Südbrücke: Einschränkungen treffen die Wirtschaft

Aus der IHKSüdbrücke: Einschränkungen treffen die Wirtschaft

Text: Jürgen Grosche, Foto: Andreas Wiese
Jetzt also auch die Südbrücke (offiziell Josef-Kardinal-Frings-Brücke). Im Oktober hat sich diese wichtige Rheinquerung zu den maroden Brückenbauwerken Düsseldorfs gesellt, die nicht mehr regulär zu nutzen sind. Fahrzeuge mit einem Gewicht über 7,5 Tonnen dürfen sie nicht mehr befahren. Lkw müssen die Brücke also weiträumig umfahren, und alle anderen Autos dürfen sie nur noch mit maximal 30 Stundenkilometern einspurig pro Fahrtrichtung passieren.

Einmal mehr sind Güter- und Berufsverkehr vom schlechten Zustand der Verkehrsinfrastruktur betroffen. Denn auf den Ausweichrouten in der Nähe sieht es nicht besser aus. Die weiter südlich gelegene Fleher Brücke (A 46) ist ebenfalls für Lkw über 7,5 Tonnen gesperrt, und auch auf der nördlichen Theodor-Heuss-Brücke gibt es Einschränkungen. Neueren Datums und damit intakt ist noch die Flughafenbrücke, die aber beträchtliche Umwege erfordert.

Keine Frage, dass die Verkehrsbeschränkungen notwendig sind, wie der Einsturz der Carolabrücke in Dresden zeigte. Und nach jahrelang aufgelaufenem Sanierungsstau bei der Verkehrsinfrastruktur insgesamt hatte bereits 2016 der damalige NRW-Verkehrsminister Michael Groschek ein „Jahrzehnt der Baustellen“ angekündigt. Die Investitionen sind dringend erforderlich, um die Infrastruktur für die aktuellen Bedürfnisse fitzumachen.

Doch die Dimensionen des betroffenen Verkehrs allein mit Blick auf der Südbrücke machen deutlich, welche Hürden die Wirtschaft hinnehmen muss. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, findet dafür deutliche Worte: „Die Ablastung der Kardinal-Frings-Brücke auf 7,5 Tonnen belastet die regionale Wirtschaft schwer, da die Brücke wichtige Hafenstandorte verbindet. Dies führt zu Umwegen, höheren Kosten und mehr Emissionen.“ Neben der Theodor-Heuss-Brücke und der Fleher Brücke sei auch die Brücke über die Benediktusstraße nur eingeschränkt nutzbar, alle müssen neu gebaut werden.

Gregor Berghausen erwartet mehr als nur ein „Jahrzehnt der Baustellen“

Berghausen erwartet mehr als nur ein „Jahrzehnt der Baustellen“: „Vor allem die Rheinbrücken sind essenziell für Pendler, Logistik, Handel und Industrie in Düsseldorf, wurden jedoch lange vernachlässigt. In den nächsten 15 bis 20 Jahren ergeben sich dadurch erhebliche Herausforderungen, die durch smartes Verkehrsmanagement, enge Abstimmung der Baulastträger, beschleunigte Planung und gesicherte Finanzierung bewältigt werden müssen. Vorschläge dazu gibt es bereits seit Jahren.“

Die verantwortlichen Stellen haben entsprechende Maßnahmen zugesagt. Zuständig für die Sanierung der Südbrücke ist der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW), ein Teil der Landesverwaltung. Er hatte im Januar die Baulast für das Bauwerk von den Städten Neuss und Düsseldorf übernommen. Dass Sanierungsbedarf besteht, war schon lange klar, ebenso, dass die Brücke, über die jeden Tag rund 4400 Fahrzeuge rollen, neu gebaut werden muss. Parallel zur laufenden Sanierung wurde auch eine Brückenprüfung vorgenommen, bei der Anfang Oktober gravierende Schäden an den Brückenlagern festgestellt wurden. 

Die aktuellen Verkehrsbeschränkungen seien daher dringend notwendig, betont Straßen.NRW-Regionalleiter Christoph Jansen in einer Mitteilung des Landesbetriebs: „Wir verstehen, dass diese Einschränkung die Menschen und Firmen in der Region stark belasten wird und einen gravierenden Einschnitt in den Verkehrsfluss bedeutet. Trotzdem müssen wir nun dringend handeln, um die Brücke bis zum Neubau unter Verkehr halten zu können. Wenn wir jetzt nicht handeln, drohen im schlimmsten Fall weitere Schäden, die dann zu einer Vollsperrung der Brücke für den gesamten Verkehr führen würden.“

Wie lange die aktuellen Sanierungsarbeiten und die damit verbundenen Verkehrsbehinderungen dauern, sei offen und hänge von Witterungsbedingungen und von Produktions- und Lieferzeiten der Bauteile ab, heißt es. Straßen.NRW will zehn Millionen Euro in die umfassende Sanierung investieren. Dazu kommen die Kosten für die gerade erkannten zusätzlichen Reparaturaufwendungen.

Zehn Millionen für die Sanierung der Brücken im „Jahrzehnt der Baustellen“.

Zehn Millionen für eine Brückensanierung – auf das Land kommen insgesamt gewaltige Kosten zu. Denn in den kommenden zehn Jahren müssen nach Angaben des NRW-Verkehrsministeriums rund 400 Brückenbauwerke ersetzt werden. Oliver Krischer, Verkehrsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, hatte bereits vor anderthalb Jahren eingeräumt: „Wir haben uns jahrzehntelang zu wenig um die vorhandene Infrastruktur gekümmert. Das holt uns jetzt mit kaputten Brücken ein.“ Mit ihrer Sanierungsoffensive will die Landesregierung nicht nur bei Brücken, sondern auch bei Tunnel- und Straßensanierungen den „Modernisierungsstau der letzten Jahrzehnte auflösen“, sagte Krischer vor einem Jahr.

Dass hier nun Druck gemacht wird, mahnen die Industrie- und Handelskammern des Landes (IHK NRW) ebenfalls schon seit geraumer Zeit an. So sagte IHK NRW-Präsident Ralf Stoffels zum Beispiel zu Beginn des Jahres: „Der Schaden durch gesperrte Brücken in NRW ist immens für die Wirtschaft am Industriestandort. Die schleppende Instandsetzung der Brücken in Nordrhein-Westfalen vermindert ganz konkret das Wachstumspotenzial der Unternehmen und birgt einen weitgehenden Imageschaden – die gesamtwirtschaftlichen Folgen gehen über die Grenzen des Landes hinaus.“


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