021. Aus Sicht der Stadt, der das Gelände gehört, lohne sich das nicht. Der Aufwand übersteige den Nutzen des Großmarktes für die Stadt und die Bevölkerung. Seitdem kämpft die Großmarkthallen Düsseldorf eG, die Genossenschaft der Händlerinnen und Händler, um den Erhalt des 115.000 Quadratmeter großen Geländes und der damit mehr als 1.000 verbundenen Arbeitsplätze dort und bei den Zulieferern.

Juristen entscheiden

Die Stadt sieht das Recht auf ihrer Seite. Das von einem Händler angerufene Oberverwaltungsgericht hat bereits entschieden, dass die Stadt die Kündigung aussprechen darf. Ein Grund sei, dass der Großmarkt – anders als früher – keine Funktion der Daseinsfürsorge mehr für die Menschen in der Stadt habe. Den Abnehmenden wie Marktbetriebe, Großküchen, Krankenhausbetriebe oder Schulen stünden in Düsseldorf ausreichend andere Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung. Laut der Stadt sind das zwar fast 160 Lebensmittelgroßhändlerinnen und -händler. Doch die vereinen nicht alle Warenangebote an einer Stelle, sondern verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. Gerade das würde es vor allem den vielen kleinen Zuliefernden schwerer machen. 
Das letzte Wort zur Causa Düsseldorf wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig haben. Dort liegt der Fall zur Berufung und soll im kommenden Mai entschieden werden. Doch selbst die Großmarkthändlerinnen und -händler erwarten keine guten Nachrichten mehr.

Andere Städte für einen Großmarkt im Blick

Den Hinweis des Oberlandesgerichts auf die ausreichenden Alternativen akzeptieren sie dennoch nicht: „Während der gesamten Corona-Pandemie haben wir die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt. Hätten wir Klopapier im Angebot, hätte selbst das ausreichend zur Verfügung gestanden“, so Eßer. Längst hat die Stadt eigene Pläne rund um das begehrte Grundstück nahe der Innenstadt bekannt gemacht. Auf dem Gelände soll die Metro AG einen Cash & Carry Markt eröffnen. Im Gegenzug sollen auf dem bisherigen Metro-Gelände in Flingern rund 1.300 Wohnungen entstehen. Wechselseitige Absichtserklärungen sind längst unterschrieben. Auch drei Bürokomplexe gehören zum Konzept.
Auch wenn sie sich mit Details noch zurückhalten: Die Genossenschaft sucht längst nach alternativen Standorten für den Großmarkt. Vorstand Roland Trolls berichtet, sie sei mit zwei Kommunen im Gespräch. Namen möchte er keine nennen. Ein Angebot liege aber im Rhein-Kreis Neuss, der Heimat vieler Obst- und Gemüsebauern.


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