Inklusionsberatung wichtiger denn je

Die Folgen der Pandemie sind für Menschen mit Behinderung immer noch gegenwärtig

Eszet setzt auf Inklusionsberatung
Der Afghane Nawid Aslami ist Mitarbeiter bei der Firma Eszet Autogentechnik GmbH. Sein Handicap spielt bei seiner Arbeit in der Qualitätskontrolle keine Rolle.

Text: IHK-Redaktion, Foto: Paul Esser
Im Alter von fünf Jahren erkrankte der Afghane Nawid Aslami an Kinderlähmung. Obwohl er sein rechtes Bein nicht benutzen kann, gelang ihm 2017 die Flucht nach Deutschland. Heute ist er Qualitätsprüfer bei der Firma Eszet Autogentechnik GmbH – und ein Paradebeispiel für gelungene Inklusion. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Gerne darf er bis zur Rente bleiben“, sagt Firmeninhaber Olaf Brückmann. Damit es mehr noch mehr solch positiver Beispiele gibt, ist Inklusionsberatung für Unternehmen wichtig. Denn so problemlos wie bei Eszet funktioniert Inklusion leider nicht immer – und vor allem immer noch zu selten. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen des Inklusionsbarometers Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes, die sie anlässlich des Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember herausgegeben haben. Hier schlagen auch die Auswirkungen der Corona-Krise durch. Sie sind für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen immer noch allgegenwärtig: Einerseits sinken deren Arbeitslosenzahlen nach der Krise wieder, auf der anderen Seite verschärft sich aber die Zahl der Langzeitarbeitslosen Menschen.
Mehr als fünfzig Prozent aller arbeitslosen Menschen mit Behinderung ist mindestens ein Jahr ohne Beschäftigung – im Vergleich zum Vorjahr sind das fünf Prozent mehr. „Ohne eine drastische Verstärkung der Inklusionsbemühungen wird die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren kaum aufzuheben sein“, mahnt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, in einer Pressemeldung.

Inklusionsberatung bei der IHK Düsseldorf

Auf Seiten der Wirtschaftsverbände ist das Problem längst ein Thema. So hat etwa die IHK Düsseldorf hat am 1. Juli die Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber EAA eingerichtet. Sie ist eine von insgesamt 20 Stellen in NRW für Inklusionsberatung, die bei Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern, der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) und bei Trägern der Integrationsfachdienste angesiedelt sind. Die Fachberaterinnen und Fachberater unterstützen Arbeitgebende niedrigschwellig bei der Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von schwerbehinderten und diesen gleichgestellten Beschäftigten. Dabei bleibt es nicht bei einer Einstiegsberatung. Die EAA verstehen sich als Partner der Betriebe und dauerhafte Ansprechstellen – von vom ersten Kontakt mit Behinderten, die Arbeit suchen, bis zur Anstellung und auch darüber hinaus. „Falls nach Arbeitsbeginn einer neuen Kollegin oder eines neuen Kollegen mit Handicap im Arbeitsablauf Schwierigkeiten gibt, stehen wir auch dann mit Lösungsvorschlägen parat“, sagt Lutz Overath. Er ist als Inklusionsberater im IHK-Bezirk unterwegs – und er weiß, dass die Einstellung von Menschen mit Behinderungen eine klassische „Win-Win-Situation“ ist. „Menschen mit Behinderungen bei der Personalplanung zu berücksichtigen, bedeutet gerade heute in den Zeiten des Fachkräftemangels eine sehr gute Gelegenheit für Unternehmen, wichtige Arbeitsplätze mit qualifizierten und hoch motivierten Mitarbeitern zu besetzen“, sagt er. Gerade weil diese Menschen im (Arbeits-)Alltag und Bewerbungsgesprächen sehr oft ablehnende Reaktionen erführen, seien sie bei einer positiven Aufnahme sehr viel motivierter, ihre Arbeitskraft und Fähigkeiten in besonderem Maße zu beweisen, so Overrath. „Die Loyalität einer solchen Mitarbeiterin oder eines solchen Mitarbeiters ist nicht hoch genug einzuschätzen.“


Unternehmerinnen und Unternehmer, die in Sachen Inklusion aktiv werden möchten, können sich auch an die einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber wenden.

Weitere Beiträge zum Thema Inklusion im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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