Text: Natascha Plankermann, Fotos: Julian Huke Photography, Arttrade
Wenn es darum geht, mit Kunst Geld zu verdienen, wird gerne Andy Warhol zitiert: „Geld machen ist Kunst, und Arbeiten ist Kunst, und ein gut laufendes Geschäft ist die beste Kunst.“ Das klingt, als hätte er das Motto des Düsseldorfer Start-ups arttrade formuliert: Ihre Geschäftsidee ist es, hochpreisige Werke vielen Menschen zugänglich machen, indem sie anteilig in Kreationen bekannter Künstler wie Gerhard Richter, Günther Uecker oder Tony Cragg investieren können. Und daran verdienen, wenn diese mit Gewinn verkauft werden. Dieser Ansatz rentiert sich: Die Gründer belegten jetzt den dritten Platz beim OUT OF THE BOX.NRW, einem der höchstdotierten Start-Up-Wettbewerbe in Deutschland. Dr. Nikolaus Paffenholz, Geschäftsführer Unternehmensservice bei der IHK Düsseldorf, zollt seinen Respekt für diese Leistung: „Das Preisgeld von 10.000 Euro ist großartig, aber noch wichtiger sind die Anerkennung und das Networking. Der Wettbewerb öffnet Türen und verschafft den Gewinnern eine Sichtbarkeit, die sie sonst nur schwer erreichen können.“
„Out of the box“ gedacht: Kunst als alternative Anlageklasse
Das sieht auch Julian Kutzim so, der mit Svenja Heyer und David Riemer zu den Gründern von arttrade gehört. Er erklärt, wie das Unternehmen den exklusiven Kunstmarkt für alle öffnen und gleichzeitig das Kulturgut fördern möchte: „Kunst ist eine alternative Anlageklasse und hat sich in der Vergangenheit als renditestark, krisenresistent und unabhängig von beispielsweise Aktien erwiesen. Ein Investment in Kunst wird zwar von Vermögensverwaltern empfohlen, aber in der Regel haben sie nicht die entsprechende Expertise und das dazugehörige Netzwerk. Zudem fehlt den meisten Menschen das Geld, um sich Werke im Top-Segment leisten zu können.“ arttrade will in diese Bresche springen: „Unser Expertenteam wählt mittels datenbasierter Analyse vielversprechende Werke aus, kauft diese an und macht sie über ein Wertpapier anteilig investierbar.“ Dabei konzentriert sich arttrade auf so genannte „Blue Chip Kunst“ – das bedeutet, auf Künstler, die zu den renommiertesten der Welt gehören, die so genannten Top 100.
„Kunst ist eine alternative Anlageklasse und hat sich in der Vergangenheit als renditestark, krisenresistent und unabhängig von beispielsweise Aktien erwiesen.“
Julian Kutzim, Gründer von arttrade
arttrade verfügt nach eigenen Worten über ein entsprechendes Netzwerk zu international führenden Galerien und Kunsthändlern. Darüber erwirbt das Unternehmen dann zum Beispiel eins der charakteristischen Nagelbilder von Günther Uecker mit dem Titel „Diagonale Struktur V“ zu einem attraktiven Preis. Auf der Homepage können Privatanleger das Bild als eines der so genannten Assets auswählen. Sie können in ganze Kunstportfolios oder eben in ein einzelnes Bild investieren. Mindestens 1.000 Euro müssen sie dafür in die Hand nehmen. „Ein Werk bleibt durchschnittlich fünf Jahre in unserem Portfolio, dann verkaufen wir es. Wenn es einen passenden Moment gibt, kann auch früher verkauft werden. Die Kunden vertrauen auf unsere Expertise, wir beobachten permanent den Markt.“, erläutert Julian Kutzim.
Kunst – nicht fürs Wohnzimmer
Das Finanzierungsvolumen für das Nagelbild beträgt 150.000 Euro. „Nehmen wir an, der Wert verdoppelt sich und es wird für 300.000 Euro verkauft. Dann erhält arttrade vom erzielten Gewinn – also 150.000 Euro – zehn Prozent, den Rest schütten wir unter den Anlegern aus“, sagt Kutzim. Aufgrund der Bekanntheit der Künstler sei das Ausfallrisiko deutlich geringer, als wenn man etwa beim Rundgang in der Düsseldorfer Akademie das Werk einen unbekannten jungen Künstler erwerbe. „Da sollte einem in erster Linie die Kunst gefallen“, sagt Julian Kutzim. „Wenn sich der Wert mit der Zeit entsprechend entwickelt, um so schöner. Aber sicher ist das nicht.“
Die Werke, in die man bei arttrade investieren kann, kann man sich nicht ins Wohnzimmer hängen. Doch Julian Kutzim sagt: „Wir zeigen sie immer wieder in thematisch passenden Ausstellungen – sie sollen gesehen werden, wie zum Beispiel eine Arbeit von Georg Baselitz, die derzeit ihren Platz in einer Lounge im Düsseldorfer Flughafen hat.“
Die Idee von arttrade, geboren 2021 während der Pandemie anlässlich des Durchbruchs der so genannten Blockchain-Technologie, entwickelt sich gut: Das Team wuchs innerhalb von drei Jahren von drei auf zehn Mitarbeitende – und den Gewinn bei OUT OF THE BOX.NRW sieht Julian Kutzim als weitere Bestätigung dafür, sich auf dem richtigen Weg zu befinden. Zukünftig soll der Fokus auch auf Künstler außerhalb der Top 100 gerichtet werden. Vielversprechende Arbeiten von sogenannten Emerging Artists werden bereits jetzt schon Kunstportfolios von institutionellen Anlegern beigemischt. Zudem bietet arttrade immer wieder auch jungen Künstlern eine Plattform, um sich vorzustellen, etwa dem Düsseldorfer Grafittikünstler Hoker One.
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