Die Wirtschaft in Düsseldorf und am Mittleren Niederrhein bleibt im Herbst 2025 unter Druck. Der Geschäftslageindikator fällt auf minus 12 Punkte und damit auf ein Fünf-Jahres-Tief; die Geschäftserwartungen sinken auf minus 8,3 Punkte (Vorjahr: minus 2,7). Das geht aus dem gemeinsamen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern (IHK) Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein hervor, der auf einer Umfrage unter knapp 750 Unternehmen mit zusammen rund 60.000 Beschäftigten basiert.
„Die Wirtschaft in unserer Region kämpft nicht mit hausgemachten Problemen, sondern mit massiven Belastungen durch globale Krisen und wirtschaftspolitische Versäumnisse auf Bundesebene“, sagte Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Unternehmen stießen bei Energiepreisen, Bürokratie und Arbeitskosten an Grenzen. Ohne Gegensteuern drohten „Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen“.

Nachfrageflaute und Kosten drücken die Betriebe
Als größte Risiken nennen die Firmen die schwache Inlandsnachfrage (57,6 %), hohe Arbeitskosten (49,5 %) und Energiepreise (42,6 %). Rund ein Drittel bewertet die aktuelle Lage kritisch – 80 Prozent davon erwarten keine Besserung in den kommenden Monaten. Parallel trübt sich der Arbeitsmarkt ein: Die Beschäftigungserwartungen fallen auf minus 11,7 Punkte; mehr Unternehmen planen Stellenabbau als Neueinstellungen. Investitionspläne werden gekürzt.
„Statt einer Trendwende geraten wir eher in eine Art Dauerkrise“, sagte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.
Mindestlohn-Erhöhung als zusätzlicher Kostentreiber
Mit Blick auf die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns ab Januar 2026 sehen sich 60 Prozent der Betriebe zu Reaktionen gezwungen: rund ein Viertel muss Mindestlöhne direkt anheben, knapp 35 Prozent wollen höhere Lohngruppen anpassen, 34 Prozent planen Preiserhöhungen, 10 Prozent rechnen mit Personalabbau, 3 Prozent mit Leistungskürzungen. Besonders betroffen: kleine Unternehmen, Einzelhandel und Baugewerbe. Steinmetz mahnt: „Der Mindestlohn darf nicht zum Beschäftigungsrisiko werden.“
Industrie in Rezession, Bau mit zarter Entlastung
Die Industrierezession dauert an: Seit eineinhalb Jahren überwiegen negative Lageurteile deutlich. Besonders leiden exportorientierte Betriebe unter sinkender internationaler Wettbewerbsfähigkeit, geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten. Energieintensive Branchen wie die Chemie melden eine nochmals verschlechterte Lage. Für die kommenden zwölf Monate rechnen mehr Industrieunternehmen mit Absatzrückgängen im In- und Ausland.
Im Baugewerbe zeigen sich erste Stabilisierungsansätze durch kommunale Investitionen und Infrastrukturprogramme, das Niveau bleibt aber unter dem langjährigen Schnitt. Hoffnung setzen Betriebe auf das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz. Die IHKs warnen jedoch, die Bundeshaushalte 2025/2026 könnten den gewünschten Effekt verwässern, wenn Investitionsmittel aus dem Kernhaushalt in das Sondervermögen umgeschichtet würden.
Der Einzelhandel leidet unter Kaufzurückhaltung und steigenden Lohnkosten. Im Dienstleistungssektor stehen stabilere Auftragslagen in Beratung und Ingenieurwesen einer schwachen Nachfrage in Logistik und Transport gegenüber.

IHKs fordern Strukturreformen
Trotz jüngst ausgehandelter Bürgergeldreform sehen die beiden IHKs weiter strukturellen Handlungsbedarf auf Bundesebene. Steigende Kosten, globale Unsicherheiten und Standortnachteile gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf betont abschließend: „Wir haben kein kurzfristiges Konjunkturproblem – wir haben ein Problem der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Nur wenn die Politik entschlossen handelt, können Unternehmen wieder investieren, Arbeitsplätze sichern und Wachstum schaffen.“
Hier geht es zum aktuellen Konjunkturbericht.
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