„The Cradle“ im Düsseldorfer Medienhafen ist das erste Holzhybrid-Bürogebäude in Düsseldorf und zeigt, wie nachhaltige und zukunftsgerichtete Immobilienentwicklung gelingen kann.
Text: Beate Werthschulte, Fotos: ralph richter photography
Die Begrünung sowohl von Neubauten als auch von Bestandsimmobilien schafft viele ökologische und wirtschaftliche Vorteile und trägt dazu bei, die Städte für die Zukunft attraktiver und widerstandsfähiger gegen Hitzeperioden und Starkregenereignisse aufzustellen. „Beispielsweise bieten Begrünungsmaßnahmen nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile. Sie werten Quartiere, Gewerbe- und Industrieflächen auf, sind bei Mietern und Käufern stark nachgefragt und beeinflussen die Energiebilanz von Gebäuden positiv. Sie verbessern insgesamt das urbane Mikroklima“, erklärt Niklas Schulte, Referent Dienstleistungen bei der IHK Düsseldorf. Längst gibt es auch darüber hinaus eine Reihe von Möglichkeiten, Gewerbe- und Wohnimmobilien klimafreundlicher zu gestalten. Ein ganz besonderes Beispiel für eine nachhaltige Immobilie ist das Bürogebäude „The Cradle“. Der Name ist hier Programm, denn es wurde nach dem so genannten Cradle to Cradle-Prinzip, einem Ansatz für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, errichtet. Weit mehr als die Hälfte des weltweiten Abfalls wird nämlich durch die Baubranche produziert – ein guter Grund, hier nun einen Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche zu verwirklichen.
„The Cradle ist ein nachhaltig ausgerichtetes Bürogebäude in Holz-Hybridbauweise. Im Wesentlichen wurde das Gebäude vom Entwurf über die Planung und Ausführung bis hin zur Realisierung und Bewirtschaftung zirkulär ausgerichtet. Es wurden Baustoffe wie Holz und Lehm ausgewählt, die dem ökologischen und technischen Kreislauf zurückgeführt werden können und zirkuläre Bauprodukte verbaut, die am Ende des Lebenszyklus wiederverwendbar oder wiederverwertbar sind. Zu Beginn des Projekts haben wir uns ein Projekt-Manifest auferlegt, in dem mehr als 600 Maßnahmen zur Umsetzung in Prüfung standen. Aufbauend hierauf haben wir die jeweiligen Maßnahmen abgeschichtet, ob sie technisch und wirtschaftlich darstellbar waren und vor allem inwieweit sie am Ende insbesondere auf die Kreislauffähigkeit und CO2-Bilanzierung des Gebäudes einzahlen würden bzw. dann eingezahlt haben“, erklärt Carsten Boell, Geschäftsführer der The Cradle GmbH & Co. KG. „Das sind unter anderem Maßnahmen zur Biodiversität, wie ein Gründach, das die fünfte Fassade des Gebäudes darstellt. Auf diesem wurden 69 PV Module errichtet, die insgesamt 27 Kilowatt-Peak für den Allgemeinstrom des Gebäudes erwirtschaften. Das Dach wurde als wasserspeicherndes Retentionsdach errichtet. Somit stellt dieses die entsprechende Wärme- und Kühlfunktion in den Winter- und Sommermonaten für die darunterliegende Bürofläche sicher. Daneben zahlt Holz als nachwachsender und CO2-bindender Rohstoff in großem Maße auf die CO2-Bilanz der Konstruktion ein“, so der Projektentwickler weiter.



Projekte für nachhaltiges Bauen – mit der IHK Düsseldorf als Partner
Dekarbonisierung bezeichnet die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen mit dem Ziel, klimaschädliche Emissionen durch Wirtschaftstätigkeiten langfristig zu vermeiden und auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen umzusteigen – auch in der Bau- und Immobilienwirtschaft ein wichtiges Ziel. So hat es sich das Projekt „Nachhaltiges Bauen und Sanieren – Dekarbonisierung des Gebäudebestands mit minimiertem Ressourceneinsatz (CO2Bau)“, betreut von einem interdisziplinären Team aus Experten verschiedener Fachrichtungen, zum Ziel gesetzt, Hemmnisse und Hürden sowie Chancen und Synergien zu identifizieren, die für eine Transformation des Gebäudesektors entweder bereits verfügbar sind oder gemeinsam erschlossen werden müssen. „Wir wollen eine Kommunikationsplattform schaffen, die die verschiedenen Akteure, etwa Handwerksbetriebe, Projektentwickler oder die Wirtschaftsförderung, bereits frühzeitig miteinander vernetzt, um die Herausforderungen für nachhaltiges Bauen besser zu meistern“, erklärt Prof. Dr. Eike Musall, verantwortlicher Projektleiter des Instituts für lebenswerte und umweltgerechte Stadtentwicklung (In-LUST) an der Hochschule Düsseldorf. Ein weiteres Projekt, für das er gemeinsam mit seinem Team erst vor wenigen Tagen in einem ersten Schritt eines mehrstufigen Verfahrens den Projektantrag eingereicht hat, ist das „Kompetenzzentrum für zirkuläre(s) Handwerk und Bauwirtschaft: Ein Bauteillager als Reallabor für Bildung, Transfer und Baukultur im Kreislauf (BauLoop)“. Gemeint ist ein Lager, in dem wertvolle Bauteile aus Bestandsgebäuden gesammelt und später in Neubauten der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt werden – so genannte zirkuläre Bauprodukte.
Unterstützung auf dem Weg zur Klimaneutralität
Da die Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag für die Wertschöpfung in Deutschland liefert, ist sie auch für die IHK Düsseldorf ein wichtiges Thema. Sie beobachtet die aktuellen Trends dazu und engagiert sich unter anderem auch als Initialpartner und wichtiger Impulsgeber des „Düsseldorfer Klimapakts mit der Wirtschaft“. „Wir sehen es als eine unserer Aufgaben an, unsere Mitglieder auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen, damit Düsseldorf auch in Zukunft ein prosperierender Wirtschaftsstandort und eine lebenswerte Stadt bleibt. Daher ist es unter anderem unsere Aufgabe über zukunftsweisende Konzepte, die Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen, zu informieren. Wir freuen uns über jedes Unternehmen, das sich im Klimapakt engagiert. “, so Niklas Schulte.
Die IHK Düsseldorf bietet zum Download einen Impulsgeber Gebäudebegrünung an, der alle relevanten Aspekte der Planung und Umsetzung von Begrünungsmaßnahmen in der Landeshauptstadt Düsseldorf und den Kommunen des Kreises Mettmann kompakt darstellt.
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