Hofladen: altbewährt und zeitgemäß

Vor rund 30 Jahren eröffnete Familie Huber auf ihrem Bauernhof einen eigenen Hofladen. Heute bietet sie dort schon in mittlerweile dritter Generation Eier, Obst, Gemüse, Fleisch und Apfelsaft aus der Region an.

Hofladen
Tochter Lena Huber (25) ist gelernte Hauswirtschaftlerin und arbeitet drei Tage die Woche auf dem Bauernhof.

Text, Fotos: Carima von Kampen
Andrea Göddeke ist Ende 50, sie kauft seit mehr als 30 Jahren auf Gut Aue ein. Ein- bis zweimal pro Woche kommt sie hierher – auf dem Heimweg von der Arbeit. Sie nimmt sich einen der kleinen Einkaufswagen und marschiert zwischen Paletten mit Gemüse- und Obstkisten, der Auslage mit drei verschiedenen Apfelsorten und Regalen mit Einmachgläsern, Nudeln, Eierlikör und Wein in dem Hofladen schnurstracks zu den Eiern. „Ich nehme nur Huber-Eier“, sagt Göddeke, die im Nachbarort wohnt. Am Düsseldorfer Stadtrand, in Hubbelrath, direkt neben der A3 an der Grenze zum Kreis Mettmann, betreibt Familie Huber seit mehr als 60 Jahren den Bauernhof Gut Aue. Albert und Doris Huber haben den Betrieb in den fünfziger Jahren aufgebaut. Im Jahr 2006 übernahm der zweitälteste Sohn Peter Huber und leitet den Betrieb seither. Sein Sohn Hendrik und seine Tochter Lena – die Enkel der Gründer – sind inzwischen auch auf dem Hof eingestiegen. Lena Huber kümmert sich um Buchführung und Vermarktung im Hofladen, mistet den Kuhstall aus und packt an, wo immer es gerade nötig ist. Weil ihre Eltern geschieden sind und Vater Peter Huber alleinstehend, ist Lena „die Dame auf dem Hof“, wie sie es ausdrückt. „Ich halte die Augen offen, dass die Ecken nett aussehen und ein paar Blümchen gepflanzt sind.“ Lena Huber organisiert auch den jährlichen Ostermarkt: mit Frühlingsblumen, Handwerksständen, selbstgemachter Bratwurst, Reibekuchen, Spießbraten und Waffeln. Zum Ostermarkt gehört auch das traditionelle Bauernfrühstück am Ostersonntagmorgen auf der Empore über der Verkaufsfläche. Danach zeigt Peter Huber Interessierten dann den Hof, erzählt vom Acker- und Obstbau und der Hühnerhaltung. Auf den Äckern rings um den Hof in Richtung Ratingen und Mettmann baut die Familie vier Kartoffelsorten an, Weizen, Mais und Soja. Seit 1995 gehört auch eine Obstplantage zum Hof: 12.000 Apfelbäume, 14 verschiedene Sorten, darunter natürlich die Evergreens Jonagold, Elstar und Boskoop.

Bauernhof
Natalie Bächer ist gelernte Fleischfachverkäuferin und arbeitet seit neun Jahren auf dem Hof.

Mit der Hühnerhaltung hat schon Albert Huber in den frühen 1960er Jahren angefangen: mit 40 Hühnern. Die Hubers verkauften ein paar Eier pro Tag, mit denen sie ihre Haushaltskasse aufbesserten. Inzwischen leben 30.000 Legehennen in Boden- und Freilandhaltung auf dem Hof. Sie generieren das Haupteinkommen der Familie. Ungefähr die Hälfte der Hennen gehören einem großen Eierhändler aus der Region, der dafür bezahlt, dass Peter Huber die Hühner in seinem Stall hält und die Eier einsammelt. Der Hofladen befindet sich nur wenige Meter vom Hühnerstall entfernt. Vor etwa 30 Jahren ist er in der ehemaligen Scheune entstanden. Zuerst verkauften die Hubers dort nur Eier. Als Kunden sie aber häufiger auch nach anderen Produkten fragten, entschied sich die Familie, einen konventionellen Hofladen zu eröffnen und gründete die „GUT AUE Markeneivertrieb GmbH“. Durch geringe Transportkosten und die freie Preisgestaltung ist „der Ertrag bis zu 50 Prozent höher im Vergleich zur herkömmlichen Vermarktung“, sagt Peter Huber. In einigen Fällen kann er sogar noch etwas mehr auf den Preis aufschlagen. Mit der Zeit kamen immer mehr Produkte dazu. „Heute haben wir hier im Grunde ein Vollsortiment“, sagt Landwirt Huber. Wenn die Produkte nicht aus eigenem Anbau stammen, kommen sie meist von Bekannten in der Region: die Milch zum Beispiel, aber auch Nudeln, Brot, Säfte oder das Fleisch. 30 bis 40 Prozent des wirtschaftlichen Ertrags des Hofes kommen aus Hofladen und der gewerblichen Eier-Vermarktung. Hofläden stehen für Frische und Qualität, weil sie viele lokale Produkte anbieten.

„Das schöne ist, dass der Kundenkontakt herzlich, persönlich und vertraut ist“

Anja Manszke, arbeitet seit 16 Jahren im Hofladen

„Auch wenn einige Produkte zugekauft werden, sind sie oft transparent und ehrlich in Bezug auf die Herkunft der Waren“, sagt Sven Schulte, Experte für Handel und Stadtentwicklung bei der IHK Düsseldorf. Sie verkaufen nicht nur Eier und Äpfel, sondern eben auch Nähe und Lokalkolorit, das unterscheidet sie von der Anonymität des konventionellen Handels. Die Kundinnen und Kunden können dem Erzeuger selbst Fragen stellen. Das bringt auch dem Gut Aue jede Menge Stammkunden. Mit ähnlichen Konzepten können Landwirte auf einer mittleren Verkaufsfläche von 60 Quadratmetern pro Jahr einen Umsatz von 270.000 Euro erzielen, haben die Bioland Beratung GmbH und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau ermittelt. Damit liegt Peter Huber ziemlich genau im Schnitt: „Mit unserem Hofladen setzen wir rund 250.000 Euro um.“ „Das schöne ist, dass der Kundenkontakt herzlich, persönlich und vertraut ist“, sagt auch Anja Manszke, die seit 16 Jahren im Hofladen arbeitet. Neben älteren Leuten, die froh sind, dass noch immer alles am gleichen Fleck steht, kommen auch junge Familien, sagt Manszke: meist um an der Fleischtheke einzukaufen. „Sie schätzen es, dass wir nur regionales Fleisch aus guter Haltung verkaufen.“ Gegen Wochenende ist der Laden den ganzen Tag voll. Der Hofladen hat samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet und unter der Woche von 9 bis 18 Uhr. Montag ist Ruhetag.

Hofladen
Wenn die Produkte nicht aus eigenem Anbau stammen, kommen sie meist von Bekannten in der Region: die Milch zum Beispiel, aber auch Nudeln, Brot, Säfte oder das Fleisch.

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