Gebäudebegrünung für ein besseres Klima

Die Begrünung sowohl von Neubauten als auch von Bestandsimmobilien schafft ökologische und wirtschaftliche Vorteile und trägt dazu bei, die Städte für die Zukunft attraktiver zu machen.

Dachbegrünung
Auf dem Dach der Sammlung Philara in der ehemaligen Glas-Fabrik an der Birkenstraße sind neben Grün auch Skulpturen zu finden. Foto: the artists & Philara Collection, Sammlung Philara, Foto: Susanne Diesner

Text: Beate Werthschulte
Begrünte Dächer und Fassaden, entsiegelte Flächen sowie Urban-Gardening-Projekte und Vertical Farming, also insgesamt eine nachhaltige und ressourcenschonende Quartiersentwicklung, sind aufgrund des Klimawandels ein wichtiges Thema und beschäftigen viele Menschen. So gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, Gewerbe- und Wohnimmobilien klimafreundlicher zu gestalten. „Gebäudebegrünung bietet nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile. Sie werten Quartiere, Gewerbe- und Industrieflächen auf, sind bei Mietern und Käufern stark nachgefragt und beeinflussen die Energiebilanz von Gebäuden positiv. Sie verbessern insgesamt das urbane Mikroklima“, erklärt Niklas Schulte, Referent Dienstleistungen bei der IHK Düsseldorf. Ein gutes Beispiel hierfür kann die innerstädtische Gewerbeimmobilie mit schwarzen Flachdach sein, wie sie an so manchem Standort zu finden ist. Je nach Material heizt sich das Dach bei Sonneneinstrahlung auf bis zu 80 oder 90 Grad auf – der energetische Aufwand, die darunterliegenden Räume zu kühlen, ist hoch. Ein begrüntes Dach, würde sich deutlich weniger aufheizen, der Energieaufwand wäre also wesentlich geringer. Gebäudebegrünung hält nämlich nicht nur im Winter die Kälte und im Sommer die Hitze ab, sie produzieren auch Sauerstoff, speichern Wasser und verbessern das Klima. Und gleichzeitig verbessern sie auch das Unternehmensimage und steigern die Attraktivität als Arbeitgeber, denn sie schaffen eine angenehme Arbeitsumgebung, potenziell neue nutzbare Flächen und verringern den CO2-Fußabdruck – das ist gerade für junge Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für einen Arbeitsplatz.

Die Bundesbank als Vorreiter

Dass die Mitarbeitenden sich sehr für das Thema Nachhaltigkeit interessieren, bestätigt auch Uwe Deichert, Sprecher der Deutschen Bundesbank in Nordrhein-Westfalen – und das keineswegs erst anlässlich der aktuellen Klimadiskussion. Die Bundesbank kann sich nämlich durchaus als Vorreiter in Sachen Gebäudebegrünung bezeichnen, sind doch die unterschiedlich hohen Dachflächen des mehrteiligen Gebäudeensembles an der Berliner Allee auf rund 3.500 Quadratmetern bereits seit 2001 begrünt. „Schon damals stand die beachtliche ökologische Wirkung im Vordergrund. Die Planer wussten, dass sich durch die Begrünung zehn Prozent der CO2-Emissionen einsparen lassen und sich das Mikroklima deutlich verbessert“, erklärt Uwe Deichert. Genutzt werden kann der Dachgarten allerdings nicht, betreten wird er lediglich zur Pflege der immergrünen Pflanzen von – gut gesicherten – Mitarbeitenden des Gebäudemanagements. „Es gibt allerdings eine an unsere Kantine angeschlossene Dachterrasse, von der aus man einen wunderbaren Blick auf die begrünte Dachfläche hat“, so Uwe Deichert. Diese werde in den Pausen von den Mitarbeitenden gern genutzt.

Ein außergewöhnliches Beispiel für Fassadenbegrünung in Düsseldorf ist das Gebäude an der Graf-Adolf-Straße 41 – hier befindet sich inmitten einer rund 100 Quadratmeter großen Grünfläche, eines so genannten Vertical Gardens, eine 30 Quadratmeter große, digitale Werbefläche von Vodafone. Der Vertical Garden ist eine neue, nachhaltige Art von Außenwerbung in der Stadt. Die grüne Fassade besteht aus verschiedenen, immergrünen Pflanzenarten und wird über eine im Hintergrund angebrachte Bewässerungsanlage versorgt. Sie dämmt Straßengeräusche, verringert CO2-Emissionen, sorgt für bessere Luft und bietet Lebensraum für Insekten. „In die Planung und die aufwendige Installation der bepflanzten Paneele wurde zwar eine mittlere sechsstellige Summe investiert, aber der Imagegewinn für alle Beteiligten ist enorm. Der Pflegeaufwand ist übrigens eher gering, etwa drei- bis viermal im Jahr wird die Anlage überprüft, und ein Gärtner kümmert sich um die Pflanzen“, erklärt Wolf Ströhlein, der mit seinem Unternehmen die Gebäudeeigentümer berät. Geht es nach ihm, kommen demnächst an der Graf-Adolf-Straße weitere grüne Fassaden dazu.

Gebäudebegrünung trifft Kunst

Einen ganz besonderen Dachgarten, nämlich eine Skulpturenterrasse, bietet das Dach der Sammlung Philara in der ehemaligen Glas-Fabrik an der Birkenstraße. Die erste Idee, einen Garten auf dem Dach zu pflanzen, gab es bereits 2016 im Rahmen der Erweiterung der Sammlung Philara mit der Eröffnung des Museumsbaus. Die konkrete Umsetzung folgte dann fünf Jahre später, und seit 2021 ergänzen zahlreiche Sukkulenten – sie eignen sich besonders gut, da sie an Klima- und Bodenverhältnisse angepasst und einfach im Umgang sind – sowie Gräser, Sträucher und Blumen die Skulpturen der verschiedenen Künstler auf der Dachterrasse. „Der Garten wird automatisch durch die Bewässerungsanlage, die unter seitlichen Bänken versteckt liegt, versorgt, muss aber gelegentlich zusätzlich bewässert werden“, erklärt Direktorin Julika Bosch. Etwa zweimal im Jahr wird er durch einen Landschaftsgärtner gepflegt. Bei den Museumsbesucherinnen und -besuchern ist die begrünte Dachterrasse sehr beliebt, bietet sie doch Erholung im urbanen Raum. „Wir waren 2022 sogar online als einer der beliebtesten Dating-Spots Düsseldorfs ausgezeichnet“, freut sich Julika Bosch. 

Wer sich für das Thema interessiert, stellt schnell fest, dass es unzählige Möglichkeiten für Gebäudebegrünungen gibt. Hinzu kommen viele verschiedene Förderprogramme. Deshalb bietet die IHK Düsseldorf einen Impulsgeber Gebäudebegrünung an, der alle relevanten Aspekte der Planung und Umsetzung von Begrünungsmaßnahmen in der Landeshauptstadt Düsseldorf und den Kommunen des Kreises Mettmann kompakt darstellt.