Palettenweise

Auch Logistiker stellt die Pandemie vor besondere Herausforderungen. Doch wie kommt der Joghurt auch in in solchen Zeiten zuverlässig ins Supermarktregal?

Text: Jürgen Grosche, Foto: Dachser

Der Lockdown als Reaktion auf die Corona-Pandemie hat die gesamte Wirtschaft ausgebremst. Mittendrin muss die Logistik als Bindeglied zwischen vielen Branchen die Belieferung der Unternehmen und Konsumenten sicherstellen. Besonders wichtig ist die Versorgung mit Lebensmitteln. Selbst in den chaotischen Anfangszeiten des Lockdown funktionierten hier die Logistik-Ketten. „Das ist eine Leistung der Logistiker, die ihre Einstufung als systemrelevante Branche verdeutlicht und rechtfertigt“, sagt Thomas Vieten, Verkehrsreferent der IHK Düsseldorf. Doch wie kommen in Corona-Zeiten der Joghurt oder die Butter zuverlässig vom Hersteller ins Regal der Geschäfte? Wenn Stefan Behrendt, Standortleiter Düsseldorf beim Logistik-Unternehmen Dachser im Neuss-Düsseldorfer Hafen, die Lieferkette beschreibt, wird deutlich, wie flexibel die Branche gerade jetzt arbeiten muss und wie wenig diese Leistung wahrgenommen wird. Man hält volle Lebensmittelabteilungen für eine Selbstverständlichkeit, ohne sich die Unwägbarkeiten in Krisenzeiten klarzumachen.

Wer will wann was?

Erste Unsicherheit: Die Menschen kaufen mehr Lebensmittel ein, da sie mehr zu Hause sind, Gastronomen hingegen weniger. Bleiben wir beim Beispiel Joghurt: Der Handel bestellt bei der Molkerei plötzlich die dreifache Menge. „Dann brauchen Sie von heute auf morgen dreimal so viel Laderaum – dazu entsprechend auch das Fahrpersonal, die Mitarbeiter im Umschlag und im Lager“, beschreibt Behrendt die direkte Konsequenz.
Wie schafft man das? „Wir sind sehr flexibel aufgestellt“, erklärt Behrendt. Im Industriebereich hat die Krise zu Rückgängen geführt, die Kollegen helfen den Food-Logistikern, auch über die Standorte hinweg. Weiterer Vorteil: gut ausgebildete Mitarbeiter. Am Neuss-Düsseldorfer Standort sind rund 500 Mitarbeiter tätig, die Ausbildungsquote liegt bei 15 Prozent, die Übernahmequote fast bei hundert Prozent. „So können die Mitarbeiter flexibel eingesetzt werden“, beschreibt der Standortleiter den Vorteil. Umfassend geschult, können sie zum Beispiel schnell vom Be- zum Entladen wechseln oder im Büro zwischen verschiedene administrativen Aufgabenbereichen springen. Für das Unternehmen hat die Flexibilität den Vorteil, dass derzeit keine Kurzarbeit notwendig ist – alle werden gebraucht.

„Logistik ist People’s Business“

Aber es gibt eine weitere Unsicherheit: Gerade Logistiker müssen sich mit Corona befassen. „Logistik ist People’s Business“, erklärt Behrendt. Fahrer und Lagermitarbeiter haben viel Kontakt mit Kunden und Empfängern. Das Logistikunternehmen muss also die Mitarbeiter besonders schützen. „Wir haben schon Ende Februar weitgehende Maßnahmen eingeführt“, sagt Behrendt. Die Logistikbranche insgesamt bleibt vom Wirtschaftsabschwung indes nicht unberührt. Da ganze Produktionen stoppten, gebe es in einigen Logistikbereichen Überkapazitäten, erklärt der IHK-Experte Vieten. „Logistik ist ohnehin eine Branche, in der Preise gedrückt werden. Das passiert durch die zusätzlichen Kapazitäten jetzt erst recht.“ Auch je nach Verkehrsträger gibt es Unterschiede. Da im Flugverkehr nur noch Cargo fliegt und Passagiermaschinen, die ebenfalls Luftfracht transportieren, am Boden sind, gibt es weniger Kapazitäten, die Preise steigen. Schiffe seien konkurrenzlos günstig, wenn der Transport nicht zeitkritisch ist.

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