IHK-Präsident: Was wird von der Corona-Krise bleiben?

Kommentar von Andreas Schmitz zum Umgang mit der Pandemie

IHK-Präsident Andreas Schmitz fordert schnelles Handeln von der Politik.

Foto: IHK Düsseldorf

Das Coronavirus hält unsere Welt im Würgegriff. Was ist das besondere an der Corona-Krise? Meines erachtens ist es die größte Wirtschaftskrise nach der Großen Depression am Ende der 1920er Jahre. Denn fast gleichzeitig treten in fast 180 Ländern der Welt Angebots- und Nachfrageschocks der Wirtschaft sowie die daraus resultierenden Liquiditätsprobleme zusammen auf und treffen dabei auf Notenbanken, die im Nachgang zur Finanzkrise eigentlich schon ihr ganzes Pulver verschossen haben. Ich glaube nicht an eine schnelle Erholung trotz aller Konjunkturpakete oder Wiederaufbaufonds. Allein der Name Wiederaufbaufonds ist schon irreführend, denn im Gegensatz zu einem Krieg wurde der Kapitalstock – also Anlagen und Maschinen – eben nicht zerstört.

„Bürger loben die Politik, obwohl sie die rechnung nicht kennen.“

Gleichwohl haben sich die Politiker darauf verständigt, „whatever it takes“, „es gibt keine Grenzen nach oben“ (Scholz), dass möglichst niemand die Folgen der Corona-Krise spüren darf. (Angenehmer Nebeneffekt: Von Mautdebakel, Klimawandel, Flüchtlingskrise und Rüstungsprojekten etc. spricht kaum noch einer). Vielmehr loben die Politiker das Verständnis, die Opferbereitschaft und die Solidarität der Bürger. Und diese loben – zumindest in Deutschland – seit langem mal wieder die Politik und besonders diejenigen, die in Regierungsverantwortung stehen. Und das tun sie, obwohl sie alle die Rechnung noch nicht kennen.
Aus deutscher Sicht sollte dabei nicht unberücksichtigt bleiben, dass künftig die nationale Verschuldung nur der kleinere Teil des Problems sein wird. Denn die nächste Generation wird auch die europäischen Schulden mitschultern müssen, ob aus EU-Haushalt, ESM-Krediten, EZB-Bilanz oder vielleicht, um nicht zu sagen wahrscheinlich, Corona-/Eurobonds.
Damit stellt sich auch die Frage nach der Generationengerechtigkeit, die schon bei der Debatte um Lockerung nur für Jüngere beziehungsweise Abschottung der Älteren sichtbar wurde. Sie wird uns noch lange und intensiv begleiten. Es ist eine gefährliche Medizin, die der Staat in seiner grenzenlosen Fürsorge zur Linderung der Pandemie-Schmerzen verabreicht. Zumal die Folgen einer möglichen Staatsschuldenkrise 2.0 nicht von denen bezahlt werden, die aufgrund ihres Alters ganz besonders von der hoffentlich erfolgreichen Eindämmung der Pandemie profitieren, sondern überwiegend von jenen, die jetzt statt in Kita und Schulen ihre Zeit im Home-Office der Eltern totschlagen.

„Sollte der Lockdown nicht schneller als bisher angedacht gelockert werden?“

Dies vor Augen muss immer wieder hinterfragt werden, ob der Lockdown nicht schneller als bisher angedacht gelockert werden sollte bei unverändert strikten Schutzvorschriften für sogenannte Risikogruppen. Und ob nicht ein größerer Teil des wirtschaftlichen Risikos beim Einzelnen verbleiben und eben nicht vom Staat und damit der Gemeinschaft übernommen werden sollte. Das heißt nichts anderes, als dass bei wirtschaftlichen Problemen im Unternehmensbereich ruhig auch das Privatvermögen des Unternehmers oder Aktionärs zur Linderung der Probleme helfen sollte.
Mit einer Staatsfinanzierung durch die Geldpresse ist keinem gedient. Gleichwohl loben die Banken die EZB, die Notenbanken die Politik, und die Politiker sich selbst und die Bürger. Und die Bürger erfreuen sich am kollektiven Selbstbetrug. Vergessen dabei aber das Wesentliche: Denn irgendwann sind nicht nur die Geretteten überfordert, sondern auch die Retter.
Eines lässt sich heute aber schon definitiv sagen: Sollten wir die Corona-Krise überwinden und davon bin ich überzeugt, wird die Welt eine andere sein. Vielleicht auch eine bessere, in der Solidarität und das Miteinander wieder einen höheren Stellenwert einnehmen. Halten wir also gemeinsam die Augen offen, dass wir die sich bietenden Chancen dazu nutzen und weiter entwickeln. Think positive.

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