Sinn-Ökonomie im Live-Podcast

Der Trend geht vom reinen Gewinnstreben hin zu gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein

Sinn-Ökonomie
Vanessa Besler de Castro, Vertrieb und die Entwicklung bei Retraced

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Andreas Endermann
Klassische ökonomische Ziele verlieren zunehmend an Attraktivität. Die Sinnfrage stellen sich Unternehmerinnen und Unternehmer, Gründerinnen und Gründern sowie Mitarbeitenden immer öfter. Viele Menschen wollen sich mit ihrer Arbeit selbst verwirklichen. Dieses neue Wirtschaftsideal ist die Purpose Economy oder Sinn-Ökonomie – eine Form des Wirtschaftens, die durch das Streben nach Sinn angetrieben wird. Der Bezugsrahmen für ökonomisches Handeln entwickelt sich hier von einem reinen Gewinnstreben hin zu gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein. Getragen wird diese Bewegung insbesondere von der Milleniums-Generation, die Fragen stellt wie: „Warum sollte ich das Produkt kaufen?“, „Worin besteht sein Mehrwert?“ oder „Kann ich durch meinen Job etwas bewegen?“.
In ihrem aktuellen, gemeinsam mit den Partnern Rotonda Business Club und der Wirtschaftsförderung Düsseldorf veranstalteten Live-Podcast „Wirtschaft Düsseldorf Unplugged“ bot die IHK Düsseldorf drei Talk-Gästen aus unterschiedlichen Branchen eine Plattform, um vor Ort in der IHK darüber zu berichten werden, wie sie die Sinn-Ökonomie gestalten und leben.

Zum Reinhören: Der Podcast zur Sinn-Ökonomie

Alexander Braden hat als Mitbegründer und Geschäftsführer von Elona Health Arbeit für sich neu definiert. „Ich will mit meiner Zeit und meiner Arbeit gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Mit unserer mitten in der Pandemie gegründeten digitalen Gesundheits-App wollen wir die Psychotherapie von morgen gestalten“, sagte er. Ihn und seine Mitstreitenden – alle haben ihre Erfahrungen mit Therapien gemacht – hat stets eines besonders gestört: Wie wenig digital Therapien heute noch immer sind und wie lange der einzelne auf entsprechende Termine warten muss. Das System sei total überlastet – so Braden. Abhilfe schaffe „Elona Health“: Der Therapierende könne nun die Sitzungen digital vorbereiten und den Fortschritt seiner Patientinnen und Patienten nachvollziehen. Diese wiederum bekommen nicht länger wie bisher üblich Arbeitsblätter, sondern sie erarbeiten per Smartphone oder Tablet ihre Hausaufgaben. Bislang gibt es die Anwendung „Elona Therapy“ speziell zugeschnitten auf Patientinnen und Patienten mit Depressionen sowie Angst- und Panikstörungen. Eine Hürde haben die Gründerinnen und Gründer bereits genommen: Die App wurde als digitale Gesundheitsanwendung (Diga) zugelassen. Das heißt, es gibt sie auf Rezept und die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.


Vanessa Besler de Castro war 18 Jahre lang in der Modebranche tätig, bevor sie Arbeit für sich neu definiert hat. Heute ist die Mutter einer kleinen Tochter verantwortlich für den Vertrieb und die Entwicklung von Retraced. Das 2019 gegründete Tech-Unternehmen macht mit Hilfe der Blockchain-Technologie Lieferketten in der Modebranche transparent – für Konsumierende und Herstellende. Ähnlich wie mittlerweile zahlreiche Kundinnen und Kunden habe auch sie ein neues Verständnis für Textilien bekommen, erklärte die Managerin. Sie setze auf Qualität statt auf Quantität, auf nachhaltige und faire Produkte und vor allem auf Transparenz. Wer weiß schon, dass ein T-Shirt von der Produktion bis zum Verkauf in Deutschland durchschnittlich 50.000 Kilometer zurücklegt? Mit der Lösung des Düsseldorfer Start-ups bietet sich Modeunternehmen ein digitales Nachhaltigkeits-Management-Tool, mit dem sie die Wertschöpfungskette leichter nachverfolgen, Daten über ihre Produktionsstandards sammeln und diese ihren Konsumentinnen und Konsumenten präsentieren können. „Mit meiner Arbeit bei Retraced will ich etwas verändern, einen positiven Impact für die Zukunft schaffen“, betonte Vanessa Besler de Castro. 

Sinn-Ökonomie im Aufwind

Katharina Roscher treibt als Head of International Digital Marketing bei Henkel die digitalen Prozesse und Produktentwicklungen des weltweit tätigen Konzerns mit seinen 50.000 Mitarbeitenden voran. „Dabei konzentrieren wir uns – ganz in der Tradition von Firmengründer Fritz Henkel – auf die Entwicklung innovativer Produkte und Anwendungen, die das Leben der Verbraucherinnen und Verbrauchern erleichtern, besser und nachhaltiger gestalten.“ Mithilfe von Digitalisierung werden bei Henkel die Märkte von morgen gestaltet – das können direkte Dialoge mit den Kundinnen und Kunden sein, digitale Anwendungs-Tools ebenso wie die Online-Akademie zur Weiterbildung von Friseurinnen und Friseuren. Einig waren sich die Teilnehmenden an der Live-Podcast-Diskussion darin, dass für viele Menschen klassisch ökonomische Ziele zunehmend an Attraktivität verlieren und unternehmerisches Handeln im Kontext der Sinn-Ökonomie mehr als Profit bedeutet.

Live Podcast
Die Teilnehmenden am Live-Podcast mit Moderatorin Andrea Greuner (zweite von links).

Beitrag zum ersten Live-Podcast in der IHK Düsseldorf zum Thema unternehmerische Verantwortung

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