Text: Sylvia Rollmann, Fotos: Felix Gemein
IHK-Magazin: Herr Neuhäuser, sportliche Großevents wie die UEFA EURO 2024 in Düsseldorf faszinieren, aber sie polarisieren auch. Wie ist die Stimmung in Düsseldorf?
Thomas Neuhäuser: Die Begeisterung ist riesig – das haben wir schwarz auf weiß. Bei Online-Befragungen haben 2017 und 2022 jeweils 88 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angegeben, dass sie sich auf die UEFA EURO 2024 in Düsseldorf freuen. 85 Prozent glauben, dass sich das Turnier positiv auf das Ansehen von Stadt und Region auswirken wird. Das ist ein wichtiges Signal.
IHK-Magazin: Was bedeutet es für den Standort und die Wirtschaft, dass fünf Spiele der Fußball-EM in Düsseldorf ausgetragen werden?
T. N.: Die UEFA rechnet mit insgesamt 12 Millionen Besucherinnen und Besuchern in den zehn Host Cities. Es werden also viele tausend Menschen nach Düsseldorf kommen, wovon vor allem Handel, Gastronomie und Hotellerie profitieren werden. Sicherlich werden auch Besucherinnen und Besucher der Spiele in Dortmund und Gelsenkirchen hier übernachten oder zumindest Station machen. Das ist selbst an Bundesliga-Samstagen so, denn viele schätzen unser vielfältiges Angebot an Unterkünften, Restaurants, Kneipen und Bars, die gute Infrastruktur und die kurzen Wege.
IHK-Magazin: Wie hoch werden die Einnahmen sein?
T. N.: Wie viel ein Gast ausgeben wird, lässt sich kaum kalkulieren. Aber nehmen wir an, zu den fünf Spielen in Düsseldorf kommen jeweils 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die für Übernachtung und Verpflegung 100 Euro ausgeben, was sehr defensiv gerechnet ist, dann würde das schon 25 Millionen Euro in die Kassen spülen. Für Stadt und Wirtschaft hat die Europameisterschaft also enormes Potenzial, zumal wir von einem Publikum sprechen, das hohe Kaufkraft mitbringt.
IHK-Magazin: Wie sieht es mit langfristigen Effekten aus?
T. N.: Laut UEFA werden fünf Milliarden Zuschauer weltweit die UEFA EURO 2024 verfolgen, hinzu kommen tausende Fans vor Ort, die Erlebnisse und Fotos über soziale Medien teilen. Ein Event mit solcher Strahlkraft wird der Stadt einen enormen Imagegewinn bescheren und sie international als attraktives Reiseziel in den Fokus rücken. Gleichzeitig kann sich Düsseldorf als bedeutendes Wirtschaftszentrum und als Austragungsort für andere Großveranstaltungen empfehlen.
IHK-Magazin: Wird auch die Region ein Stück vom EURO-Kuchen abbekommen?
T. N.: Ja. Bestes Beispiel ist der Kreis Mettmann, der als einziger Kreis von mehreren Städten umgeben ist, in denen EM-Spiele stattfinden. UEFA und DFB haben bereits Hotels und Trainingsplätze für die Nationalmannschaften ausgelotet, zum Beispiel in Velbert. Sicherlich werden auch Fans in der Region übernachten oder Ausflüge dorthin machen.
IHK-Magazin: Den größten Zulauf werden aber – neben der Arena – die Düsseldorfer Fan Zones haben. Wohin lenken Sie die Besucherströme?
T. N.: Die Fan Zones, die an allen Turniertagen Public Viewing und Unterhaltungsprogramm bieten, werden besondere Publikumsmagnete sein und viele Besucherinnen und Besucher in die Altstadt, ans Rheinufer und ans Schauspielhaus locken. Alle drei Standorte wurden bewusst gewählt, weil sie gut zu Fuß, mit dem Rad oder per ÖPNV zu erreichen sind. Und wer Tickets für ein Spiel hat, kann von dort aus bequem am Rhein entlang zur Arena laufen. Wir wollen unseren Gästen aber auch andere Quartiere zeigen. Die, die vom Hauptbahnhof zu den Fan Zones laufen, werden durch das japanische Viertel geführt, weil auch das zur DNA Düsseldorfs gehört.
IHK-Magazin: Die UEFA EURO 2024 soll ein besonders nachhaltiges Großevent werden. Wie realistisch ist dieser Anspruch?
T. N.: UEFA, DFB und Host Cities haben sich erstmals auf einen gemeinsamen und ganzheitlichen Ansatz bei der Ausrichtung einer Sportgroßveranstaltung geeinigt. Damit haben wir tatsächlich die Chance, neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit zu setzen.
IHK-Magazin: Was heißt das konkret?
T. N.: Das heißt zum Beispiel, dass wir Mehrweggeschirr und kostenloses Trinkwasser ausgeben, um Müll zu vermeiden, dass die Arena und die Fan Zones gut ohne Auto zu erreichen sind oder dass Werbebanner und Fahnen wiederverwertet werden. Es heißt aber auch, dass wir Menschen mit Behinderung aktiv einbeziehen, alle Bereiche rund um das Turnier barrierearm gestalten und mit Veranstaltungen auf Probleme wie Rassismus und Diskriminierung aufmerksam machen. Wir möchten für Offenheit und Toleranz werben und die Menschen für nachhaltiges Engagement begeistern – über das Event hinaus.
IHK-Magazin: Damit die UEFA EURO 2024 zu „Everybody‘s Heimspiel“ wird, braucht es viele Unterstützer. Wie können sich die Unternehmen im IHK-Bezirk einbringen?
T. N.: Neben den offiziellen Partnern und Sponsoren der UEFA sind es gerade die lokalen Unternehmen, die uns dabei unterstützen, ein Fußballfest für alle auszurichten – von der Logistik über Transportunternehmen bis hin zum Sicherheitsdienst. Zusätzlich suchen wir 1.600 freiwillige Helfende und hoffen, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen, sich als Volunteer zu bewerben, und sie für dieses ehrenamtliche Engagement vielleicht sogar freistellen. Mein Dank gilt an dieser Stelle der IHK Düsseldorf, die im engen Austausch mit uns Webinare und Veranstaltungen für alle Mitgliedsunternehmen, die sich einbringen und von der UEFA EURO 2024 profitieren möchten, entwickelt. Die IHK ist für uns ein wichtiger Multiplikator.
Weitere Beiträge aus der Rubrik „Für unsere Region“ im Online-Magazin der IHK Düsseldorf