Was macht eigentlich die Friedrichstraße?

Sie gehört zu den wichtigen Verkehrsadern Düsseldorfs, doch das Leben ist ihr im Lauf der Jahre streckenweise abhandengekommen.

Friedrichstraße
IHK-Handelsexperte Sven Schulte ist überzeugt, dass 2025 die letzte Baustelle auf der Friedrichstraße verschwunden sein wird.

Text: Natascha Plankermann, Fotos: Andreas Endermann
Jeden Tag fluten Autos, Radfahrer und Lastwagen ab dem Bilker Bahnhof über die Friedrichstraße in die City hinein und stoßen dabei immer wieder auf neue Baustellen. Erst „wanderte“ die Straßenbahn unter Tage, jetzt werden dort Kanäle, Kabel und Leitungen für die Fernwärme verlegt. Warnlampen, Absperrungen, hölzerne Brücken über klaffende Schächte im Boden – nicht nur die Geschäftsleute, auch viele Anwohnerinnen und Anwohner, die entlang der Straße eingekauft haben, seufzen und denken: Das nimmt kein Ende … „Doch, das wird schön!“ setzt Sven Schulte, Referent Handel und Stadtentwicklung bei der IHK Düsseldorf, diesem Eindruck entgegen, und seine Perspektive entspricht auch der Überzeugung von Dietmar Wolf. Er wohnt nicht nur um die Ecke, sondern engagiert sich in mehrfacher Hinsicht als Sprecher der Interessengemeinschaft „Die Friedrichs“ und als „grüner“ Bürgermeister des Stadtbezirks 3.

Ein langer Weg für die Friedrichstraße

Dass die Friedrichstraße ein Facelift nötig hatte, war laut Sven Schulte schon vor mehr als zehn Jahren klar. „2013 wurden gemeinsam mit den Anliegerinnen und Anliegern erste Ideen entwickelt, die sich von der heutigen Realisierung gar nicht sehr unterscheiden: größere Bürgersteige zum Flanieren, eine breitere Radspur und Seitenräume mit Platz für Terrassen der Gastronomie, Ladezonen oder Parkplätze.“ Die bunten Entwürfe, die all dies mitsamt Restaurantgästen, Radfahrenden und Spaziergängerinnen und Spaziergängern zeigen, sieht man zwar derzeit nur auf dem Onlineauftritt der Stadt. Dietmar Wolf und Sven Schulte sind jedoch überzeugt: 2025 wird die Straße fertig, einige der jetzt begonnenen Baustellen sollen schon im Jahr zuvor geschlossen sein. Dann stehe auch der Eröffnung eines Motel One in den Räumen des ehemaligen Stern-Verlags nichts mehr im Weg. Aber: „Es hat viel zu lange gedauert, bis die Gestaltung umgesetzt wurde“, betonen die beiden. Die Pandemie hat dazu beigetragen, die Pläne auszubremsen und zusätzlich die Geschäftsleute in Lockdowns unter Druck gesetzt.

„Zufriedene Kundschaft kommt wieder und guter Service spricht sich rum“

Dietmar Wolf, Interessengemeinschaft „Die Friedrichs“

Die andauernde Durststrecke überstanden viele nicht – und so verlor die Straße nicht nur den Stern-Verlag: Neben zahlreichen anderen gab zuletzt die Traditionsmetzgerei Pick & Goertz im Februar 2023 auf. „Wer investiert denn, wenn er weiß, dass die Baustellensituation noch mindestens zwei Jahre andauert?“, fragt Sebastian Knepper. In seinem Geschäft „Holy Craft Beer Store“ mit handwerklich gebrauten Bieren (mit gleichnamiger Bar an der Liefergasse in der Altstadt) vermisst er die Laufkundschaft, die früher zwischendurch Geschenke kaufte. Knepper spricht von einem „Bündel von Problemen“, mit dem die Anliegerinnen und Anlieger zu kämpfen haben – die sieht auch Dietmar Wolf, meint jedoch: „Manche Einzelhändlerin und mancher Einzelhändler besitzt nicht einmal eine einfache Visitenkarte im modernen Schaufenster unserer Zeit, dem Internet.“ Dabei gelte es für den ortsgebundenen Einzelhandel doch, mit den Entwicklungen des E-Commerce Schritt zu halten und gleichzeitig Kundinnen und Kunden mit Service und Qualität zu binden. „Das kann das Netz so nicht. Zufriedene Kundschaft kommt wieder und ein guter Service spricht sich rum.“

Eine gemeinsame Initiative

Herumsprechen soll sich nach Meinung von Wolf und Schulte auch das Engagement der 2017 gegründeten „Friedrichs“- Initiative, in der 40 von 110 Einzelhändlerinnen und Einzelhändler zusammengeschlossen sind: „Da geht noch mehr, wir verstehen uns inzwischen als Quartiersentwickler und wünschen uns auch Anwohnerinnen und Anwohner als Mitglieder“, sagt Dietmar Wolf. Wer dabei ist, bekommt nicht nur eine Rabattkarte für seine Einkäufe an der Friedrichstraße. Wolf: „Wir laden auch regelmäßig zu Veranstaltungen und Stammtischen ein.“ Sich vernetzen und gegen den Kundinnen- und Kundenschwund angehen, das ist nur ein Ziel der „Friedrichs“: Künftig soll auch entlang der Straße mehr los sein. So will man Feste auf dem Kirchplatz steigen lassen, sobald dieser mitsamt Kinderspielplatz und blühender Wiese wie geplant 2024 ein neues Gesicht erhalten habe. Derzeit ist allerdings Unterstützung für Geschäftsleute wie Sebastian Knepper angesagt, die an der sich schleichend entwickelnden Straße durchhalten wollen – in Zeiten knapper Kassen und steigender Mieten. Dafür hat die Stadt das Büro Stadt + Handel mit einem Zentrenmanagement beauftragt, das an der Friedrichstraße 40 bei Sorgen und Nöten helfen soll. Auch die an der Gestaltung beteiligte Ingenieurgesellschaft Lindschulte & Kloppe bietet Sprechstunden an. Ob die Anstrengungen ausreichen, bis es ab 2025 „schön wird“? Knepper zuckt die Achseln.


Friedrichstraße

Das Zentrenmanagement an der Friedrichstraße 40 bietet jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr eine Sprechstunde an. Darüber hinaus gibt es Stammtische für Bürger und Geschäftsleute.
Kontakt: Matthias Gerke (0157 53264020 oder zm-friedrich@duesseldorf.de).
Für die Belange der Anwohnerinnen und Anwohner und spezielle Fragen zur Erreichbarkeit und zur Mobilität ist das Anliegermanagement der Lindschulte Ingenieurgesellschaft ansprechbar. Entweder per Mail (mitte-sued@lindschulte.de), telefonisch (0162 2303448, montags bis freitags, 12 bis 17 Uhr) oder jeden dritten Donnerstag von 16 bis 18 Uhr im Zuge der Anliegersprechstunde im Büro des Zentrenmanagements.
Mehr über das Engagement der Initiative „Die Friedrichs“ erfährt man online.


Mehr aus der Rubrik „Was macht eigentlich“ im Online-Magazin der IHK Düsseldorf, unter anderem zu den Themen Lückenschluss der A44, Schadowstraße und Fleher Brücke.

Fragen, Anregungen oder konstruktive Kritik zum Online-Magazin der IHK Düsseldorf? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.
Die Redaktion