Welthandel im Umbruch

Viele Unternehmen justieren derzeit ihre globalen Standortentscheidungen.

Welthandel im Umbruch

Text: Klaus Methfessel
Die aktuellen Krisen haben auch ihre Auswirkungen auf das internationale Geschäfte – und in viele Unternehmen hat ein Umdenken eingesetzt. „Die Covid-Pandemie, gestörte Lieferketten, die sprunghafte Verteuerung von Energie und Rohmaterialien im Gefolge des Ukraine-Krieges, die wachsenden geopolitischen Spannungen – all dies hat die Volatilität und die Risiken im internationalen Handel gewaltig erhöht“, erläutert Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International der IHK Düsseldorf. „Die Unternehmen reagieren darauf, indem sie den Kostendruck an die Kunden weitergeben und sich neue Lieferanten an anderen Standorten wie etwa in Osteuropa suchen, die mit geringeren Lieferzeiten und wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen punkten.“ Für solche Argumente haben viele Unternehmerinnen und Unternehmer ein offenes Ohr in Zeiten, in denen der Welthandel im Umbruch ist. Zu ihnen gehört auch Matthias Heller, Geschäftsführer des Kinderradherstellers Puky GmbH & Co. KG. So hat Puky kürzlich eine Montage in Polen und damit im nahen Ausland eröffnet. Hier produziert Puky nun Jugendfahrräder, etwa 20 Prozent seiner Gesamtproduktion.

Auf Standortsuche

Unmittelbarer Beweggrund für die Verlegung war zwar nicht der Standortwettbewerb. Neben seinen 120 Beschäftigten in der Wülfrather Zentrale schafft Puky Arbeit für rund 500 Mitarbeitende in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die die Kinderfahrzeuge fachgerecht montieren und verpacken. Doch Jugendfahrräder sind ein wesentlich komplexeres Produkt und für diese Arbeit ungeeignet. Heller ging auf Standortsuche und wurde in Polen fündig. China sei nicht in Frage gekommen, erklärt er. Fahrräder von dort würden bei der Einfuhr in die EU mit einem Strafzoll von 48,5 Prozent belegt. Die kostengünstigere Alternative sei deshalb Vietnam, doch geografische Nähe und Produktionsqualität haben den Ausschlag für den Standort in der Nähe von Opole gegeben. Zudem wolle man bei den Liefermengen auch kurzfristig flexibler sein – für den Seeweg aus Asien müsse man immer einen kompletten Container ordern.

Neue Ideen, wenn der Welthandel im Umbruch ist

Generell verfolgt Puky eine Zwei-Lieferanten- Strategie: Für jedes Produkt einen Lieferanten in Asien und einen in Europa. Allerding gibt es für manche Produkte wie Fahrradrahmen aus Aluminium oder Shimano-Gangschaltungen derzeit nur Lieferanten in Asien. Dennoch ist es Hellers Ziel, den Anteil der europäischen Lieferanten auszuweiten, um die Abhängigkeit von Asien zu verringern. Für IHK-Geschäftsführer Schlindwein heißt deshalb die Botschaft in Zeiten des Welthandel im Umbruch, international weiter zu diversifizieren und Klumpenrisiken zu vermeiden: „Neben bewährten, aber zum Teil schwieriger gewordenen Märkten bieten andere Länder zunehmend attraktive Konditionen und werden zu echten Alternativen.“


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