Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Meike Schrömbgens
Als Thorsten Havemann im Jahr 2019 mit einem Freund essen war und sie über die Arbeit sprachen, klagte sein Gegenüber über ein Problem, das viele Unternehmen betrifft: mangelnde Transparenz der Firmenfinanzen. Welche Ausgaben gibt es insgesamt? Sind einige eventuell zu hoch? Wo verlieren wir, wo gewinnen wir? In vielen Betrieben werde „Management nach Kontostand“ gemacht, so Havemann, der damals Unternehmensberater war. Gerade kleine und mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer hätten häufig gar nicht die Zeit, alle Ein- und Ausgaben bis ins Detail zu analysieren. Langfristig kann das zu erheblichen finanziellen Schieflagen bis hin zur Insolvenz führen.
„Neun von zehn Unternehmen kennen ihre Ist-Daten nicht“, sagt Havemann, der International Business studierte und vor seiner Gründung unter anderem Dax-Unternehmen im Bereich Kundenservice beriet und für HSE 24 und Vodafone arbeitete. „Zudem gehen 79 Prozent aller Firmenpleiten auf fehlende Finanzkontrolle zurück.“ Der 40-Jährige erkannte eine Marktlücke und entwickelte nachts und an den Wochenenden den Prototyp einer Software, die einen klaren und strukturierten Überblich über sämtliche finanzielle Vorgänge eines Unternehmens bietet. „Technisch versierte Freunde haben mir damals geholfen. Es war ein gutes Gefühl, etwas eigenes aufzubauen.“
„Keine Standard-Beratung, sondern konkrete Antworten auf spezifische Fragen“
Im Februar 2020 gründete er das Start-up Companyon – und landete kurz darauf wie alle anderen im Corona-Lockdown. Doch er und sein Team, dem inzwischen 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehören, überstanden die schwierige Anfangsphase und wuchsen kontinuierlich. Heute gehört Companyon zu drei Unternehmen aus Düsseldorf, die es in die dritte Runde des Förderprogramms Scale-up.NRW geschafft haben. Die Initiative, die der Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland GmbH zusammen mit der German Entrepreneurship GmbH im Auftrag des Landesministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie umsetzt, unterstützt bereits etablierte Start-Ups dabei, auf internationalen Märkten Fuß zu fassen.
„Es war ein gutes Gefühl, etwas eigenes aufzubauen.“
Thorsten Havemann, CEO von Companyon
Während des 18 Monate laufenden Programms begleitet ein Mentor jedes Start-up, vermittelt Kontakte, berät in strategischen Fragen und unterstützt das junge Unternehmen bei der Kunden-Akquise im Ausland. „Wir arbeiten bereits mit Unternehmen in der Schweiz und Österreich zusammen und möchten unsere internationalen Aktivitäten weiter ausbauen“, sagt Havemann, der gebürtig aus dem Emsland stammt und seit wenigen Wochen Vater einer Tochter ist. „Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung, die keine Standard-Beratung ist, sondern konkret auf unsere spezifischen Fragen eingeht.“ Aktuell stehe eine neue Finanzierungsrunde an, auch dabei gebe das Förderprogramm wichtige Impulse.
„Companyon liefert eine passgenaue Lösung“
Mentor und Unternehmensberater Guido Pott, der selbst langjähriger Chief Financial Officer (CFO) ist, kann die Komplimente nur zurückgeben. „Companyon bietet eine innovative Controlling-Software, entwickelt speziell für kleine und mittlere Unternehmen. Dank klarem Fokus und kontinuierlichem Austausch mit den Kunden werden Anforderungen und Bedienbarkeit für den Nutzer in den Vordergrund gestellt. Companyon liefert eine passgenaue Lösung, die hilft, finanzielle Abläufe effizient zu steuern und strategische Entscheidungen zu treffen. Dies stärkt die Wettbewerbsfähigkeit seiner Kunden und fördert wirtschaftliches Wachstum in diesem wichtigen Sektor.“
In spätestens fünf Jahren möchte Thorsten Havemann mit Companyon „die führende Lösung für Controlling im Mittelstand sein“. Er versteht sich dabei als Partner, der Unternehmen Mut machen und Chancen aufzeigen möchte. „Im besten Fall sind wir eine Art Co-Pilot, der gemeinsam mit den Kunden durch den manchmal komplexen Bereich der Finanzen navigiert und die Sicherheit vermittelt, auf solidem Boden zu stehen.“
„Das Programm Scale-up.NRW bietet Unternehmen eine unschätzbare Chance, ihr Wachstumspotenzial zu entfalten und sich international zu behaupten. „
Dr. Nikolaus Paffenholz, Geschäftsführer Unternehmensservice der IHK Düsseldorf
Aus Sicht der IHK Düsseldorf ist die Förderung innovativer Start-ups wie Companyon durch Scale-up.NRW essenziell für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. „Das Programm Scale-up.NRW bietet Unternehmen eine unschätzbare Chance, ihr Wachstumspotenzial zu entfalten und sich international zu behaupten. Es ist bemerkenswert, dass sich auch in der dritten Runde von Scale-up.NRW drei vielversprechende Start-ups aus der Landeshauptstadt Düsseldorf in einem starken Bewerberumfeld erfolgreich durchsetzen konnten“, sagt Dr. Nikolaus Paffenholz, Geschäftsführer Unternehmensservice der IHK Düsseldorf.
Weitere Beiträge über Gründende & Start-ups.
