A44 Weiterbau: Geht es endlich voran?

Das Planungsbeschleunigungsgesetz eröffnet neue Chancen.

A44 Weiterbau
Tina Schmidt, IHK-Referentin Branchenbetreuung, diskutierte mit Erhard Zangl, Referatsleiter Nord-West beim Bundesverkehrsministerium, und Udo Pasderski, Bereichsleiter der Deges GmbH (von links).

Text: Mathias Kehren, Fotos: Anna Schwartz
„A44 – Wann kommt endlich der Lückenschluss?“ Um Antwort auf diese Frage zu finden, hatte die IHK Düsseldorf Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft zum Ortstermin auf die Angertalbrücke der Autobahn eingeladen. Im Zentrum des Interesses beim A44 Weiterbau standen die Auswirkungen des Planungsbeschleunigungsgesetzes für das mit Abstand wichtigste Verkehrsinfrastrukturprojekt in der Region.
„Der Lückenschluss zwischen Ratingen und Velbert-Ost ist eine wichtige Lebensader und sichert die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts“, betonte Desirée Bleckmann. „Wir müssen zusehen, dass wir vorwärtskommen“, so die Vizepräsidentin der IHK Düsseldorf. Mit der Fertigstellung existiere dann erstmals eine durchgängige Verbindung von der Rheinschiene zum südlichen Ruhrgebiet. „Ein Riesenvorteil für die Region.“
Olaf Tünkers, Vorsitzender des Unternehmerverbands Ratingen, machte die Vorteile des Projektes an zwei Gesichtspunkten deutlich. Die neue Autobahnverbindung durch den A44 Weiterbau könne die von Dauerstau geplagten Stadtteile Homberg und Hösel entlasten. Diese seien auch verursacht durch viele Pendlerinnen und Pendler. „Ratingen ist ein starker Wirtschaftsstandort“, so Tünkers, „jeden Morgen pendeln rund 35.000 Menschen in die Stadt, viele davon kommen aus dem Ruhrgebiet.“ Eine zweite Verkehrsanbindung, neben der A52, würde für viele Mitarbeitende den Weg zur Arbeit deutlich erleichtern. Das mache den Standort auch für den Arbeitsmarkt attraktiver.

„Die A44 hat höchste Dringlichkeit im Bundesverkehrswegeplan“

Erhard Zangl, Bundesverkehrsministerium

Ulrich Hülsbeck, Vorsitzender des Vereins Schlüsselregion, wurde deutlich. „Wenn die Unternehmerschaft in derartiger Weise reagieren würde, gäbe es keine Unternehmen mehr“, so Hülsbeck in Anbetracht des jahrzehntelangen Planens an dem A44 Weiterbau. Es mag große Probleme bei dem Projekt gegeben haben, räumt er ein, doch die müsse man jetzt schnell angehen und aus dem Weg schaffen. Eine Chance dazu böte seiner Ansicht das Planungsbeschleunigungsgesetz.
Was dieses Gesetz für den A44 Weiterbau bedeutet, erklärte Erhard Zangl vom Bundesverkehrsministerium. „Die A44 hat höchste Dringlichkeit im Bundesverkehrswegeplan“, machte der Referatsleiter Nord-West deutlich. Alle Belange zu dem Vorhaben würden schnell behandelt und zur Umsetzung geführt. Zwar liege die A44 als „altes Verfahren“ noch in Länderverantwortung, dafür würden Klagen, die es möglicherweise noch geben könnte, mittlerweile direkt vor dem Bundesverwaltungsgericht entschieden. Das verhindere den zeitraubenden Weg durch die Instanzen.
144 Projekte sind derzeit auf der Liste für das Planungsbeschleunigungsgesetz. Die A44 ist nicht darunter. Das Beschleunigungsgesetz gelte nicht für Neubauvorhaben, sondern nur für Sanierungen im Bestand, erläutert Zangl. Auswirkungen auf den Lückenschluss der A44 sieht er nicht: „Das Projekt wird schon mit höchster Priorität behandelt.“ Wichtig sei, dass jetzt Baurecht geschaffen werde, dann stehe auch die Finanzierung vom Bund für das Projekt, versicherte er.

A44 Weiterbau wichtig für die Wirtschaft

Auf Baurecht wartet auch Udo Pasderski, Bereichsleiter der Deges GmbH. Er ist verantwortlich für den Ausbau der A44. Mit der Entwässerung und dem Hochwasserschutz im Bereich des Angerbachtals seien zwei grundsätzliche Aspekte in diesem Teilabschnitt erledigt, berichtete er. „Nun fehlt nur noch der Stempel“, schmunzelt Pasderski. Danach folge das Ausschreibungsverfahren, was etwa sechs bis acht Monate in Anspruch nehme. Die Bauzeit für das rund drei Kilometer lange Teilstück mit mehreren Großbauwerken und dem Ausbau des Autobahnkreuzes schätzt er auf 3,5 Jahre.
Die Wichtigkeit der A44 aus Sicht der Wirtschaft machten Ian Hume, Leiter der Logistik der Messe Düsseldorf, und Sandra Jachmann, Geschäftsführerin der Spedition Jachmann noch einmal deutlich.

A44 Weiterbau
IHK-Vizepräsidentin Desirée Bleckmann im Gespräche mit Ulrich Hülsbeck, Vorsitzender des Vereins Schlüsselregion, und Olaf Tünkers, Vorsitzender des Unternehmerverbands Ratingen (von links).

„Extreme Umwege, meist mit Stau“ machen auch den Beschäftigten der Spedition Jachmann zu schaffen. „Der zusätzliche CO2-Ausstoß ist beträchtlich“, gibt Sandra Jachmann zu bedenken. Zwei Tonnen kommen laut ihren Berechnungen alle 1.000 Sendungen zusammen. Hinzu käme noch der Zweitverlust von rund 15 Minuten pro Tour, was sich am Tag auch mal auf zwei Stunden summieren könne.
Bis zu 25.000 Firmen stellen jedes Jahr in der Messe Düsseldorf aus. Das Material dafür wird in bis zu 100.000 Lkw-Ladung transportiert. Jedes Jahr zieht die Messe 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher an. Beeindruckende Zahlen, die Ian Hume nennt. „Die A44 bedeutet eine große Erleichterung“, so der Logistikchef der Messe. Übernachtungsmöglichkeiten gebe es in Düsseldorf zu wenig, weshalb die Menschen auch Hotels und Gastronomie im Umland ansteuerten, so Hume.

„Ich warte jeden Tag darauf, dass die letzte Genehmigung eintrifft“

Jan Heinisch, CDU


In der Landespolitik herrscht große Einigkeit, was die Ausbaupläne angeht. Man werde weiterhin Anträge auf die Tagesordnung setzen und Fachleute einladen, so Elisabeth Müller-Witt (SPD). Mehr sei aus der Opposition nicht möglich. Wichtig sei aber, „weiter Druck zu erzeugen“. Dem schließt sich Dirk Wedel (FDP) an, zugleich sieht er die Bezirksregierung in der Pflicht.
Per Videobotschaft kamen auch Ina Besche-Krastl (Grüne) und Jan Heinisch (CDU) bei der Veranstaltung zu Wort: „Ich habe keinen Zweifel, dass die Autobahn gebaut wird, ich warte jeden Tag darauf, dass die letzte Genehmigung eintrifft. Dann aber wirklich jetzt: Geschwindigkeit beim Bauen“, forderte Heinisch.
Nach Fertigstellung des Ostabschnitts sollte nun das gesamte Projekt schnell zum Abschluss kommen so Ina Besche-Krastl. „Es ist einfach Zeit, dass die Menschen in der Region von diesem massenhaften Verkehr entlastet werden“, fordert die Grüne mit Blick auf die Menschen in Ratingen Homberg.

Angerbachtalbrücke
Dabei waren (von links) Olaf Tünkers (Unternehmensverband Ratingen), Tina Schmidt (IHK Düsseldorf), Elisabeth Müller-Witt (Landtagsabgeordnete der SPD), Dirk Wedel (Landtagsabgeordneter der FDP), Sandra Jachmann (Spedition Jachmann), Desirée Bleckmann (IHK-Vizepräsidentin), Ian Hume (Messe Düsseldorf), Erhard Zangl (Bundesverkehrsministerium), Udo Pasderski (Deges) und Marcus Stimler (IHK Düsseldorf).

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