Im Fokus: Die Transformation der Automobilindustrie
Text: Natascha Plankermann Foto: Schrömbgens
Mit Kofferschlössern begann der Urgroßvater vor 125 Jahren in Velbert – heute stellt Rainer Gölz mit seinen 5600 weltweit tätigen Mitarbeitenden moderne Schließsysteme her, die nicht nur den Kofferraum aus der Entfernung aufklappen können. Auch die verschiedenen Zugänge zu Elektroautos soll sich demnächst wie von Zauberhand automatisch öffnen lassen. An solchen und vielen weiteren innovativen Lösungen für die Elektromobilität tüftelt der CEO von Witte Automotive GmbH mit seinem Team in seiner Firma, die er jetzt bei der Veranstaltung „meet the neanderland 2024“ der IHK Düsseldorf einem interessierten, internationalen Publikum vorstellte. Dass das Partnerland Tschechien im Zusammenhang mit dem Erfolg von Witte Automotive eine große Rolle spielt, kommt nicht von ungefähr: „Seit mehr als 30 Jahren bauen wir unsere Entwicklung und Produktion dort aus. Wir haben mehrere Standorte und erweitern gerade unser Werk in Ostrov bei Karlsbad. Dort in der Nähe liegt auch die zweite Produktionsstätte in Nejdek“, erzählte Rainer Gölz.
Ein Grund dafür, dass Tschechien ein starker Partner für Deutschland im Herzen Europas ist, liegt nach Ansicht von Generalkonsulin Kristina Larischová an der langen gemeinsamen Grenze: 818 Kilometer misst sie. „Und nicht nur Deutschland ist Exportweltmeister, wir sind es ebenfalls“, betonte die Diplomatin: Der Anteil des Außenhandels am Bruttoinlandsprodukt (BIP) macht nach ihren Worten 77 Prozent aus, einen Drittel der Exportgüter wird nach Deutschland geliefert. „Aus keinem anderen Land importiert Deutschland kontinuierlich mehr Kraftfahrzeugteile. 1,4 Millionen Pkw werden jährlich in Tschechien hergestellt, meist von Škoda. Aber auch Maschinen und mechanische Erzeugnisse gehören zu Hauptwarengruppen, mit denen gehandelt wird“, sagte Generalkonsulin Larischová auf der Veranstaltung „meet the neanderland 2024“. Durch die intensive Zusammenarbeit im Automotive-Bereich entstehe allerdings eine große Abhängigkeit von Deutschland. Kulturelle Nähe und eine ähnliche Mentalität sorgen nach Worten der Generalkonsulin dafür, das deutsche Unternehmer und Unternehmerinnen in Tschechien gern gesehen sind. Es gelte, Herausforderungen wie Klimawandel und Migration, aber auch die Umsetzung der Elektromobilität und die zunehmende Digitalisierung zusammen zu stemmen.
Transformation der Automobilindustrie – den Wandel gestalten
Der Wunsch nach einem Schulterschluss entsprach auch dem Tenor der Podiumsdiskussion zum Thema „Transformation der Automobilindustrie – den Wandel gestalten“, moderiert von Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International der IHK Düsseldorf. Die Automobil- und Zuliefererindustrie gilt als der wichtigste Industriezweig Deutschlands mit einem Umsatz von rund 564 Milliarden Euro (in 2023) und 780.000 Beschäftigten. Rainer Gölz, CEO von Witte Automotive, erklärte, dass man durch die Zusammenarbeit mit Tschechien wettbewerbsfähiger geworden sei. „Die Firmenzentrale in Velbert hat dabei eine zentrale Bedeutung als Innovationscenter.“
Thomas Hendele, Landrat des Kreises Mettmann, hob die Bedeutung der wirtschaftsstarken Region im Industriebereich hervor: „Sie liegt im Herzen des Rheinlandes mit einer guten Verkehrsanbindung – und hier leben hochqualifizierte Menschen, die unter anderem im Berufskolleg Velbert extra für den Automotive-Bereich ausgebildet werden.“ Die Bedeutung von Aus- und Weiterbildung betonte auch Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf. Die IHK sei in diesem Bereich sehr aktiv: „Wir bringen interessierte Ausbildungsbetriebe in die Kommunen zu Azubi-Speeddatings. Mit Videos und Infos von sogenannten Azubieltern nehmen wir auch die Eltern in den Blick. Sie können wichtige Partner der jungen Menschen bei der Frage sein, wie es nach der Schule weitergeht.“
Eine bessere Absprache zwischen Deutschland und Tschechien wünschte sich Bernard Bauer, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Tschechischen Industrie und Handelskammer, für den künftigen gemeinsamen Weg. „Diesen kann man am besten gehen, wenn es freie Märkte und keine Strafzölle gebe und man den Unternehmen durch bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen die Möglichkeit gebe, ihr volles Potential im Wettbewerb zu entfalten“, betonte der IHK Präsident abschließend auf die Frage, wie man mit der starken Konkurrenz aus Asien umgehen solle.
Weitere Informationen zum Partnerland Tschechien:
gibt es bei der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (AHK Tschechien) unter https://tschechien.ahk.de oder bei CzechInvest, Agentur für Wirtschafts- und Investitionsförderung mit einer Geschäftsstelle in Düsseldorf: https://www.czechinvest.org/de/Kontakte/Auslandische-Vertretungen/Deutschland sowie bei der staatlichen Agentur zur Förderung des internationalen Handels und der Zusammenarbeit zwischen tschechischen und ausländischen Geschäftsunternehmen, CzechTrade (mit einem Standort in Düsseldorf): https://www.czechtradeoffices.com/de/de
Ansprechpartner zum tschechischen Markt in der IHK Düsseldorf ist Robert Butschen, Telefon: 0211 3557-217, E-Mail: Robert.Butschen@duesseldorf.ihk.de
Mehr über die innovativen Konzepte für die Automobilwelt von Witte Automotive erfährt man unter https://www.witte-automotive.de.
Weitere Beiträge zu internationalen Wirtschaftsthemen im Online-Magazin der IHK Düsseldorf