Vom Messestand zum Desinfektionsspender

Pixlip war in der Pandemie innovativ und flexibel.

Hochwertige Stelen mit Desinfektionsspender gehören jetzt zum Angebot von Pixlip.

Text: Werner Grosch, Foto: Paul Esser

Die Corona-Krise hat einen Wirtschaftszweig vielleicht am härtesten von allen erwischt: die Messebranche. Bei Veranstaltern, Caterern, Logistikern und ganz besonders Messebauern brach das Geschäft von heute auf morgen komplett ein. Das gilt auch für das Langenfelder Unternehmen Pixlip, das auf kunstvoll hinterleuchteten Ausstellungsständen und ähnliche Einrichtungen mit LED-Ausstattung spezialisiert ist. „Unser Umsatz ist um 90 Prozent eingebrochen“, berichtet Karl Lang, der gemeinsam mit Lars Backhaus die Geschäfte der erst vor zehn Jahren gegründeten Firma führt. Messen machen normalerweise mehr als die Hälfte des Umsatzes aus. Und auch das Geschäft mit Ladeneinrichtungen, das sonst rund ein Fünftel einbringt, ging drastisch zurück.
Corona traf das Unternehmen so heftig wie plötzlich. „Einen Tag lang waren wir nicht so gut drauf, aber dann haben wir angefangen zu handeln“, sagt Lang. Die neue Geschäftsidee war schnell klar, nachdem im Frühjahr der Mangel an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln bekannt geworden war. Dank guter Geschäftsbeziehungen nach China konnte Pixlip schnell hochwertige Waren besorgen. Und auf der Basis der hauseigenen Produkte ließen sich in kürzester Zeit ebenso ansehnliche Stelen mit Desinfektionsspendern, Infotafeln oder Trennwände zur Sicherung der Abstandsregeln herstellen.

Auf zu neuen Ufern

Doch wie vertreibt man die? Und noch dazu die Masken? „Das ist natürlich ein ganz anderer Markt als der, den wir bisher bedient haben“, räumt der Geschäftsführer ein. Klar war aber, dass dieser Markt nur über Onlinekanäle wirklich zu bedienen sein würde. Also haben sich Programmierer, Social-Media-Manager und andere Spezialisten aus dem eigenen Haus daran gemacht, innerhalb einer Woche einen kompletten Webshop aufzubauen und ihn auch mit hohem finanziellen Aufwand zu bewerben – vor allem über Facebook und Instagram. Die Website gibt es inzwischen schon in fünf Sprachen.
In Windeseile war die Marke „Pixcare“ aufgebaut. Und wie beim Hauptprodukt der Langenfelder ist es die hochwertige Anmutung, die den Erfolg ausmacht. Inzwischen stehen die Stelen des Unternehmens in rund 650 Filialen der Hypo Vereinsbank in halb Europa und auch in zahlreichen Sparkassen der Region. Aber auch Supermarktketten und – seit ihrer Wiedereröffnung – Fitnessstudios gehören zu den Abnehmern. Vor allem die Desinfektionsmittelspender, die völlig kontaktlos funktionieren, sind beliebt.

Acht Wochen lang war es richtig Stress.“

Karl Lang, Pixlip

Der Erfolg war indes hart erkämpft. „Es hat hervorragend funktioniert, aber acht Wochen lang war es auch richtig Stress“, erzählt Karl Lang. Schnelligkeit, Einsatz und Innovationsfreude hätten sich schließlich gelohnt. Und so konnte Pixlip nicht nur die zeitweilige Kurzarbeit schnell wieder beenden und schwerwiegende Verluste vermeiden, sondern sogar zusätzliche Umsätze verbuchen. Das Unternehmen gehe auf jeden Fall mit einem positiven Ergebnis aus diesem Jahr, erwartet Lang. Und das, obwohl er mit einem Wiederanlaufen des Messe- und Eventgeschäfts in nennenswertem Umfang in diesem Jahr nicht mehr rechnet.

Und danach? Der Unternehmer ist überzeugt, dass die Messen auch nach Corona nicht wieder so stattfinden werden wie bisher: „Das lief ja immer noch wie in den 1970er Jahren. Aufwendige Bauten, auf denen Produkte präsentiert werden sollten, die man dann aber lieber doch gar nicht zeigt, damit sie niemand kopiert.“ Präsenzveranstaltungen wird es wohl wieder geben, aber der klassische Messebau werde es auch dann noch sehr schwer haben. Für das Pixlip-System sieht er trotzdem eine gute Zukunft, weil es leicht, vielseitig, hoch effektiv und wiederverwendbar sei.

Ob hingegen Pixcare als Marke langfristig erhalten bleibt, bezweifelt Lang: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in drei, vier Jahren noch in dem Ausmaß Masken und Desinfektionsmittel nutzen werden. Aber wir warten mal die Entwicklung ab.“ Die rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Langenfeld können dem jedenfalls gelassen entgegensehen, schließlich haben sie Flexibilität und Innovationsfähigkeit hinlänglich bewiesen.


Anm. d. Red.: Durch die Coronakrise stand das Wirtschaftsleben keuchend, auf seinen Knien gestützt, an der roten Ampel. Jetzt kann man als Unternehmerin oder Unternehmer darauf warten, dass die Ampel wieder auf Grün springt. Oder man gibt sich mit der Warteposition nicht zufrieden und geht in Aktion! Wir zeigen Menschen, die aktiv geworden sind und exemplarisch für viele stehen. Und wir haben Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft gebeten, uns ihre Einschätzung zu diesen Aktivitäten zu geben.

Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf:

Foto: Stadtsparkasse Düsseldorf

Die Corona-Pandemie hat den deutschen Mittelstand vor bisher ungeahnte Herausforderungen gestellt. Geschäftsmodelle von Unternehmen wurden praktisch über Nacht hinterfragt und mussten neu ausgerichtet werden. Ein Musterbeispiel für die Anpassungs- und Innovationsfähigkeit im deutschen Mittelstand ist das Langenfelder Unternehmen Pixlip. Innerhalb kürzester Zeit gelang es Pixlip, das Geschäftsmodell mit einer neuen Produktidee, den völlig kontaktlos funktionierenden Desinfektionsspendern, neu auszurichten. Wir als Stadtsparkasse Düsseldorf freuen uns, dieses innovative Unternehmen als Kunden begleiten und betreuen zu dürfen.

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