Ideen finden

Interview mit Sabine Rings, Geschäftsführerin der Gesellschaft NEU und Mitinhaberin der Eventlocation „Zur Goldenen Idee“, über New Work und die Arbeitswelten der Zukunft.

Ideen finden

Text: Sylvia Rollmann, Fotos: Melanie Zanin
IHK Magazin: Frau Rings, New Work und Ideen finden ist Ihr Tagesgeschäft. Wie viel davon steckt in Ihrem persönlichen Arbeitsalltag?

Sabine Rings: Sehr viel. Ich springe täglich ins kalte Wasser und probiere Neues aus, verlasse häufig meine Komfortzone und lerne aus den Erfahrungen. Ich treffe neue Leute, die mich inspirieren. Diese Art zu arbeiten macht mich glücklich. Um es mit den Worten des New-Work-Begründers Frithjof Bergmann zu sagen: Ich tue das, was ich wirklich, wirklich will.

Sie sind erfolgreiche Unternehmerin, haben 2014 zusammen mit Ihrem Mann Jørn „NEU – Gesellschaft für Innovation“ gegründet und 2020 das New Work Lab „Zur Goldenen Idee“ eröffnet. Warum in Düsseldorf?

Ich lebe seit 1996 in Düsseldorf, wo mein Mann und ich studiert und 2001 zusammen unsere erste Firma gegründet haben. Wir haben uns in der Region ein großes Netzwerk aufgebaut, deshalb war es keine Frage, wo wir „NEU“ und die „Goldene Idee“ gründen werden. Düsseldorf ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Hier werden Innovation und Digitalisierung großgeschrieben und Start-ups aktiv gefördert.

Mit NEU entwickeln Sie Arbeitswelten der Zukunft. Wie sehen die aus?

Die Arbeitsumgebung hat großen Einfluss darauf, wie wir Aufgaben erledigen. Wer sich wohlfühlt, ist produktiver, innovativer und effizienter. Ideen finden funktioniert besser. Deshalb gilt es, die Räume so zu gestalten, dass sie zum Einsatzzweck und den Fähigkeiten der Mitarbeitenden passen, den Austausch und die Zusammenarbeit fördern, Wohlfühlatmosphäre und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Bei all unseren Überlegungen stellen wir den wichtigsten Baustein eines Unternehmens in den Mittelpunkt: den Menschen, der sich jeden Tag darauf freuen sollte, zur Arbeit zu gehen.

Es geht also um mehr als die richtige Schreibtischanordnung …

Schreibtischkonzepte sind nur die Spitze des Eisbergs. Arbeitswelten sollen Mitarbeitende motivieren, alte Denkmuster zu verlassen, sie kommunikativer, kreativer und offener für Neues machen. Weg vom Silodenken, hin zu mehr Kollaboration. Denn in einer Arbeitswelt mit immer komplexeren Aufgaben braucht es neue Ideen, viel Flexibilität und eine agile, teamorientierte Arbeitsweise. Gängige Bürokonzepte werden dem nicht gerecht.

Ideen finden


Was heißt das in der Praxis?

Wir gehen nach dem von uns entwickelten Team-Office-Prinzip vor. Kernstück unserer Planung ist ein „Marktplatz“ mit Küche, wo sich Mitarbeitende zufällig oder zu Ad-hoc- Meetings treffen.
Hinzu kommen Workshop- und Besprechungsräume für die Arbeit in kleinen Gruppen, denn Teamwork braucht familienähnliche Verbundenheit. Und schließlich gibt es Zonen für Rückzug, Erholung und konzentrierte Einzelarbeit. Feste Schreibtischplätze sind im Team-Office die Ausnahme.
Dieser Bauplan ist flexibel und wird individuell auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten. Die Mitarbeitenden sind am gesamten Prozess aktiv beteiligt.

Lässt sich New Work auch in kleineren Schritten etablieren?

Die meisten Kundinnen und Kunden wünschen sich ein Rundum-sorglos-Paket. Planung, Konzeption, Umbau, ein Nutzungskonzept und die Schulung der Mitarbeitenden aus einer Hand. Aber auch kleine Schritte können beim Ideen finden Positives bewirken, etwa einzelne Workshops, Coachings oder Analysen. Viele Unternehmen haben sich erst in der Coronakrise mit flexibleren Arbeitsmodellen beschäftigt – weil sie es mussten.

Ist New Work vielleicht nur eine Welle, die bald wieder abebbt?

Das Konzept der Neuen Arbeit stammt aus den 1980er-Jahren und ist nicht neu. Die Pandemie hat aber ein breites Umdenken ausgelöst – hin zu neuen Formen der Zusammenarbeit. Viele Beschäftigte wünschen sich den persönlichen Austausch mit Kollegen, wollen aber auch das Home Office nicht mehr missen. Das Mindset hat sich geändert, deshalb müssen Unternehmen nun flexible Lösungen und Regularien für hybrides Arbeiten finden. Wir sehen eine große Bewegung hin zu New Work, ein Zurück zu alten Strukturen wird es nicht geben.

Wie können Sie Skeptiker überzeugen, denen die Idee von New Work so gar nicht schmeckt?

Neue Ideen kann man am besten vermitteln, indem man sie greifbar macht. Dieser Gedanke hat zur Gründung der „Goldenen Idee“ geführt. Unser New Work Lab ist Showroom, Forschungslabor und Spielwiese in einem. Hier können Firmen und Gruppen das Arbeiten von morgen proben und gemeinsam eigene Ideen einer New Work entwickeln – mit oder ohne unsere Unterstützung. Wir wollen niemanden überreden, aber Fakt ist: New Work macht Mitarbeitende zufriedener und motivierter, sie steigert die Produktivität eines Unternehmens und dessen Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Das sollte auch Zweifler überzeugen.


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