RheinFire: Das Feuer ist entfacht

Seit der vergangenen Saison ist auch das Düsseldorfer Team RheinFire bei der European League of Football (ELF) wieder dabei. Hinter ihm steht die Number One Sportbetriebs GmbH.

RheinFire

Text: Julian Stopa, Fotos: JD Photography
Bordeauxrote T-Shirts, Kappen und Schals: Die Fans drängeln und feuern ihr Team lautstark an. Bullige „Offensive Linemen“ mit ihren Helmen und Panzern stürmen in die geschlossenen Reihen der Gegner. Im Laufe des Tages kommen fast 1.000 Fans vorbei. Einige wollen einfach zuschauen, andere kriegen ihre Dauerkarte für die Saison feierlich überreicht, wieder andere machen am Spielfeldrand Selfies mit ihren Idolen, lassen sich Autogramme geben und winken dem Clubmaskottchen „Burnie“ zu – dem gelben Feuervogel. Es ist „American Football“, wie er im Buche steht. Doch die Szene spielt nicht in den USA, sondern auf dem Trainingsgelände des TV Kalkum-Wittlaer in Düsseldorf. Hier trainiert das Football-Team RheinFire: wieder, denn der Club hatte 2007 sein letztes Ligaspiel. Zwischen 1995 und 2007 war der Feuervogel Teil der damaligen National Football League (NFL) Europe, galt zeitweise als eins der besten Teams Europas. 1998 kamen mehr als 40.000 Zuschauer ins Waldstadion nach Frankfurt, um mitzuerleben, wie RheinFire gegen Frankfurt Galaxy den „World Bowl“ gewann.

RheinFire – die Traditionsmannschaft

2007 wurde der Spielbetrieb der NFL Europe dann eingestellt. Jetzt hat sich der Feuervogel zum Phönix gemausert – und RheinFire ist wieder da. Denn mitten in der Coronazeit, im Juni 2021, ging die neue European League of Football (ELF) an den Start und seit dem vergangenen Jahr ist die Traditionsmannschaft RheinFire dabei. Vier Football-verrückte Freunde haben dafür eigens die Number One Sportbetriebs GmbH gegründet und die Lizenzrechte für den Namen von der ELF bekommen, die sie wiederum von der NFL erhalten hat. Dass eine GmbH hinter der Mannschaft steht und kein Verein wie im Fußball, ist der Struktur der Liga geschuldet, erklärt der Düsseldorfer Steuerberater René Engel, einer der Gründungsgesellschafter. Wie die US-amerikanische National Football League (NFL) ist auch die ELF ein Franchisesystem.

Die Club-GmbHs sind Franchisenehmer. Die Liga schreibt genau vor, wie die Clubs zu arbeiten haben, zum Beispiel gilt ein so genannter „Salary Cap“, also eine Gehaltsobergrenze für Spieler. Außerdem dürfen im Kader nur eine bestimmte Zahl ausländischer Sportler mitmachen und ansonsten nur „Home-Grown-Spieler“, die in Deutschland mit American Football angefangen haben. American Football ist teuer. Engel muss jeden der insgesamt 65 Spieler mit Helm und Pad ausstatten – so heißt der typische Brustpanzer. Ein einzelner Helm kostet allein 500 Euro. Von den 5.000 Euro für die Physio-Tapes ganz zu schweigen, die pro Saison für die Bandagen „der Jungs“ draufgehen. Allein 20 Trainer und 35 Personen im erweiterten Team – wie auch Physiotherapeuten – stehen im Dienst der Number One Sportbetriebs GmbH. Insgesamt beschäftigt RheinFire in der Saison 140 Menschen. Wegen der Inflation sind die Kosten für Dienstleistungen wie Security und Reinigung zuletzt um satte 13 Prozent gestiegen, sagt Engel.

Clayton
Das Team von RheinFire kann auf Unterstützung in der Landeshauptstadt zählen. So engagiert sich jetzt das Clayton Hotel Düsseldorf als offizielles Partnerhotel für den Club Mit lauten RheinFire -Rufen feierte das Team um Direktor Benjamin Tenius die neue Kooperation. Dazu begrüßten sie einige der Top-Spieler, Headcoach Jim Tomsula und Geschäftsführer Tom Aust. „In unseren Reihen sind zahlreiche Mitarbeitende, die schon seit Jahren Football-Fans sind, daher wird unsere neue Partnerschaft im Team mit sehr viel Leidenschaft getragen“, so Tenius. Foto: Claudia Wingens


Die Einnahmen, um solche Kosten zu decken, kommen hauptsächlich aus dem Verkauf von Eintrittskarten – sie machen zwei Drittel des Umsatzes aus. Der Rest stammt aus Sponsorengeldern und Merchandising. Bald soll das aus den USA bekannte „Booster“-Modell hinzukommen, unter dem Namen „Heat Club“: Es ist eine Art Mikro-Sponsoring. Mitglieder bekommen jedes Jahr exklusive Geschenke wie Abzeichen und sollen mit der Heat Club-Karte zukünftig auch Zahlungen im Stadion und im Shop abwickeln können. Weil die Gehälter gedeckelt sind, muss RheinFire Spieler mit den guten Arbeitsbedingungen überzeugen: Wer für Rhein-Fire aufläuft, trifft auf „gutes Staff, geiles Trainingsumfeld, gutes Equipment, tolles Stadion und super Fans“, zählt Gründer Engel auf, der als ehemaliger Football-Nationalspieler selbst genau weiß, worauf es den Sportlern ankommt. Ein weiterer Anreiz, für RheinFire zu spielen, ist die mediale Präsenz. Die ELF hat den 2024 auslaufenden TV-Vertrag mit ProSieben für die kommenden drei Saisons vorzeitig verlängert. „Ein großer Wurf“, findet Unternehmer Engel.

In den Medien präsent

Sonntags werden zwei ELF-Spiele bei ProsiebenMAXX und samstags ein Spiel online übertragen. Das Finale findet auf dem Hauptsender ProSieben statt. Den Rest können sich Hardcore-Fans online mit dem ELF „Game Pass“ anschauen, der 99,99 Euro im Jahr kostet. Engel ist selbst Kunde der ersten Stunde, zum eigenen Vergnügen und um die Liga zu „supporten“, wie er sagt. „99 Euro kann man für eine Leidenschaft schon mal investieren, da geben andere Leute an einem Wochenende mehr fürs Feiern aus.“ Heimstadion von RheinFire ist übrigens die Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg. Die Spiele des Teams ziehen im Schnitt zwischen acht- und neuntausend Fans an, Ligahöchstwert – da reicht kein Uni-Sportplatz. In Duisburg werden für das Auftaktspiel gegen Frankfurt Galaxy 15.000 Zuschauer erwartet – bei einer Stadionkapazität von knapp 32.000. Aber warum Duisburg? Unternehmer Engel hat dort studiert, immer noch gute Verbindungen und mit dem Oberbürgermeister einen prominenten Fan. „Er hat unser Trikot sogar schon an Karneval getragen“, sagt Engel. Düsseldorf ist deshalb natürlich nicht abgeschrieben, auch zum hiesigen OB Stephan Keller hat er Kontakt: „Wir sind froh, an guten Plänen mit ihm und seinem Team zu arbeiten.“ Vielleicht lodert die Flamme bald also auch im IHK-Bezirk.


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