Text: Daniel Boss, Foto: retraced
Das Düsseldorfer Unternehmen retraced hat einen beeindruckenden Start hingelegt. Bereits im ersten Jahr nach der Gründung hat seine Plattform den deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Digitalisierung gewonnen. Das Team ist seitdem um das fünffache auf derzeit 60 Mitglieder gewachsen. „Aktuell helfen wir unseren großen internationalen Kundinnen und Kunden dabei, sich auf die Lieferkettengesetze in Deutschland, Frankreich, den USA und bald auch auf das EU-Lieferkettengesetz, kurz CSDDD, vorzubereiten“, sagt Mitgründer Lukas Pünder. Durch die strenger werdende Gesetzgebung hat retraced in den vergangenen 18 Monaten einen starken Aufwind gehabt. Zu den derzeit etwa 85 zahlenden Kundinnen und Kunden (65 Prozent Brands, 35 Prozent Lieferanten) gehören laut Unternehmen unter anderem Marc O’Polo, Tom Tailor und die Holy Fashion Group mit Strellson, JOOP! und Windsor. Über die Plattform – mit Zugang per monatlicher Gebühr – werden die verschiedenen Teilnehmenden der Lieferkette miteinander vernetzt, um eine effizientere Kommunikation zu ermöglichen und dadurch Transparenz zu schaffen. „So können bessere Entscheidungen getroffen und damit effektiver Nachhaltigkeit und Fairness in die Lieferketten gebracht werden“, sagt Pünder. Das Start-up wurde von Anfang an als Lösung für nachhaltiges Lieferkettenmanagement in der Mode- und Textilindustrie konzipiert.
retraced fördert den Austausch
Sie ist das Ergebnis aus dem ersten Unternehmen von Lukas Pünder und seinem Geschäftspartner Philipp Mayer: „Durch unsere nachhaltige Schuhmarke haben wir die Herausforderungen der Mode-Lieferketten und deren fehlende Transparenz sozusagen am eigenen Leib gespürt und wollten für die Industrie eine Lösung schaffen“, erklärt Mayer. 2019 wurde retraced offiziell gegründet, die erste Lösung wurde Anfang 2020 im Rahmen verschiedener Pilotprojekte getestet. Anfang 2021 ging man in die Skalierung. „Diese wurde vor allem durch den Compliance-Druck auf Kundenseite stark unterstützt“, so Lukas Pünder. Mit dem letztlich gefundenen „Product-Market-Fit“ vor drei Jahren ist alles auf weiteres Wachstum ausgelegt. Durch die letzte Finanzierungsrunde im Oktober 2022 soll der Produktausbau und die Internationalisierung vorangetrieben werden. Mehr als acht Millionen Euro konnten bis heute mittels Funding generiert werden. Zum weiteren Erfolg vor allem auf internationaler Ebene soll auch die Förderung im Rahmen von Scale-up.NRW beitragen. „Da die meisten Lieferketten der Modeindustrie international aufgesetzt sind, muss auch retraced international agieren“, betont Lukas Pünder. Als Netzwerk habe retraced das Ziel, so viele Marken und Lieferanten wie möglich zwecks Austausch auf die Plattform zu bringen. „Wir arbeiten daher auf Hochtouren, was unsere Internationalisierung angeht“, so Philipp Mayer. Im Blick hat man vor allem die USA und den Wirtschaftsraum Asia Pacific (APAC).
Das Programm Scale-up.NRW
Auf dem Weg vom Start-up zum reifen Unternehmen bildet das Programm Scale-up.NRW die letzte von mehreren Förderstufe. „Es richtet sich an Start-ups, die schon erste Finanzierungsrunden hinter sich haben, mit einem Produkt auf dem Markt sind und nun verstärkt auch international wachsen möchten“, sagt Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice bei der IHK Düsseldorf. Zuletzt haben sich drei Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Düsseldorf erfolgreich für dieses Skalierungsprogramm des Wirtschaftsministeriums beworben: Neben retraced sind das MONDAY.ROCKS und Corbiota. Der Startschuss fiel im März. Während der 18 Monate werden unter anderem die genauen Bedarfe erfasst und in Maßnahmen umgewandelt.
Retraced war auch beim letzten Live-Podcast der IHK Düsseldorf zum Thema Sinn-Ökonomie dabei.
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