IHK-Umfrage zu Konjunktur

Die Frühjahrs-Analyse der IHKs Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zeigt die Befürchtungen der Wirtschaft für das laufende Jahr

IHK-Konjunkturumfrage

Text: Daniel Boss
„Zwar-aber-Sätze“ prägen die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein: „Wir sind zwar noch nicht in einer Rezession, aber die Betriebe befürchten angesichts der Risiken und Herausforderungen einen Abschwung“, sagte Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf bei der Präsentation. Oder: „Die Einstellungsabsichten der Betriebe sind zwar weniger dynamisch als noch vor drei Monaten, aber dennoch planen die Unternehmen weiterhin, sogar Beschäftigung aufzubauen.“ Es ist eine Situation in der Schwebe. Die Unwägbarkeiten sind groß. Die Unsicherheit nicht minder.

Foto: Olaf-Wull Nickel

„Die Unternehmen planen weiterhin, sogar Beschäftigung aufzubauen“

Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf

Klar ist, dass die Stimmung in der IHK-Konjunkturumfrage im Vergleich zum Jahresbeginn spürbar gelitten hat. Sie ist angesichts der weltpolitisch höchst angespannten Lage jedoch besser, als zu befürchten war. Knapp 900 Unternehmen mit insgesamt mehr als 80.000 Beschäftigten beteiligten sich an der Umfrage der IHKs in der zweiten Aprilhälfte. Zu diesem Zeitpunkt lief der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bereits rund zwei Monate. 36 Prozent der Firmen meldeten eine gute Lage, 16 Prozent eine schlechte. Zum Vergleich: Der Lageindikator (Saldo beider Werte) liegt mit 19 Punkten nur knapp unter dem Wert vom Januar (20). Die Industrie arbeitet derzeit ihren guten Auftragsbestand ab. In Branchen wie Gastronomie und Veranstaltungswesen ist nach Aufhebung von Corona-Beschränkungen wieder halbwegs Normalität eingekehrt. Den Ist-Stand bewerteten daher viele Betriebe als weiterhin zufriedenstellend.

Laut IHK-Konjunkturumfrage Sorge um die Energiepreise

Grund zur Sorge bereitet in der IHK-Konjunkturumfrage allerdings der Blick nach vorn. 35 Prozent der Betriebe gehen von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte in den kommenden Monaten aus – nur zwölf Prozent von einer Verbesserung. Unterm Strich ergibt das ein Minus von 23 Punkten, was Erinnerungen an die schweren Rezessionen der vergangenen 30 Jahre weckt. Hier ist der Absturz dramatisch: Im Januar lag der Erwartungssaldo noch bei plus elf Punkten. Die Befragten sehen sich einer Vielzahl kritischer Geschäftsrisiken gegenüber. Dabei haben die Energiepreise die Rohstoffpreise mittlerweile an der Spitze abgelöst. Die Folge: Die Investitionsbereitschaft ist deutlich gesunken. Das gilt insbesondere für die investitionsstarken verarbeitenden Betriebe sowie für den Großhandel. Die privaten Konsumenten halten sich ebenfalls bereits beim Kaufen zurück. Der Düsseldorfer IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen rechnet mittelfristig nicht mit einer Verlangsamung des Preisanstiegs. Hauptleidtragende wären Branchen, „die schon von der Corona-Pandemie stark gebeutelt waren“. Auf eine Krise folgt die nächste.

Materialengpässe in der Bauwirtschaft

Selbst die noch während der Pandemie boomende Bauwirtschaft blickt so pessimistisch in die Zukunft wie seit 2009 nicht. „Neben der Furcht vor Investitionskürzungen treibt die Branche bereits heute Materialengpässe um, so dass die Kapazitätsauslastung in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen ist“, sagt Gregor Berghausen. Nichtsdestotrotz bleibt der Druck durch den Fachkräftemangel bestehen. Eine Reduzierung von Arbeitsplätzen im großen Umfang zeigt die aktuelle Analyse daher nicht. Das befürchten lediglich elf Prozent der teilnehmenden Unternehmen. 19 Prozent wollen auch in dieser angespannten Lage zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

IHK-Konjunkturumfrage
Quelle: Konjunkturbericht der IHKs Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein Frühjahr 2022

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