Risikofaktor Brücken: IHKs fordern Tempo bei Planung, Sanierung und Bau

Studie der IHK-Initiative Rheinland zeigt: Es besteht dringender Handlungsbedarf.

Brücken in NRW
Die Hauptgeschäftsführer der IHK-Initiative Rheinland machen sich für die Brücken im Land stark. Unter ihnen (von links) Dr. Stefan Dietzfelbinger (Duisburg), Gregor Berghausen (Düsseldorf), Jürgen Steinmetz (Krefeld), Dr. Hubertus Hille (Bonn), Michael Wenige (Wuppertal) und Dr. Uwe Vetterlein (Köln).

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Carsten Schmale
Alt, marode, überlastet: Die Brücken als wichtige Verbindungsadern für den Straßen- und Güterverkehr in der Region sind in einem schlechten Zustand. Das ist das Fazit einer Studie der IHK-Initiative Rheinland, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Straßenwesen (ISAC) der RWTH Aachen entstanden ist und Daten der Brücken von Bund und Land NRW ausgewertet hat. Stellvertretend für die IHK-Initiative Rheinland haben Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, und Werner Schaurte-Küppers, Präsident der IHK Duisburg, die Studie in der Landespressekonferenz vorgestellt und den Risikofaktor Brücken in den Fokus gerückt. Es drohe eine Deindustrialisierung des Rheinlandes, so Gregor Berghausen. „Um das zu verhindern, brauchen wir ein starkes politisches Commitment. Leistungsfähige Brücken sind systemrelevant, sie sind eine Grundvoraussetzung für effiziente Mobilität und – damit einhergehend – für den Wirtschaftsstandort Rheinland“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Risikofaktor Brücken
Foto: IHK Düsseldorf

„Die Wirtschafts braucht funktionierende Brücken“

Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, in einem Video zur Landespressekonferenz zum Thema „Risikofaktor Brücken“

Wie ernst die Lage ist, zeigen die nüchternen Zahlen: 663 Brücken im Rheinland verfügen über den Traglastindex IV, 343 Brücken über den Traglastindex V. Der Index gibt Aufschluss über den Zusammenhang zwischen der Soll- und der Ist-Tragfähigkeit einer Brücke, indem die Bewertung in fünf Stufen, Stufe I (sehr gut) bis Stufe V (sehr schlecht), erfolgt. Nun müsste es schnell gehen, doch genau hier liegt ein weiteres Problem. Die Verfahren zur Sanierung und Instandhaltung der Brücken dauern viel zu lang. Dabei leiden Pendlerinnen und Pendler sowie Unternehmen, die auf LKW-Verkehr angewiesen sind, täglich unter den Baumängeln an Brücken.
Um den Risikofaktor Brücken und die daraus resultierenden unternehmerischen und volkswirtschaftlichen Kosten sowie Umweltschäden zu vermeiden, schlägt die IHK-Initiative Rheinland, ein Zusammenschluss der Industrie- und Handelskammern Aachen, Bergische Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein und Niederrheinische IHK Duisburg, mehrere Maßnahmen vor. Ihr Ziel: Prozesse standardisieren und beschleunigen.

Mit Digitalisierung gegen den Risikofaktor Brücken

„Das ist wichtig, um die Infrastruktur als Motor für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand zu entlasten und einen fließenden Warenverkehr sicherstellen zu können“, so Gregor Berghausen. Eine zentrale Rolle spiele in diesem Zusammenhang die Digitalisierung. „Ziel sollte es sein, digitale Potenziale so auszuschöpfen, dass sich mit ihnen standardisierte Verfahren umsetzen lassen und Daten in einheitlicher Form sowie jederzeit für alle Stakeholder zugänglich sind“, so Berghausen weiter.
Dazu gehöre das verbindliche Nutzen des Building Information Modeling Verfahrens (BIM), einer Methode für Planung, Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software, sowie das kritische Prüfen von Arbeitsprozessen. „Wir als IHKs plädieren deshalb für die Einführung einer verwaltungsinternen Termin- und Projektsteuerung, die insbesondere klare Fristen für die Bearbeitung durch die Verwaltung festschreibt“, erklärt der Hauptgeschäftsführer abschließend.

Auch hier fehlt es an Fachkräften

Bei allen Instandsetzungen müsse das Ziel lauten, Vollsperrungen zu vermeiden. „Ausschließen möchten wir damit negative Auswirkungen für die Infrastruktur der Region, die im schlimmsten Fall auch einen wirtschaftlichen Wettbewerbsnachteil mit sich ziehen können“, mahnt Werner Schaurte-Küppers, Präsident der IHK Duisburg. Wichtig sei bei der hohen Zahl an sanierungsbedürftigen Brücken zudem, das derzeitige Brückenmanagementsystem zu überdenken und auf ein effektives Monitoring zu setzen. „Das bedeutet, dass die Brückensanierungen sinnvoll priorisiert und Maßnahmen kontinuierlich kritisch reflektiert werden“, betont Schaurte-Küppers.
Um den Risikofaktor Brücken im Griff zu behalten braucht es qualifiziertes Personal. Doch auch im Bereich Brückenmanagement ist der Mangel an Fachkräften offensichtlich. „Es ist von zentraler Bedeutung, das Berufsfeld für Bauingenieurinnen und Bauingenieure in der Infrastrukturplanung zu bewerben. Wir schlagen dafür eine entsprechende Imagekampagne vor. Denn eine Kontinuität in der Belegschaft ist eine weitere Grundvoraussetzung für flüssige Verfahrensabläufe“, so der IHK-Präsident aus Duisburg. Um all diese Ziele zu erreichen, müsse die Politik ein Sondervermögen zur Verfügung stellen. „Wir dürfen bei der Finanzierung des Erhalts unserer Infrastruktur keine Abstriche machen.“

Risikofaktor Brücken
Auch die Fleher Brücke – die Rheinquerung der A46 bei Düsseldorf – gehört zu den Sorgenkindern und muss neu gebaut werden. Foto: Andreas Wiese

Beitrag zur Fleher Brücke im Online-Magazin der IHK Düsseldorf.

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