Text: Dagmar Hass-Pilwat, Fotos: Hans-Jürgen Bauer
22 Fußballfelder oder umgerechnet 160 000 Quadratmeter groß ist das Werksgelände, auf dem vollelektrische Hafenmobilkräne der neuesten Generation und führerlose Containertransportfahrzeuge entstehen – und das mitten in Düsseldorf – bei Konecranes Gottwald Hafenmobilkrane. Angefangen hat alles bereits 1906 mit der Hafenkranmarke Gottwald. Seit 2017 gehört das Werk in Düsseldorf-Benrath zur börsennotierten Konecranes GmbH, die ihren Hauptsitz in Finnland hat und mit einem Umsatz von vier Milliarden Euro zu den weltweit führenden Herstellern von Kranen und Hafenausrüstung zählt. Anlässlich der zehnten „Langen Nacht der Industrie“ (LNDI) öffnete Geschäftsführer Heribert Barlage die Werkstore für Gäste und machte einen Blick hinter die Kulissen möglich. Mit von der Partie waren auch Oberbürgermeister Stephan Keller, IHK-Präsident Andreas Schmitz und Fabian Zachel, Vorstand vom Verein „Zukunft durch Industrie“.
Mit ihrem einzigartigen Veranstaltungskonzept erzeugt die LANGE NACHT DER INDUSTRIE NRW Aufmerksamkeit für die regionalen Industrieunternehmen aller Größen und Branchen, zeigt Verbundenheit und präsentiert die Potenziale der Region. Denn Nordrhein-Westfalen steht an der Spitze des industriellen Wandels – mit einem starken Fokus auf Dekarbonisierung und zukunftsfähigen Technologien. Es gibt keine Region, die besser zeigt, dass sich die großen Herausforderungen nur gemeinsam lösen lassen.
„Eine Initiative wie die Lange Nacht der Industrie, an der 45 mittelständische und große Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen teilnehmen, trägt dazu bei, die Einsatz-Vielfalt und die Bedeutung dieser Branche für unsere Wirtschaft in der Bevölkerung besser zu verankern. Wir wollen durch unseren Beitrag, die Akzeptanz der Industrie stärken, über die vielseitigen Ausbildungsmöglichkeiten informieren und zeigen, dass beides funktioniert: unser Klima schützen und Wirtschaftswachstum generieren“, hob IHK-Präsident Andreas Schmitz gleich zu Beginn der Veranstaltung hervor.
Tradition trifft Innovation bei der Langen Nacht der Industrie
Also: Helm auf, Weste, Schutzbrille und -Schuhe an und los ging es mit der Führung durch die Fertigung – hautnah erlebte der IHK-Präsident gemeinsam mit rund 100 Besuchern und Besucherinnen, die per Los ein Teilnahme-Ticket gewonnen hatten, wie aus riesigen Stahlplatten präzise gefertigte, 120 Tonnen schwere Großkomponenten mit modernster Antriebs- und Steuerungstechnik für Krananlagen entstehen. Ein fertiger Hafenmobilkran wiegt am Ende rund 600 Tonnen und kann beeindruckende 200 Tonnen mühelos heben. Vom Standort Düsseldorf mit seinen 800 vor Ort im Bereich der Hafentechnik beschäftigten Mitarbeitern wird in mehr als hundert Ländern von Asien bis Übersee alles Mögliche bewegt – ob Container oder Kohle, Bananen auf Paletten oder komplette Windkraftanlagen.
Da ist Präzision oberstes Gebot, angefangen bei den Brennmaschinen, die die Bauteile aus den Stahlblechen schneiden bis zu den Schweißern in ihrer futuristisch anmutenden Schutzkleidung. Bislang wird jedes Element eines durchschnittlich vier bis fünf Millionen Euro teuren Krans individuell je nach Kundenwunsch entworfen, gefertigt und manuell geschweißt. In Zukunft jedoch übernehmen Robotor 80 Prozent der Schweißarbeiten. „Wir finden keine Schweißer mehr. Solche Spezialisten werden wie Gold gehandelt, nicht nur der deutsche Arbeitsmarkt ist leergefegt“, erklärte Werksleiter Martin Wloczyk.
Eindrucksvoll demonstrierten Geschäftsführer Heribert Barlage und sein Team das Engagement und die Wirtschaftskraft des sogenannten „Hidden Champions“ (unbekannter Weltmarktführer). „Das produzierende Gewerbe prägt unsere Stadt nach wie vor, es ist unser Rückgrat“, sagte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und betonte, wie sehr „Fortbestehen und Weiterentwicklung des Industriestandorts in direktem Zusammenhang steht mit der Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der ansässigen Betriebe und den Rahmenbedingungen, die der Standort für die Konzerne schafft.“ Ein Weltmarkt-Akteur wie Konecranes sei ein guter Beleg für die Bedeutung des traditionsreichen Industriestandorts Düsseldorfs.
Düsseldorf als Vorreiter im industriellen Wandel
Demnach hat die Landeshauptstadt es sich zur Aufgabe gemacht, Entwicklungsperspektiven für die Industrie in Düsseldorf zu schaffen und die Unternehmen bei zentralen Herausforderungen wie Klimaschutz, Digitalisierung und Fachkräftemangel zu unterstützen. „Nachhaltigkeit und Innovation sind wesentlicher Bestandteil unseres gesellschaftlichen und unternehmerischen Selbstverständnisses. Wir freuen uns über den direkten Austausch mit Oberbürgermeister Dr. Keller und schätzen den Einsatz der Stadt, der Industrie zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und die Vernetzung zwischen den Unternehmen zu fördern“, erklärte Heribert Barlage, Geschäftsführer Konecranes.
„Eine Initiative wie die Lange Nacht der Industrie, an der 45 mittelständische und große Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen nehmen, trägt dazu bei, die Einsatz-Vielfalt und die Bedeutung dieser Branche für unsere Wirtschaft in der Bevölkerung besser zu verankern. Wir wollen die Akzeptanz der Industrie stärken, über die vielseitigen Ausbildungsmöglichkeiten informieren und zeigen, dass beides funktioniert: unser Klima schützen und Wirtschaftswachstum generieren“, betonte IHK-Präsident Andreas Schmitz.
Als ein Symbol für die Entwicklung und die Transformation bei der Produktion von Kränen ist ein alter, im typischen Firmenblau lackierte Konecranes Gottwald Kran, Baujahr 1952, auf dem Werksgelände ausgestellt. Als praxisorientierte Projektarbeit haben Auszubildende ihn komplett auseinandergenommen und restauriert. 55 Frauen und Männer bildet Konecranes derzeit an der Forststraße in Benrath aus. Bei erfolgreichem Abschluss ist dem Nachwuchs ein Arbeitsplatz garantiert. Einer von ihnen wird Jonas Einig (21) sein – ein angehender Industriemechaniker, der in der firmeneigenen, zentral im Werk liegenden Lehrwerkstatt neben technischem Know-how auch die Arbeit mit IT-Systemen am Gerät lernt. Übrigens das rare, 72 Jahre alte Schätzchen wird ab und an bewegt – damit es nur ja nicht rostet.
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