Dr. Devid El-Wahsch: Mein Lieblingsort

Für Dr. Devid El-Wahsch ist das eine Bank am Flussufer in Zons mit Blick auf das südliche Düsseldorf. Hier empfindet der umtriebige Firmengründer vor allem Dankbarkeit.

Dr. Devid El-Wassch
Dr. Devid El-Wahsch ist Gründer von „Flying Pharmacist“.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Andreas Endermann
Es ist viel los im Leben von Devid El- Wahsch. Er ist Gründer des Unternehmens „Flying Pharmacist“, er ist Familienvater, er engagiert sich ehrenamtlich. An seinem Lieblingsort ist sehr wenig los. Die Bank steht einige Meter vom Fährhaus Zons entfernt direkt am Ufer. Der Blick ist frei auf den Rhein und das gegenüberliegende Düsseldorf. Zu hören ist nur Natur, keine Stimmen, keine Autos, dafür Wasser, Wind, Vogelgezwitscher. Er kann hier sehr lang sitzen und einfach auf den Fluss gucken, den Frieden auf sich wirken lassen. „Ich liebe Gewässer, besonders Flüsse, weil sie immer in Bewegung sind und trotzdem einem festen Weg folgen“, sagt der 42-Jährige. In gewisser Weise trifft das auch auf ihn zu. Geboren als Sohn eines Ägypters und einer Kroatin, wuchs der gläubige Christ Devid El-Wahsch dreisprachig auf. „Meine Eltern haben konsequent in ihrer Muttersprache mit mir geredet, Deutsch habe ich dann in der Kita gelernt. Hat super geklappt“, erzählt der gebürtige Düsseldorfer. Nach dem Abitur wollte er zunächst Zahnmedizin studieren, musste dann aber feststellen, dass er „zwei linke Hände hat“, wie er sagt. Da er Biologie und Chemie als Leistungskurse in der Schule hatte, entschied er sich für Pharmazie.

„Ich hatte Bock auf Pipetten“

Dr. Devid El-Wahsch

Nach dem Studium in Aachen wollte er promovieren. „Ich hatte Bock auf Pipetten“, erzählt er lachend, und es ist ein typischer Devid-El-Wahsch-Satz. Er ist ambitioniert, zielstrebig, wirkt dabei aber vollkommen ungezwungen. Er hat einen Plan, nimmt aber spontan ein paar Umwege, wenn sie es aus seiner Sicht wert sind. Das hat auch mit seinem Glauben zu tun. „Ich vertraue darauf, dass Gott mir den richtigen Weg weist. Was auch immer passiert, am Ende wird es zu etwas Gutem führen.“ Eine Menge Gottvertrauen brauchte er nach seiner Doktorarbeit, als es gleich an mehreren Stellen in seinem Leben nicht rund lief. „Mein Doktorvater hat mich sitzen lassen, so dass ich erstmal meinen Titel nicht bekam, meine erste Ehe ging in die Brüche, und bei meinem Vater kam der Krebs zurück.“ Also stürzte er sich in die Arbeit. Neben seinem Job als Filialleiter einer Apotheke in Aachen meldete er das Klein-Unternehmen „Flying Pharmacist“ an, um auf Rechnung Notdienste schieben zu können. „Ich mag keine Schwarzarbeit, ich zahle gerne Steuern“, sagt er, und auch das ist ein typischer Devid-El-Wahsch-Satz. Er wirkt locker, trägt auch bei Business-Meetings am liebsten Hoodie, legt aber dennoch Wert auf Beständigkeit. Woran er glaubt, das lebt er, und das ist eben auch ehrliches Wirtschaften. „Ich bin in vielen Dingen sehr deutsch“, sagt er.

Dr. Devid El-Wahsch machte aus einem kleinen Unternehmen ein großes

Als seine Chefin pleiteging und seine Filiale schließen musste, stand er vor der Frage, wie es weitergeht. In fünf Apotheken arbeitete er schon als „Flying Pharmacist“, also als Springer, wenn Personalnot herrschte. Er entschloss sich, aus seinem Klein-Unternehmen ein großes zu machen. „Ich ging zu allen Apotheken in der Gegend und sagte: Wenn du Urlaub machen möchtest oder aus einem anderen Grund eine Vertretung brauchst, bin ich dein Mann.“ So wurde aus „Flying Pharmacist“ ein Personalvermittlungs-Unternehmen für Apothekerinnen und Apotheker. Die Nachfrage wuchs schnell, heute sind 4.000 Apotheken auf seiner Plattform gelistet, er beschäftigt an seinen Standorten in Düsseldorf-Oberbilk und in Hamburg 20 Mitarbeitende. Beruflich hätte es nicht besser laufen können, doch privat fehlte noch das große Glück. „Ich habe mich dann entschlossen, so lange auf meine geliebten Energydrinks zu verzichten, bis ich die richtige Frau finde. Das hätte 30 Jahre dauern können“, sagt er im Gespräch, im Gesicht wieder ein Lachen, in der Hand einen Energydrink. Am Ende hat es dreieinhalb Jahre gedauert, bei der Hochzeit servierte ihm sein jüngerer Bruder und Trauzeuge die Getränkedose auf einem Tablett. Wer länger mit ihm spricht, hört ständig solche Geschichten, es ist ein Fest. Heute lebt er mit seiner Frau („sie ist so holländisch wie ich deutsch“), dem dreijährigen Sohn und der acht Monate alten Tochter in der Nähe seines Lieblingsortes in Zons und wirkt komplett angekommen. Er hat ein erfolgreiches Unternehmen, ist leidenschaftlicher Papa, engagiert sich in der IHK-Vollversammlung sowie als Simultanübersetzer in seiner Kirche und weiß genau, wohin er gehen muss, um innerlich danke zu sagen. Zu seiner Bank am Fluss.


Weiterer Beitrag aus der Rubrik „Mein Lieblingsort“ im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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